Das «Transkinder-Konstrukt»

Schutz vor überstürzter Geschlechtsumwandlung

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Im Jahr 2020 zeigte Helen Calle-Lin den Arzt der Tochter an, weil er die Minderjährige nach nur zwei Sitzungen als Transgender diagnostiziert und ihr gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Mutter Testosteron und die Entfernung der Brüste verschrieb.

Im Alter von 17 Jahren erhielt Helens Tochter vom stellvertretenden Psychiater und Leiter des «Office medico-pédagogique» in Genf ein Zertifikat, um sich die Brüste entfernen zu lassen und eine Testosteron-Therapie zu beginnen. Dies nach nur zwei 45-minütigen Beratungssitzungen, ohne ihren behandelnden Arzt zu konsultieren und gegen den Willen ihrer Mutter.

Leider handelt es sich bei dem, was Helen erlebt hat, nicht um einen Einzelfall. Am selben Tag stellte derselbe Arzt zwei gleichartige Bescheinigungen für zwei gleichaltrige Mädchen aus, von denen eines jedoch bereits ein Jahr später keine Anzeichen von Geschlechtsdysphorie mehr zeigte. Laut Helens Erfahrung verweisen nicht wenige Kinderärzte und Psychologen Minderjährige an Transgender-Spezialisten und setzen sie so auf einen «Zug», der mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Transition (Geschlechtsumwandlung) fährt. Aktivisten werben für diesen Prozess und es wird oft gar nicht mehr gefragt, ob eine Transition wirklich der beste Weg ist.

Explodierende Zahlen: Das «Transkinder-Konstrukt»

Die Anzahl der Diagnosen von Geschlechtsdysphorie ist in Westeuropa in den letzten 10 bis 14 Jahren je nach Land um 1'000 bis 4'000 Prozent angestiegen. Komplett normale Vorgänge wie die körperliche und geschlechtliche Verunsicherung während der Adoleszenz werden zur Krankheit erklärt, die durch Hormontherapien und Operationen behandelt werden muss. Eltern, welche die Transition (Umwandlung) ihrer Kinder nicht bejahen, werden massiv unter Druck gesetzt und bereits gibt es auch in der Schweiz Fälle, in denen Eltern das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen wurde, weil sie ihre Einwilligung verweigerten.

Die französischen Psychotherapeutinnen Carolin Eliacheff und Céline Masson sprechen in ihrem 2022 erschienen Buch «La fabrique de l`enfant transgenre» vom «Transkind-Konstrukt», das gesunde Kinder zu lebenslangen Patienten macht. Der deutsche Jugendpsychiater Alexander Korte erklärte gegenüber der taz am Wochenende: «Ich weiss nicht, was mit ‘Transidentität’ gemeint sein soll – es ist keine anerkannte medizinisch-wissenschaftliche Bezeichnung.»

Ohne dass es dafür eine solide, wissenschaftliche Grundlage gibt, verlangen Interessensgruppen, dass bereits Minderjährige sich geschlechtsverändernden Massnahmen unterziehen dürfen. Auch die Sprache wird zugunsten der Genderförderung instrumentalisiert: Immer häufiger wird beispielsweise statt vom biologischen Geschlecht vom «bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht» gesprochen und wer sich auf die Biologie bezieht, wird als «biologistisch» abgestempelt.

Keine unumkehrbaren Eingriffe unter 25 Jahren

Obwohl ihre unterdessen erwachsene Tochter sich nach wie vor einer Geschlechtsumwandlung unterziehen will, kämpft Helen Calle-Lin weiter dafür, dass geschlechtsverändernde Eingriffe an Minderjährigen in der Schweiz verboten werden. Das Vorgehen vieler Spezialisten hält sie für unverantwortlich, denn viele Jugendliche bräuchten aus ihrer Sicht eine offene, unvoreingenommene Therapie und keine übereilte Diagnose.

Aus Helens Sicht sollte unter 25-Jährigen keine Behandlung zur Geschlechtsumwandlung verschrieben werden, weil das Gehirn einfach noch nicht weit genug entwickelt ist, um solche irreversiblen und schwerwiegenden Entscheidungen mit ausreichender Überlegung treffen zu können.

Auch Experten wie der amerikanische Psychiater Stephen B. Levine weisen darauf hin, dass Kinder und Teenager aufgrund ihrer noch ausstehenden, kognitiven Reife in den wenigsten Fällen fähig sein dürften, die Folgen von Pubertätsblockern, Hormontherapien und operativer Massnahmen abzuschätzen. «Auch wenn manche Teenager die Unfähigkeit, Kinder zu bekommen oder zusätzliche Schwierigkeiten bei der Partnersuche vielleicht ansatzweise verstehen, können sie unmöglich den Schmerz und die Leere abschätzen, die damit möglicherweise ein Leben lang einhergehen werden», hält Levine in seinem 2020 veröffentlichten Aufsatz «Ethical Concerns About Emerging Treatment Paradigms for Gender Dysphoria» fest.

Gemeinsam für den Schutz von Minderjährigen engagiert

Gemeinsam mit anderen Müttern und Vätern setzt Helen Calle-Lin sich in der Vereinigung AMQG dafür ein, dass die Eltern, wie es das Gesetz vorsieht, diejenigen bleiben, die als für ihr Kind Verantwortliche das Recht haben, zu entscheiden, was dem Wohl ihres Kindes dient. Dieses Recht darf ihnen nur entzogen werden, wenn bewiesen ist, dass die Eltern nicht in der Lage sind, ihre Verantwortung zu übernehmen. Eltern als wichtigste Bezugs- und Unterstützungspersonen für ihr Kind sollen mitreden dürfen, insbesondere wenn es um Ideologien und Massnahmen geht, die Kinder und Jugendliche in einer sehr verletzlichen Lebensphase beeinflussen und irreversible Schäden verursachen.

Ein ausführliches Interview mit Helene Calle-Lin ist auf der Webseite der Stiftung Zukunft CH nachzulesen.

Die Stiftung Zukunft CH veranstaltet am 16. Juni, 19:30-21:00 Uhr ein Online-Forum zum Thema «Transkinder». Anmeldungen unter info@zukunft-ch.ch.

Zum Thema:
Transgender: Im falschen Körper geboren – oder doch nicht?
Reue nach Geschlechtsumwandlung: Immer mehr Transgender wollen ihr ursprüngliches Geschlecht zurück
Lebenslüge Transgender: Im falschen Körper geboren?

Datum: 12.06.2022
Autor: Regula Lehmann
Quelle: Stiftung Zukunft CH

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