«Über Freiheit informieren»
Nordkorea: 1'000 digitale Bibeln per Ballon über die Grenze
Eine Gruppe von Nordkoreanern, die aus dem Land fliehen konnten, haben hunderte von Ballons mit 1'000 USB-Drives mit Bibeln und Bibeltexten über die Grenze nach Nordkorea geschickt. Die digitalen Speicher enthalten auch Fotos und Informationen aus der freien Welt.
Jeong Kwang-il ist einer von denen, die aus Nordkorea entkommen konnten, dem wohl am strengsten abgeschirmten Land der Welt. Er leitet das Hilfswerk «No Chain» (ohne Kette) und hat mit Freunden zusammen 350 Ballons über die gemeinsame Grenze von Nord- und Südkorea geschickt. «Wir können durch GPS bestätigen, dass alle Ballons im Gebiet von Mount Kumgan gelandet sind», erklärte er nach der Aktion. Nach seinen Angaben war es bereits das zehnte Mal seit Juni, dass seine Gruppe Ballons über die Grenze geschickt hat. «Das ist das letzte Mal in diesem Jahr, denn die Winde drehen sich» erklärte er der Agentur United Press International (UPI).
Aufklären über «die Welt draussen»
Die USB-Sticks wurden von Studenten der Yale-Universität, der Universität von Alabama in Birmingham (USA) und Schülern in Wyoming gespendet. Ausser Bibeltexten enthalten sie auch Fotos und Videos, welche die Nordkoreaner über die Realität in der «Welt draussen» und über die Gefahren des nordkoreanischen Atomprogramms aufklären.Jeong (54) erklärte, dass er in Nordkorea zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden sei – für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte. Jetzt wohnt er in Seoul und schickt immer wieder USB-Sticks, SD-Karten und andere Speicher über die Grenze. Er nutzt Helium-Ballone, menschliche Schmuggler und Helikopter-Dronen für seine Aktionen.
Warum keine Revolution?
«In den letzten Jahren hatten wir die Jasmin-Revolution in Tunesien und den Arabischen Frühling. Wieso geschieht nichts Ähnliches in Nordkorea?», fragte er in einem Interview mit dem Magazin «The Atlantic». «Der Grund ist einfach: weil es informationsmässig solch ein abgeschottetes Land ist. Die Leute wissen gar nicht, dass ihre Situation furchtbar ist … Wir wollen diese Ignoranz durchbrechen.»
Nach groben Schätzungen besitzen etwa 10 Prozent der Bevölkerung in Nordkorea einen Computer. Über die Hälfte haben einen Media-Player aus chinesischer Produktion, genannt «Notel».
Nach dem Weltverfolgungsindex des Hilfswerks «Open Doors» ist Nordkorea der «schwierigste Ort auf der Welt, Christ zu sein». Nach ihren Schätzungen sind etwa 70'000 Christen in Arbeitslagern interniert, viele davon in abgelegenen Gebieten unter furchtbaren Bedingungen.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times