Keine Angst vor Islamisierung
Merkel: «Haben wir den Mut, zu sagen, dass wir Christen sind»
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde – auch angesichts möglicher Islamisierung durch Flüchtlinge aus dem Nahen Osten – gefragt: «Wie wollen Sie Europa und unsere Kultur schützen?» Ihre Antwort sorgt in den Sozialen Medien für Furore. Wir bringen sie im O-Ton.
«Ich glaube, erst einmal, dass der Islamismus und der islamistische Terror leider Erscheinungen sind, die wir ganz stark in Syrien, in Libyen, im Norden des Irak haben, aber zu denen leider auch die EU eine Vielzahl von Kämpfern beigetragen hat. Wir können nicht sagen, «das ist ein Phänomen das uns nichts angeht», sondern es sind zum Teil Menschen, oft sehr junge Menschen, die in unseren Ländern aufgewachsen sind und wo wir auch unseren Beitrag leisten.Zweitens: Angst war noch nie ein guter Ratgeber, weder im persönlichen noch im gesellschaftlichen Leben. Kulturen und Gesellschaften, die von Angst geprägt sind, werden mit Sicherheit die Zukunft nicht meistern.
Gehört der Islam zu Deutschland?
Und drittens: Wir haben diese Debatte natürlich auch, weil wir sehr viele Muslime in Deutschland haben. Wir haben die Debatte darüber, ob der Islam zu Deutschland gehört. Wenn man 4 Mio. Muslime hat, finde ich, braucht man nicht darüber streiten, ob die Muslime zu Deutschland gehören und der Islam nicht oder ob der Islam auch zu Deutschland gehört. Da gibt es auch diese Sorgen.
Wieder mal in den Gottesdienst gehen
Aber ich muss ganz ehrlich sagen: Wir haben doch alle Chancen und Freiheiten, uns zu unserer Religion zu bekennen. Und wenn ich etwas vermisse, ist es nicht, dass ich jemandem vorwerfe, dass er sich zu seinem muslimischen Glauben bekennt, sondern dann haben wir doch auch den Mut zu sagen, dass wir Christen sind, haben wir doch den Mut zu sagen, dass wir da in einen Dialog eintreten. Haben wir doch dann aber auch bitteschön die Tradition, mal wieder in den Gottesdienst zu gehen, ein bisschen bibelfest zu sein, und vielleicht auch mal ein Bild in der Kirche erklären zu können. Wenn sie mal Aufsätze in Deutschland schreiben lassen, was Pfingsten bedeutet, dann würde ich mal sagen, ist es mit der Kenntnis übers christliche Abendland nicht so weit her. Und sich anschliessend zu beklagen, dass sich Muslime im Koran besser auskennen, finde ich irgendwie komisch.
Mit den eigenen Wurzeln befassen
Vielleicht kann uns diese Debatte dazu führen, dass wir uns mit unseren eigenen Wurzeln befassen und ein bisschen mehr Kenntnis darüber haben. Insofern finde ich diese Debatte sehr defensiv – gegen terroristische Gefahren muss man sich wappnen. Ansonsten ist die europäische Geschichte so reich an so dramatischen und gruseligen Auseinandersetzungen, dass wir sehr vorsichtig sein sollten, uns sofort zu beklagen, wenn woanders etwas Schlimmes passiert, wir müssen dagegen angehen, wir müssen versuchen, das zu bekämpfen, aber wir haben auch überhaupt keinen Grund zu grösserem Hochmut, muss ich sagen – das sage ich als deutsche Bundeskanzlerin.»
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Quelle: Livenet / SRF