Indien
177 Übergriffe auf Christen im letzten Jahr
Nach einem Bericht der Indischen Evangelischen Allianz wurden in Indien im Jahr 2015 177 Übergriffe auf Christen registriert. Die effektive Zahl dieser Vorkommnisse liegt aber höher, weil immer wieder Angriffe nicht gemeldet werden. Ein brutaler Überfall ereignete sich letzten Sonntag.
Der Report lokalisiert viele dieser Vorfälle in Zentralindien, besonders in Chhattisgarh und Madhya Pradesh sowie im nördlichen Staat Uttar Pradesh. In sechs Staaten ist der Übertritt von Hindus zum Christentum verboten. Wer es trotzdem versucht, wird gewaltsam zum Hinduismus «zurückbekehrt». Es wurden auch Fälle gemeldet, wo Hindupriester Menschen nach ihrer Bekehrung zum Christentum die Köpfe scherten und sie im Dorf herumführten, um sie zu demütigen.
Überfall auf Gottesdienst einer Pfingstgemeinde
Am letzten Sonntag überfielen etwa 25 radikale Hindus den Gottesdienst einer Pfingstgemeinde im Staat Chhattisgarh – eine Woche nachdem die Regierung einer US-Kommission die Einreise verweigert hatte, die religiöse Übergriffe untersuchen wollte. Die radikalen Hindus kamen auf Motorrädern und begannen, wahllos auf die 60 Gottesdienstbesucher einzuschlagen. Sie zogen Frauen aus und zerstörten Eigentum der Gemeinde, einschliesslich Bibeln.
Zwar wurden sieben der Attentäter von der Polizei festgenommen; lokale Christen beklagen jedoch, dass eine allgemeine «Atmosphäre der Straflosigkeit» solche Übergriffe im ganzen Land immer wieder begünstigt. Seitdem die hindu-nationalistische Bharatiya Jana Sangh-Partei (BJP) in mehreren Staaten die Gewalt übernommen hat, werden Übergriffe gegen Christen dort praktisch nicht mehr geahndet, trotz offizieller Religionsfreiheit.
«Jesus war ein Hindu»
In Indien sind ca. 2,3 % der Bevölkerung Christen, das sind ca. 25 Millionen. Viele von ihnen gehören zur Kaste der «Unberührbaren», der Dalits, die die ärmste Volksgruppe im Land darstellen.
Ausser direkten Angriffen sind Christen auch Opfer von Desinformation und öffentlicher Manipulation, was ihren Glauben betrifft. So veröffentlichte ein Führer der rechtsnationalen Partei «Rashtriya Swayamsevak Sangh» (RSS) kürzlich ein Buch, das behauptete, Jesus sei in Wirklichkeit Hindu gewesen. Sein wirklicher Name sei Keshao Krishna, und er sei Brahmane gewesen. Das Christentum sei demnach eine hinduistische Sekte. Bei seiner Kreuzigung sei Jesus durch Essener vom Kreuz gerettet und durch Heilkräuter geheilt worden; den Rest seines Lebens habe er im Himalaya verbracht.
Nigel Barrett von der Erzdiözese Bombay kritisierte das Buch: «Das ist ein Versuch, die Geschichte neu zu schreiben und uns in Kontroversen zu verwickeln. Das Christentum ist gut begründet und basiert auf Jesus, der ohne Zweifel eine reale Person in der Geschichte war.»
Zum Thema:
Amnesty International: «Religiöse Intoleranz in Ostasien nimmt zu»
Grosser Wandel in Indien: Wo das Christentum wächst, wird das Kastensystem irrelevant
Indien: Religionswechsel soll strafbar werden
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / The Gospel Herald