Patriotische Frömmigkeit in Russland – Putin würdigt den Heiligen Serafim
Pikant ist, dass die Sowjets Sarow (heute 80'000 Einwohner) zur geschlossenen, mit Stacheldraht gesicherten Nuklear-Stadt machten. Die majestätische Kathedrale des Heiligen Serafim, in den letzten Jahren renoviert, befindet sich in dieser Zone, zu der auch auswärtige Russen ohne Sondergenehmigung nicht Zutritt haben. So konnte Putin zwar den orthodoxen Patriarchen Alexij II. in der Kirche treffen; die Pilger fand er laut dem Bericht der Nachrichtenagentur AP im nahegelegenen Dorf Diwejewo.
Der Schar der Frommen sagte der Moskauer Herrscher, Russland habe viele leuchtende Leistungen im Dienst an Gott, dem Volk und dem Vaterland gekannt, „aber Serafim von Sarow, sein Leben und seine Studien gehören zu den hellsten“. In Sichtweite der verbotenen Zone (von den Sowjets geschaffen, um das Pilgerwesen abzustellen) sagte Putin, der bekanntlich im KGB Karriere machte: „Die heutige Feier ist möglich dank der Wiedergeburt von religiöser, geistlicher Freiheit in Russland“.
Was hätte wohl Serafim von Sarow (1759-1833), einer der ganz grossen Gestalten der russischen Kirchengeschichte, dem Mann aus Moskau gesagt? Der Sohn einer Kursker Kaufmannsfamilie trat mit 19 Jahren ins Kloster von Sarow ein und wurde dort als Diakon und Priester ordiniert. Im Alter von 35 Jahren zog er sich in die Einsamkeit zurück. Fast 30 Jahre lang, von 1794 bis 1825, lebte er völlig abgeschieden, zuerst im Wald, dann in einer Zelle des Klosters.
1825 öffnete er die Tür seiner Zelle – und damit begann eine einzigartige Zeit der Seelsorge. Während der letzten acht Lebensjahre Serafims strömten Menschen jedes Standes aus ganz Russland nach Sarow, um Hilfe fürs Leben, geistliche Weisung und Heilung zu empfangen. So streng der Asket mit sich selbst war, so gütig begegnete der Starez (geistlicher Vater) den Hilfesuchenden. Die russische orthodoxe Kirche, die seitdem keinen Geistlichen vergleichbarer Statur und ähnlichen Einflusses gehabt hat, kanonisierte Serafim von Sarow im Jahr 1903.
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch