Diskriminiert und ausgegrenzt
Die Heilsarmee in der Slowakei setzt sich für die Roma ein
Erst vor kurzem wurde die Heilsarmee in der Slowakei eröffnet. Unter anderem setzt sie sich für die Roma ein, die rund neun Prozent der Gesellschaft ausmachen.
Rund zwei Drittel der Roma leben in Siedlungen. Vielen fehlt es an Hoffnung und Perspektive. Diese wird durch den christlichen Glauben vermittelt. Erste Gemeinden mit einheimischen Leitern bestehen inzwischen.«Ursprünglich waren die Roma ein Wandervolk. Normalerweise bleiben sie nicht lange an einem Ort, sondern ziehen irgendwann weiter», erklärt Ria Scholtens-Stuurop. Zusammen mit ihrem Mann Teunis T. Scholtens reist sie regelmässig von Tschechien in die Slowakei, um die Heilsarmee in dieser Nation aufzubauen. Dazu gehört die Arbeit unter Roma, deren Lage in diesen beiden Ländern nicht einfach ist.
«Manchmal werden sie aus einer Gesellschaft nach einiger Zeit rausgeworfen. Um eine Roma-Siedlung, bei der wir uns engagieren, wurde eine Mauer gebaut, die sie von dem normalen Dorf trennt.»
Er versuchte, weiss zu sein
Wenn man eine solche Siedlung besucht, ist man überrascht von der Gastfreundschaft und was sie einem geben wollen, stellte Ria Scholtens-Stuurop fest. «Wichtig ist, dass man Vertrauen aufbaut und dass wir als Fremde, als Nicht-Roma, ihnen nicht sagen, was sie zu tun haben. Man muss eng mit ihnen zusammenarbeiten. Sie sind Menschen mit einem Verlangen nach einer Zukunft, sie wollen leben und arbeiten.»Das Stigma, ein Roma zu sein, kann schwierig sein. «Einer unserer Roma-Mitarbeiter sagte: «Bevor ich in die Schule ging, stand ich vor den Spiegel und versuchte, mir meine Farbe wegzuwaschen, so dass ich als normaler Mensch akzeptiert bin.» Das war vor rund 30 Jahren. Sein kleiner Junge ist heute neun Jahre alt. Er wollte auf einem Spielplatz mitspielen. Seine Mutter fragte ihn, warum er an der Seitenlinie stehe. Da antwortete der Kleine: 'Sie sagten mir, dass dies nur für weisse Menschen ist.'»
«Es gibt einen Weg»
Die Diskriminierung gegen diese Gruppe sei noch immer da. «Wenn jemand immer sagt, dass du schlecht und zu nichts zu gebrauchen bist, dann glaubst du das irgendwann.» Es sei eine schwierige Aufgabe, diese Last wegzunehmen.
«Was wir als Heilsarmee tun können, ist, ihnen ihre Würde zurückzugeben und zu sagen: «Du bist ein Mensch. Du bist geschaffen worden von Gott. Du verdienst einen Platz auf dieser Erde zum Leben. Und wir stehen dir bei. Es wird einen Weg geben.»
«Offen für den Glauben»
Die Arbeit unter den Roma ist ein wichtiger Pfeiler der slowakischen Heilsarmee, erklärt Regionaloffizier Vitalie Chiriac. Offizier Jozef Knoflicek leitete die Heilsarmee-Arbeit unter den Roma. «In der Slowakei wurde bereits seit zwanzig Jahren eine Arbeit unter Roma geführt. Als wir kamen, wurden wir gefragt, ob wir das übernehmen könnten, weil mehr Finanzen und Sozialentwicklung nötig waren. Zudem wurde ihr Leiter pensioniert.» Die Heilsarmee führt diesen Dienst nun seit etwas mehr als einem Jahr weiter.
«Wir engagieren uns nun in Roma-Siedlungen in verschiedenen Städten. Roma sind offen für den Glauben. Aber es ist eine Herausforderung, ihren Charakter zu ändern, sie sind sehr frei und selbstzentriert.» Langsam entwickle sich aber eine geistliche Leiterschaft. Die Heilsarmee helfe auch den Kindern. «Teilweise wissen die Eltern nicht, wie sie Zeit mit den Kinder verbringen sollen und die Kinder gehen abgelehnt zur Schule.»
Neun Prozent der Slowakei sind Roma
Inzwischen wurden zwei Roma-Gemeinden gegründet, so Jozef Knoflicek. Es sei ein Wandel zu beobachten. Die Menschen helfen sich gegenseitig. An einem Ort wurde gemeinsam mit der Heilsarmee ein Kindergarten errichtet, an einem anderen Ort eine Vorschule. «Ihre Eltern kommen in die Gemeinde um zu sehen, was die Kinder lernen und oft bleiben sie und kommen dann regelmässig.»
In der Slowakei leben rund 600'000 Roma, die Statistik weise etwas weniger aus, sagt Knoflicek. «Es sind rund neun Prozent der Einwohner, es gibt etwa 700 Siedlungen von 50 bis 6000 Einwohner. Zwei Drittel von ihnen leben in solchen Siedlungen. Je östlicher diese liegen, desto weniger sind sie entwickelt», so Knoflicek. In der Slowakei gebe es heute noch einen Rassismus gegen Roma, speziell in den kleineren Städten.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet