Fussball-Idol verstorben
Uwe Seeler: Bei der Sinnfrage kommt Gott ins Spiel
Die Hamburger Fussball-Grösse Uwe Seeler ist vergangene Woche gestorben. Er selbst bezeichnete sich als Christ. Vor allem bei der Frage nach dem Sinn des Lebens kam er an Gott nicht vorbei.
Am vergangenen Donnerstag ist das Hamburger Fussball-Idol Uwe Seeler mit 85 Jahren gestorben. Er galt für viele als Vorbild, weil er trotz seiner Karriere beim Hamburger Sportverein (HSV) und in der Nationalmannschaft bodenständig und bescheiden blieb. Der Theologe und Journalist Günther Klempnauer berichtet in seinem Buch von seinen Begegnungen und Gesprächen mit dem Fussballer. Darin bezeichnete sich Seeler selbst als «guten Christen», auch wenn er selten zur Kirche gehe. Er sei getauft und konfirmiert. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt bekannte er einmal, gern Fernsehgottesdienste anzuschauen.
Klempnauer, der als Jugendlicher einmal gegen Seeler auf dem Platz stand und beinahe im Rahmen der Europameisterschaft 1992 als Fussballpfarrer mit ihm in einer Seniorenmannschaft zu einem Freundsschaftsspiel gegen Schweden aufgelaufen wäre, fragte Seeler auch, was er tun würde, wenn er Bischof wäre. Der antwortete: «Ich würde die Pastoren und kirchlichen Mitarbeiter auffordern, sich intensiver um die Menschen in ihrem Gemeindebezirk zu kümmern, auf sie zuzugehen und nicht zu warten, bis die Aussenstehenden in die Kirche kommen. Der menschliche Kontakt ist ganz wichtig. In den Predigten müssten die Probleme der Leute vorkommen, damit sie sich angesprochen fühlen.» Um mit Menschen über Gott zu reden, brauche es eine Vertrauensgrundlage.
Seeler berichtete dem Seelsorger auch von seiner Erfahrung, angesichts von Todesfällen stärker über den Sinn des Lebens nachzudenken und sich mit Freunden darüber auszutauschen. «Und dann kommt auch Gott zur Sprache», sagte er und ergänzte: «Jedesmal nimmt man sich vor, mehr Zeit füreinander zu haben, bewusster zu leben und über den Sinn des Lebens nachzudenken. Und wenn wir uns nach geraumer Zeit auf einer Beerdigung wiedersehen, müssen wir uns eingestehen: Es hat sich nichts geändert. Die Hektik des alltäglichen Lebens hat uns keine Zeit gelassen.»
Ehemaliger Erzbischof: Keine rote Karte von Gott für Seeler
Der Hamburger Fussballer spielte in seiner Karriere nur für den HSV, mit dem er 1960 Deutscher Meister wurde und 1963 den DFB-Pokal holte – wobei Seeler im Pokalfinale alle drei Tore für seine Mannschaft schoss. 1961 erhielt Seeler von Inter Mailand einen Millionen-Angebot. Der Hamburger Theologieprofessor Helmut Thielicke schrieb daraufhin in einem offenen Brief an den Sportler: «Sie stehen jetzt vor der Frage, ob Sie eine noch grössere Chance nutzen wollen: Der Jugend unseres Volkes ein Leitbild für die Lauterkeit der Gesinnung und für den Ernst des sportlichen Spiels zu werden. Uwe, Hamburg braucht dich!»
Seeler entschied sich tatsächlich, in seiner Heimatstadt zu bleiben. Mit dem Brief des Professors habe er gar nicht gerechnet, erzählte Seeler später dem Theologen Klempnauer und erklärte, was ihm wichtiger ist als Ruhm und Erfolg: «Für mich ist das Wichtigste im Leben das menschliche Miteinander in der Familie wie auch im Freundeskreis. Ich brauche eine harmonische Atmosphäre ohne Intrigen und Ungerechtigkeit.»
Torschützenkönig und eine rote Karte
Der frühere Hamburger Erzbischof Werner Thissen würdigte Seeler anlässlich seines Todes als «nachdenklich, gradlinig, nicht nur an sich selbst denkend, offen und ehrlich». Er denke dankbar und im Gebet und Gottesdienst an den Fussballer und sei sicher, «dass Gott ihm jetzt nicht die Rote Karte zeigt». Seeler erhielt in seiner Laufbahn nur eine Rote Karte. Er war erster Torschützenkönig der Bundesliga und wurde zweimal zu Deutschlands Fussballer des Jahres gewählt. Er nahm an vier Fussball-Weltmeisterschaften teil und schoss in insgesamt 72 Länderspielen 43 Tore.
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Quelle: PRO Medienmagazin