Giuseppe Gracia
Livenet-Talk «Utopia gegen Realität – was geht ab?»
Im aktuellen Buch des Schweizer Kommunikationsberaters, «Die Utopia Methode», geht es um den neuen «Kulturkampf gegen Freiheit und Christentum». Mit Giuseppe Gracia sprach Reinhold Scharnowski.
Der Schriftsteller, Journalist und Kommunikationsberater Giuseppe Gracia hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Ob Sachbücher oder Romane: Alle sind auch Gesellschaftsanalysen und Gracia nimmt darin Themen wie Meinungsfreiheit, islamistischen Terror, christliche Werte oder auch postmoderne Strömungen unter die Lupe.
Das im Fontis Verlag erschienene 96-Seiten-Buch «Die Utopia Methode» ist sein jüngstes Werk. Im Rahmen der Livenet-Talks befragte ihn Redaktor Reinhold Scharnowski zu seinem schmalen, aber «wuchtigen Manifest».
«Die Leute lesen nicht mehr so viel»
Dass sein Buch kurz geraten ist, sei Absicht, hält Gracia zu Beginn fest: «Ich wollte niemanden abschrecken mit dicken Büchern; die Leute lesen ja nicht mehr so viel.» Sein Ziel damit sei Aufklärung, Aufklärung über «die Methoden des links-grünen Mainstream, die angewendet werden, um unsere Zivilisation, den Westen, schlechtzumachen». Er wolle mit dem Buch eine Brille anbieten, die dabei helfe, diese «relativ billigen» Methoden zu durchschauen, die «magic tricks der Leftys», wie er es nennt.
«Zeitgeist ist immer antichristlich gewesen»
Gracia unterstreicht, dass der Zeitgeist nicht erst in jüngerer Zeit antichristlich geworden sei und verweist auf Jesus, der als bester Kommunikator der Welt nicht beklatscht, sondern ermordet wurde. «Das kam nie gut an.» Auch die Idee einer Volkskirche, in der «eine Mehrheit von Menschen Christen waren», bezeichnet er als Illusion. Stattdessen stünde Kirche seit jeher in einem Kulturkampf – «und ich möchte das auch ganz unaufgeregt sehen» –, einem geistlichen Kampf.
Was Gracia als neu herausstellt, ist die Leugnung dieser Auseinandersetzung. Wenn man nur nett zueinander wäre, dann wäre alles gut. «Das ist natürlich ein Irrtum.» Für ihn gehört dieses Denken zu einer neuen Technik- und Wohlstandsgläubigkeit und letztlich zur Einstellung, dass der Mensch sich selbst erlösen will. Hier müsste seiner Meinung nach das Christentum antworten und Menschen dazu einladen, sich als Geschöpfe zu begreifen, die dem Schöpfer verantwortlich seien.
«Wenn wir alles mit einem Traum vergleichen…»
Seinen Buchtitel «Utopia Methode» leitet Gracia von Vergleichen mit Idealbildern ab. Wer beispielsweise seine Familie ständig mit der idealen Hollywood-Familie vergleicht, in der alle schön, erfolgreich und liebevoll sind, muss schliesslich von der eigenen Familie enttäuscht werden. Diese Dynamik sieht Gracia als vorherrschende gesellschaftliche Haltung beim Blick auf unsere westliche Welt. Auch diese würden wir vorzugsweise mit einem Ideal vergleichen und nicht mit der Realität.Wer Sexismus, Rassismus, Homophobie und Ausbeutung in Deutschland und der Schweiz mit einem imaginären Ideal vergleiche, erhalte als Ergebnis eine grosse Unzufriedenheit mit dem Zustand der westlichen Kultur. Wer sich in diesen Bereichen jedoch mit anderen Realitäten in China, der arabischen Welt oder auch Afrika vergleiche, stelle jedoch fest, dass «wir in allen Abteilungen relativ gut abschneiden». Entscheidend für ihn ist dabei, dass diese Blickrichtung nicht dazu diene, uns weiterzuentwickeln, sondern «den Westen einfach nur schlechtzumachen».
«Es ist ein digitaler Turmbau zu Babel»
Das Christentum als Grundlage der westlichen Freiheit soll nicht verbessert werden, sondern es muss weg – das sei die Folge dieser utopischen Ausrichtung. An seine Stelle soll laut Gracia wie bei einem digitalen Turmbau zu Babel «der digitalisierte, sich selbst erlösende, multikulturelle, pansexuelle Mensch» treten. Dahinter stecke das Menschenbild der Aufklärung im Gegensatz zu einem biblischen Bild, das behauptet, dass das Böse nicht von aussen, sondern aus dem Herzen des Menschen kommt.
Im Gegensatz zu anderen, die hinter diesem Denken ein «geheimes Machtzentrum» (Scharnowski) vermuten, hält Gracia fest, dass er nicht an die Kontrollierbarkeit solcher grossen Ereignisse glaube. «Die Menschen sind zu chaotisch.» Er geht stattdessen von einer Art Schwarmintelligenz aus, die sich formiere und unsere Megatrends forme.
Hier finde der Hochmut des Menschen, der sich selbst erlösen wolle, einen Kanal für seine Anliegen. Gleichzeitig merkt Gracia an, dass die meisten Menschen, die so denken, kein Problem mit dem christlichen Glauben hätten, sondern in erster Linie eines mit der Kirche.
«Das Rezept ist Aufklärung»
Auf die Frage, was Christen denn in dieser Situation tun können, stellt Gracia fest: «Das Rezept ist Aufklärung» und darüber hinaus ein Zugeben der eigenen Fehler. Dabei brauche es nach wie vor das Wissen, dass «über uns noch etwas» komme. Den Menschen als biologisches und gleichzeitig geistliches Wesen zu sehen, hält er wissenschaftlich gesehen für die bisher beste These, die es daher festzuhalten gelte.
Es sei und bleibe hilfreich, nicht über politisch linke Redaktionen zu jammern, sondern sich selbst dort hineinzubegeben und den gesellschaftlichen Diskurs mitzubestimmen, «in der Sache hart, aber den Menschen gegenüber weich».
Sehen Sie sich hier den gesamten Livenet-Talk an:
Zum Buch:
Giuseppe Gracia: Die Utopia Methode.
Zum Thema:
Giuseppe Gracia: «Die Gesellschaft wird immer mehr zur Castingshow»
An Geburtstagsfeier von idea: Giuseppe Gracia: «Christen sind Ausserirdische»
Der letzte Feind: Neues Buch von Giuseppe Gracia
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet