Böse Medien?
Jon Ward – politischer Journalist und Christ
Sind Medien wirklich «böse»? Kann man als Christ ein politischer Journalist sein? Der Christ und Journalist Jon Ward antwortet auf diese und andere Fragen. Sein Kontext ist die USA, doch die meisten seiner Aussagen gelten auch für Europa.
«Ist es schwer, als Christ Journalist zu sein?» Diese Frage hört der leitende Korrespondent der Nachrichten von «Yahoo», Jon Ward, regelmässig. Natürlich hängt diese Frage in den USA damit zusammen, dass (fast) alle Christen eher die Republikaner unterstützen und viele der anerkannten Medien eher den Demokraten zugeordnet werden. Das ist in Europa nicht so eindeutig verteilt, trotzdem begegnen christliche Journalistinnen und Journalisten hier derselben Frage.
Die Welt da draussen
Jon Ward wuchs in einer evangelikalen Gemeinde auf und weiss um den Hintergrund dieser Frage. Es geht um «die Welt da draussen», darum, dass Medien ähnlich wie Universitäten unter dem Generalverdacht stehen, als gottlose, säkulare Liberale christliche Werte abzulehnen. «Wenn junge Leute mich fragen, ob es schwer ist, Christ und Journalist zu sein, weiss ich, dass sie ein bestimmtes Bild im Kopf haben. Sie stellen sich vor, wie ich zur Arbeit gehe, umgeben von ausschweifenden Atheisten, die Drogen nehmen, betrunken Sex haben und atheistische Propaganda lesen.»
Das mag sich zugespitzt anhören und teilweise auch die Schuld von Medienschaffenden sein, aber wenn Ward davon erzählt, dass Verwandte ihm sagten, er solle sich schämen, weil er diesen Job habe, dann zeigt sich, dass hier eine feindselige Haltung gewachsen ist, die mit Tatsachen nicht viel zu tun hat – «und das ist schlecht für die Gesellschaft».
Ein tieferer Glaube
Dieser weit verbreiteten Haltung setzt Jon Ward seine persönliche Erfahrung entgegen. Seine journalistische Karriere begann mit einem mehrteiligen Zeitungsbeitrag über das Footballteam einer Highschool. Er arbeitete später als Journalist für die Washington Post, das Politico Magazine, Vanity Fair, Huffington Post und inzwischen als leitender Redakteur für die Yahoo-Nachrichten. Alles «weltliche» Arbeitgeber. Trotzdem hält Ward fest, dass ihn seine Arbeit dem Glauben nähergebracht habe. «Sie hat die besten Elemente meines Charakters gestärkt. Ich wurde zwei Jahrzehnte lang darin geschult, zu unterscheiden, was wahr und was falsch ist, und – was wahrscheinlich noch wichtiger ist – wie man erkennt, dass es keine einfachen Antworten oder Lösungen gibt. Ich wurde darin geschult, nach Wahrheit zu suchen, ohne Angst davor, wen sie beleidigen könnte.»
Ward erzählt von Demut über sein begrenztes Verständnis und der Schwierigkeit, sich nicht mit einfachen Antworten zufriedenzugeben. Wahrheit wurde für ihn immer mehr die Wahrheit der Bibel, von der Jesus oft sprach, die «frei macht» (siehe Johannes, Kapitel 8, Vers 32).
Grenzgänger zwischen Gruppen
Die meisten Menschen bilden sich nach Ward ihre Meinung über die Welt über die Gruppen, zu denen sie gehören. Diese prägen ihre Identität. «Mehr noch, ihre Gruppe bestimmt die Geschichte, in der sie zu leben glauben.» So wird das eigene Umfeld zum Filter für das, was Menschen aufnehmen oder ablehnen.
Dieses Prinzip gilt ebenfalls für Journalisten, aber Ward unterstreicht, dass diese zu den wenigen Kreisen gehören, «in denen das Auftreten gegen die eigene Gruppe und das Denken der eigenen Kultur gefördert und belohnt wird». So können Christen, obwohl sie Teil ihrer Gesellschaft, ihrer Familie, ihrer Partei oder ihrer Kirche sind, sowohl deren Werte vertreten, als auch gegen sie Stellung beziehen, wenn es nötig sein sollte. Ward bezeichnet dies zusammen mit dem Bürgerrechtler und Pastor Martin Luther King Jr. als «prophetische Präsenz in der Welt», die über der eigenen Zugehörigkeit zu Staat oder Kirche steht.
«Christen sollten viele Grenzen überschreiten. Sie sollten Parteien angehören und ausserhalb von ihnen stehen. Sie sollten sogar manchmal zwischen den Parteien wechseln, ohne sich einer von ihnen unbeirrbar zu verschreiben. Sie sollten sich zutiefst für das Wohl ihres Landes und dieser Welt einsetzen und dabei nicht vergessen, dass ihr Bürgerrecht im Himmel und ihre Hoffnung in Christus liegt, komme was wolle.»
Zur Webseite:
jonwardwrites.org
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