Christen machen Unterschied

«Ohne Traumabegleitung geht eine ganze Generation verloren»

«Christen haben immer eine Botschaft der Hoffnung.» Doch das Trauma nach dem IS ist bei vielen Irakern gross. William (Name geändert) steht ihnen bei und warnt, dass ohne eine Aufarbeitung der Erlebnisse eine ganze Generation verloren gehen könnte.

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Kinder in einem Flüchtlingslager in Syrien
Manchmal weint William, wenn er spricht. Die Schicksale der Leidenden, die er begleitet, rütteln auf. Doch im Gespräch mit Livenet ist auch zu erkennen, dass Christen einen Unterschied machen können. Dann lacht William wieder. Die Bandbreite der Gefühle im Nahen Osten ist immens.

Der Irak ist heute weniger im Brennpunkt der Schlagzeilen. Die Kameras sind weg. Dennoch ist das Engagement vor Ort wichtig, gerade in Gegenden, die vom IS heimgesucht worden sind, sagt William, der unter verfolgten Christen im Land arbeitet. «Rund 80 Prozent der Häuser sind zerstört. Bevor die Christen zurückkommen können, müssen ihre Häuser renoviert werden.» Er hilft zum Beispiel beim Gründen von kleinen Firmen, so dass Arbeitsplätze und damit verbunden Perspektiven geschaffen werden können.

Generation soll nicht verloren gehen

Viele Menschen leiden an einem Trauma, «weil jemand aus der Familie umgebracht oder gefoltert worden ist». Jede Familie sei betroffen. «Heilung braucht Zeit. Deshalb geben wir Gemeindeleitern Trauma-Training, damit sie erkennen, welche Menschen betroffen sind und damit sie die Tools haben, um beim Überwinden zu helfen.»

Deshalb sei es wichtig, in den nächsten Jahren noch vor Ort zu sein. «Ansonsten geht eine ganze Generation wegen Trauma-Problemen verloren», erklärt William.

Und seine Frau Hana ergänzt: «Einige meiner Freunde haben uns gesagt, dass sie durch unsere Präsenz spüren, dass wir bei ihnen sind, für sie beten und ihnen helfen wollen. Sie fühlen sich sicherer und sehen, dass die Welt da draussen von ihnen weiss und sich um ihr Befinden sorgt.»

Zur Rückkehr ermutigen

William, der auf Einladung von «Open Doors» in der Schweiz einen Einblick in die Lage der Christen im Irak gab, erklärt weiter: «Für sie ist es eine grosse Ermutigung, uns zu sehen. Denn andere Organisationen sind gegangen, als der Krieg zu Ende war. Sie sehen, dass wir noch immer da sind. Das macht ihnen Mut.»

Besonders wichtig ist, die Christen zu ermutigen, ihr Leben in der Region wieder aufzubauen, statt das Land zu verlassen, beobachtet Hana. «Es geht weniger um das direkte Überleben, wie noch vor drei, vier Jahren. Nun geht es darum, die Zukunft wieder aufzubauen.»

Die Schulen sind zerstört und die Elektrizität funktioniert noch nicht, bilanziert William. «Unter diesen Umständen in die Dörfer zurückzukehren, ist nicht einladend. Deshalb ist es wichtig, das Bildungssystem wieder zum Funktionieren zu bringen und Jobs anzubieten.»

«Es gibt Hoffnung»

«Mein Arbeitsort ist im Büro», sagt William. «Wir führen einen christlichen Buchladen. Wenn kirchliche Leiter Hilfe brauchen, bin ich da. Zum Beispiel mit Materialien, die wir zur Verfügung stellen können.»

Für William ist klar, dass es mehr als eine Theorie ist, dass es Hoffnung für den Irak gibt. «Beten wir, dass die Christen wieder Hoffnung erhalten und nicht nur im Westen Antworten suchen, sondern dass sie im Irak bleiben wollen. Das Leben sollte wieder besser werden. Gott ist noch immer da – aber wenn jeder geht, geht das Licht im Irak aus. Das wollen wir nicht, wir wollen, dass die Christen bleiben. Sie haben immer eine Botschaft der Hoffnung für die Zukunft – und es ist wichtig, auf diese zu schauen.»

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Datum: 25.05.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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