Drei Monate nach Anschlägen
Sri Lanka: Veränderte Haltung gegenüber Christen
Die Art und Weise, wie Christen in ganz Sri Lanka auf die schrecklichen Bombenattentate am Ostersonntag reagierten, hat Spuren hinterlassen. Immer wieder hörte man Botschaften der Vergebung und der Liebe statt Rachegedanken und Gewalt. Und das hat die ganze Gesellschaft verändert.
Raj (Name aus Sicherheitsgründen geändert), ein Pastor aus Sri Lanka, war mitten im Ostergottesdienst seiner Gemeinde, als ihn die schrecklichen Nachrichten der Anschläge aus zweieinhalb Stunden entfernt liegenden Orten erreichten. «Ich weiss nicht, wie wir den Gottesdienst an dem Tag zu Ende gebracht haben. Aber irgendwie schafften wir es und am Ende merkten wir, dass unser Gebäude von der Polizei umringt war, die gekommen war, um uns zu schützen.»«Wir würden uns rächen!»
Dass die Christen mit Vergebung und Liebe auf die Angriffe reagierten, war und ist für viele Menschen unverständlich. «Buddhistische und muslimische Leiter kamen zu ihnen und sagten: 'Wäre das in unserer Gemeinschaft passiert, würden wir zurückschlagen. Wir würden Rache ausüben wollen an den Menschen, die uns das angetan haben.' Sie staunten enorm über die Vergebung, die von den christlichen Gemeinschaften ausgesprochen wurde», berichtet Wendy Nagle der christlichen Organisation «Global Disciples», die unter anderem Pastor Raj unterstützt.
Veränderte Einstellung
Seither hat sich vieles verändert: Die Gemeinde von Raj sei enorm gewachsen, die Mitgliederzahl habe sich verdoppelt, nachdem sie einige Wochen lang Sünden bekannten, fasteten und beteten. Generell habe sich die kulturelle Einstellung gegenüber den Christen verändert. «In der Vergangenheit war es in Sri Lanka nicht einfach, Traktate zu verteilen oder Menschen christliche Information und Literatur abzugeben. Und es war definitiv nicht einfach, Menschen in eine Kirche einzuladen. In Hausgemeinden war das eher möglich. Aber jetzt können sie sich öffentlich treffen, weil das Land nach diesem Ereginis positiv auf Christen reagiert», berichtet Nagle.
Und so seien laut Pastor Raj die Menschen, die an dem Tag gestorben sind, zu einer Saat für Sri Lanka geworden. Nagle: «Was sie jetzt erleben, ist der Anfang einer Zeit der Erweckung in dem Land.»
Zum Thema:
Warnungen nicht beachtet: Sri Lanka: ISIS suchte «Vergeltung für Christchurch»
Nach 29 Toten in der Kirche: Sri Lanka: Pastor der Zionskirche vergibt Attentätern
Nach den Anschlägen: Die Lage ist unter Kontrolle – aber unter wessen Kontrolle?
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / MNN