Situation in Myanmar

Vertreibung als christliche Bewährung

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Das neuerliche Militärregime in Myanmar hat am 18. Oktober seinen Gegnern eine weitreichende Amnestie gewährt. Doch der Kampf gegen die Christen des überwiegend buddhistischen Landes geht weiter: Kirchen werden angezündet und mit Kanonen beschossen.

Der birmesische Diktator General Min Aung Hlaing, von dem das Land seit dem Offiziersputsch am 1. Februar geführt wird, hat die Freilassung von über 5'600 Demonstranten und Widerstandskämpfern – fast 8'000 sind weiter in Haft – mit dem buddhistischen Lichterfest Thadingyut begründet, das am Ende einer dreimonatigen Fasten- und Besinnungszeit fröhlich gefeiert wird.

Den eigentlichen Grund für seine plötzliche Milde sehen christliche Beobachter aber in der Brüskierung von Hlaing durch den südostasiatischen Staatenbund ASEAN vor dessen Gipfeltreffen Ende Oktober. Brunei, das derzeit den Vorsitz der Gruppe innehat, schloss den General von einer Teilnahme aus. Statt ihm sollte Myanmar eine unpolitische Persönlichkeit vertreten. Als Begründung wurden fehlende Fortschritte bei der Umsetzung des im April vereinbarten Fünf-Punkte-Plans für eine friedliche Lösung nach dem Putsch angeführt. Mit seiner Amnestie wollte nun Min Aung Hlaing diesen Vorwurf entkräften.

Verstärkte Angriffe auf christliche Kirchen

Mit Öffnung der Tore der für unmenschliche Zustände und Folterungen berüchtigten Haftanstalt Hinsein erhofft sich der birmesische Machthaber, doch noch den Weg zum ASEAN-Gipfel in Bandar Seri Begawan auf Borneo zu bahnen. Sein Kampf gegen die Christen von Myanmar geht aber weiter und wird sogar verstärkt: So schoss die Artillerie der Regierungstruppen seither an einem Tag vier Kirchen in Trümmer! Sie alle lagen im birmesischen Bundesstaat Kayah an der Grenze zu Thailand. Von seinen rund 300'000 Bewohnern gehören fast die Hälfte christlichen Freikirchen an: Baptisten, pfingstliche «Assemblies of God», Methodisten. Letzten Mai waren in Loikaw, dem Hauptort von Kayah, bei einem Angriff der Soldateska des Militärregimes auf die katholische Bischofskirche vier Menschen ums Leben gekommen. Das sind aber nur Höhepunkte wahlloser Angriffe auf von Christen bewohnte Gebiete.

Beobachter der Vereinigten Nationen warnen in Kayah vor einer allgemeinen christlichen Fluchtbewegung in den Urwald und weiter nach Thailand. Ein Drittel der Einwohner des Bundesstaates sei bereits auf dem Marsch. Die Flüchtlinge brauchen dringend Lebensmittel, Material für den Bau von Unterkünften, Medikamente und medizinische Versorgung. Ein UNO-Berichterstatter warnt vor einem «Massensterben in Kayah»: durch Hunger, Krankheit und Unbilden der Witterung.

Das Geschäft der Armee

Anderswo gehen die birmesischen Streitkräfte noch brutaler vor. Diese «Tatmadaw», eine Armee aus rund 500'000 Freiwilligen, wird durch eisernen Korpsgeist und wirtschaftliche Interessen zusammengehalten. Es handelt sich bei ihr um den grössten Geschäftemacher im Land. Und diese Geschäfte wollen sich die Militärs nicht stören lassen. Am allerwenigsten durch die nicht in diesen Korruptionssumpf hineingezogenen Christen.

Gezielte Angriffe

Im Chin-Staat haben die Tatmadaw in der Stadt Falam, wo die «Chin Baptist Convention» ihren Sitz hat, deren Kirche und das ganze umliegende Christenviertel in Brand gesteckt. Seit dem Februarputsch hat die Armee regelmässig Kirchen beschossen, zerstört und entweiht. In Chin sind an die 90 Prozent der Menschen Christen, die meisten von ihnen Baptisten. Dort befindet sich auch Myanmars «Chin Christian University» und das «Christian Institute of Theology».

Ein grosser Teil ihrer Studentenschaft beginnt aber dieses Wintersemester drüben im nahen Indien. Die Professorin Siang Zi hat sie über die Grenze ins weitgehend presbyterianische Mizoram begleitet: «Hier haben wir geschwisterlich Aufnahme gefunden. Vertreibung und Flucht sind auch eine Form des Martyriums für Jesus in unserer Heimat! Wenn wir einmal zurückkehren, werden wir ein christlicheres Myanmar erlitten haben…» 

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Datum: 22.10.2021
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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