Spiritual Care

Religion und Glaube im Spital – ein holpriger Weg

Religion und Glaube gehören zur Persönlichkeit vieler Menschen. Viele medizinische Fakultäten und Spitäler müssen das erst noch begreifen. Doch es ist Land in Sicht.

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Die Referenten mit René Hefti (2.v.l.), Eckhardt Frick (rechts) und Simon Peng-Keller (2.v.r.)
Fachleute aus Universität, Forschung und Gesundheitswesen tauschten sich an der Schweizerischen Tagung für Spiritual Care im Gesundheitswesen am Samstag (23.März 2019) in Basel über die Fortschritte der noch jungen Wissenschaft und Praxis aus.

Dabei zeigte sich: Es braucht das Zusammenspiel von Wissenschaftern und Praktikern, damit Spiritual Care in Spitälern und Pflegeeinrichtungen zum Tragen kommt, so dass beispielsweise ein Patient, der Gebet und geistlichen Beistand wünscht oder braucht, diesen auch bekommt. Denn es hat sich gezeigt und ist durch Studien unterlegt: Wenn die spirituellen Dimensionen im Menschen mobilisiert werden, verläuft auch der Heilungsprozess besser. Die Klinik SGM in Langenthal, zum Beispiel, praktiziert das seit vielen Jahren.

Auffällig bei Migranten

Besonders hat sich das etwa im Umgang mit Migranten gezeigt. «Die Migration schafft im Gesundheitswesen neue Realitäten», betonte der Forscher und Dozent René Hefti von der Klinik SGM Langenthal an der Basler Tagung. «Migranten aus anderen Kulturkreisen sind oft stärker in ihren religiösen Traditionen und Praktiken verwurzelt. Auch ihr Krankheits-und Heilungsverständnis ist davon beeinflusst.»

Die drei Dimensionen

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Simon Peng-Keller
Die Psychosomatische Medizin, wie sie die SGM-Klinik seit Beginn geprägt hat, werde durch die Spiritual Care erweitert. Ebenso die Palliative Care. «Patienten suchen in existentiellen Krisen, zum Beispiel durch eine Krebserkrankung, nach erweiterten und alternativen Behandlungsmöglichkeiten», sagte René Hefti. Jede Krankheit habe eine biologische, eine psychologische und eine soziale Dimension – Hefti spricht vom «biopsychosozialen Modell». Dazu komme auch die spirituelle und religiöse Dimension.

Endlich ein Lehrstuhl

Aufschwung hat Spiritual Care durch die Professur in Zürich mit Prof. Simon Peng-Keller bekommen. Er stellte den aktuellen Stand der Spiritual Care in der Schweiz vor. Auch er bestätigt: «Es ist empirisch gut belegt, dass religiöse und spirituelle Haltungen und Praktiken den Umgang mit Krankheit beeinflussen.» Oft zeigten sich «spirituelle Ressourcen» aber erst dann, wenn Patienten darauf angesprochen werden. Die Handhabung damit könne nicht unbedingt den Ärzten aufgebürdet werden. Es sei jedoch wichtig, dass diese die Grenzen ihrer Disziplin kennen und gegebenenfalls Fachleute hinzuziehen.

Nachholbedarf europaweit

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Eckhardt Frick
Dass europaweit – im Gegensatz zu den USA, wo Spiritual Care schon weit verbreitet ist – noch viel Land einzunehmen ist, bestätigte Prof. Eckhard Frick, Leiter der Forschungsstelle Spiritual Care an der Technischen Universität München. Mit einer Umfrage suchte er herauszufinden, wie Spiritual Care in der Ausbildung an den Medizinischen Fakultäten gehandhabt wird. Dabei zeigten sich europaweit noch zahlreiche weisse Flecken. Es gebe noch einen grossen Nachholbedarf, so habe, zum Beispiel, das Thema erst kürzlich auch den französischen Raum erreicht. Frick sprach von einer Knochenarbeit.

Langsame Fortschritte

Dennoch, Spiritual Care macht Fortschritte, auch wenn diese mindestens ebenso harzig verlaufen, wie einst bei der Palliativpflege. In Symposien wurden in Basel die Fortschritte an Kliniken in Aarau, Lausanne, Langenthal und Linz vorgestellt. Im Aargau gibt es seit längerem ein Ausbildungsprogramm für Freiwillige, organisiert durch Pfarrerin Beatrice Tschanz von der Reformierten Landeskirche. An andern Orten lassen sich Psychologinnen in Spiritual Care weiterbilden. Maya Zustein Shaha, Professorin für Pflegewissenschaft an der Berner Fachhochschule BFH, zeigte, wie das heute bei der Pflege von Krebspatienten funktioniert. Die Pflege spiele eine wichtige Rolle, wenn es um Spiritualität gehe, so die Professorin. Dazu brauche es aber noch weitere Abklärungen.

Das psycho-sozio-spirituelle Modell der Klinik SGM

Die Fortschritte sind noch bescheiden. Immerhin gibt es in Aarau seit Oktober 2018 eine 40-Prozent-Stelle für Spiritual Care, wobei diese über Drittmittel finanziert werde, wie die Ärztin Regula Gasser, Fachbeauftragte für Spiritual Care am Kantonsspital Aarau, darlegte. Den Sonderfall der Klinik SGM in Langenthal beschrieb dessen CEO Nathan Keiser: Man arbeite mit dem Dreisäulen-Modell fachärztliche Diagnostik, therapeutisches Milieu und seelsorgerliche Hilfe. Spirituelle Aspekte stünden gleichwertig neben anderen Dimensionen.

Zur Webseite:
Forschungsinstitut für Spiritualität und Gesundheit
Internationale Gesellschaft für Gesundheit und Heilung

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Datum: 26.03.2019
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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