«Humanitäre Katastrophe droht»
ISIS benutzt 20'000 Kinder als lebende Schutzschilde
Der Kampf um die Rückeroberung der Stadt Falludscha von der Terror-Organisation ISIS ist im Gange. Jetzt warnt das UN-Flüchtlingshilfswerk, dass mindestens 20'000 Kinder in der Stadt eingeschlossen sind und vom «Islamischen Staat» als lebende Schutzschilde missbraucht werden könnten.
«Gezwungen, den Krieg der Erwachsenen zu kämpfen»
In der 50 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt sind über 50'000 Zivilisten eingeschlossen; viele von ihnen sind Kinder. Sie leben nicht nur in einer trostlosten humanitären Situation, sondern auch unter dem Risiko, zum Kampf für den IS gezwungen zu werden. William Spindler, Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), teilte der Presse mit, es gebe «mehrere Berichte, nach denen Menschen vom IS als Schutzschilde festgehalten» worden seien.
Auch die stellvertretende UN-Gesandte für den Irak, Lise Grande, sagte vor Medienvertretern in New York, es gebe «glaubwürdige Informationen», wonach die Extremisten verstärkt Familien ins Zentrum von Falludscha brächten und ihnen nicht erlauben, «diese Sammelplätze zu verlassen». Die betroffenen Familien seien «in grosser Gefahr, wenn es eine militärische Auseinandersetzung gibt», warnte Grande. «Für Kinder, die gewaltsam zum Kampf rekrutiert werden, ist ihr Leben und ihre Zukunft in Gefahr; sie werden gezwungen, Waffen zu tragen und zu benutzen und den Krieg der Erwachsenen zu kämpfen», hält das UN-Hilfswerk in einer Erklärung fest. Es rief alle Parteien auf, «Kinder in Falludscha zu schützen» und «denen, die die Stadt verlassen wollen, sicheres Geleit zu geben». Bisher gelang nur 3700 Menschen die Flucht aus der Stadt.
Erbitterter Kampf befürchtet
Falludscha war die erste grosse Stadt im Irak, die in die Hände des IS fiel. Heute ist es die letzte grössere Stadt, die im westlichen Irak noch von der Terrorgruppe kontrolliert wird. In der Stadt gibt es nur begrenzten Zugang zu Nahrungsmitteln und Medikamenten. Lebensmittel und sauberes Wasser werden knapp. Der norwegische Flüchtlingsrat, der in der Nähe mehrere Flüchtlingscamps betreibt, warnte vor einer «humanitären Katastrophe». Viele befürchten einen erbitterten und langwierigen Kampf um die Stadt, weil sie so lange unter der Herrschaft des IS war. So besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Terrorgruppe Bomben in der Stadt gelegt hat. Gleichzeitig begrenzt die Präsenz von so vielen Zivilisten die Möglichkeit von Luftangriffen.
Die irakische Armee hat ihre Offensive – nicht zuletzt zum Schutz der Zivilisten – verlangsamt. UN-Botschafterin Grande beteuerte, die Regierung in Bagdad sei sich der Notwendigkeit, die Zivilbevölkerung während der Offensive zu schützen, «sehr bewusst».
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / CBN News / Deutsche Welle