Konsequent und hartnäckig

Ein leidenschaftlicher Kämpfer für den Jugendschutz

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Ruedi Löffel (zVg)
Wer sich bereichern will, indem er die Gesundheit Jugendlicher aufs Spiel setzt, sollte Ruedi Löffel aus Münchenbuchsee besser nicht in die Quere kommen. Aktuell kämpft er fürs Verbot von Tabakwerbung.

Seit 34 Jahren ist Ruedi Löffel (*1962) glücklich verheiratet und hat vier Töchter. Zusammen mit seiner Frau hütet er freitags jeweils fünf seiner sieben Enkel. Dass ihm Kinder am Herzen liegen, zeigt sich aber nicht nur am Grosspapitag, sondern auch an seinem leidenschaftlichen Kampf für den Jugendschutz.

Eine effiziente Erziehungsmethode gegen Suchtmittel

«Wer mit 18 noch nicht raucht oder exzessiv trinkt, hat statistisch gesehen eine gute Chance, nicht mehr süchtig zu werden», erklärt Ruedi. Dies muss schon seinen Eltern bekannt gewesen sein. Ab dem Teenageralter richteten sie ihren Kindern eine Nichtraucherprämie aus. «Jährlich konnten wir uns für ein rauchfreies Jahr verpflichten und erhielten dafür 100 Franken. Damals war das für uns sehr viel Geld.» Dasselbe machten Ruedis Eltern später auch bei ihren Grosskindern. Im Umgang mit Alkohol waren Löffels weniger strikt und setzten vielmehr auf einen gemässigten Umgang.

Möglichkeiten, sich für den Schutz Jugendlicher einzusetzen, sollte Ruedi noch viele kriegen. 1993 begann der ehemalige Lehrer, der gerade mehrere Jahre in der IT-Branche gearbeitet hatte, seine Arbeit beim Blauen Kreuz. «Für diesen Schritt wurde ich oft belächelt», blickt er zurück. Die Möglichkeit, sich für junge Menschen einzusetzen, war ihm die Lohneinbusse aber auf jeden Fall wert.

Kampf gegen Verführung zum Alkoholkonsum

Voller Elan investierte sich Ruedi in der Jugendarbeit für Prävention, gründete mit einer Kollegin die Blue Cocktail Bar oder organisierte mit Freunden Musikevents. Als in den 90er Jahren die Alkopops aufkamen und mit immensem Werbeaufwand Jugendliche zum Alkoholkonsum verleitet wurden, stachelte dies Ruedis Kampfgeist an. «Es geht gar nicht, dass junge Menschen zum Konsum von Drogen verführt werden!» Ruedis Gerechtigkeitsempfinden war empfindlich verletzt. Er begann sich zu wehren, wodurch die Öffentlichkeit nicht nur auf das Blaue Kreuz, sondern auch auf ihn als Person aufmerksam wurde. Mit verschiedensten TV-Auftritten erreichte er ein Millionenpublikum für das Jugendschutzanliegen.

Kampf für den Schutz vor Passivrauch

Als Ruedi 2002 für den Berner Grossen Rat kandidierte, rechnete er sich keine Chancen aus. «Beim ersten Gratulationsanruf zur Wahl, war ich sprachlos. Das passiert mir nicht so schnell.» Er nahm die Herausforderung an und reichte schon bald zwei Vorstösse zum Verbot von Alkohol- und Tabakwerbung ein. Etwas später, als in Italien und Irland ein Rauchverbot in Restaurants erwirkt wurde, wollte er dasselbe auch im Kanton Bern.

«Mein Vorstoss, Restaurants und öffentlich zugängliche Innenräume rauchfrei zu machen, schlug ein wie eine Bombe.» Dazu trug auch die Gratiszeitung 20 Minuten bei, die sich bei Ruedi meldete, weil sie auf die Schnelle eine Story brauchte. Dadurch fand der Vorstoss sofort mediale Aufmerksamkeit. Es dauerte ein paar Jahre, doch schliesslich wurde sein Anliegen umgesetzt. «Dies war eine schwierige Zeit», blickt er zurück. «Ich wurde ziemlich angefeindet. Wegen Belästigungen mussten wir zu Hause sogar das Telefon auswechseln.»

Ernsthaftes Suchtproblem in der Schweiz

Heute suchen bereits unter 30-Jährige wegen ihrer Alkoholsucht Hilfe. Darunter sind bald ähnlich viele Frauen wie Männer. «Man spricht davon, dass in der Schweiz gut 250'000 Personen ein chronisches Alkoholproblem haben. Dazu kommen viele, die risikoreich konsumieren.» Der Alkoholmissbrauch fordert in der Schweiz jährlich um die 1'500 Todesfälle.

Auch der Tabakkonsum ist alles andere als harmlos. «Tabak ist ein unglaublich giftiges Produkt», erklärt Ruedi. «Schon diejenigen, die es ernten, leiden gesundheitlich.» Er ist überzeugt, dass Tabakprodukte heute niemals eine Zulassung erhalten würden. «Aktuell stirbt in unserem Land jede siebte Person an den Folgen des Rauchens.» Dass Tabakfirmen mit immensen Geldsummen Jugendliche zu Stammkunden machen, weckt Ruedis Kampfgeist immer wieder neu. Denn auch Testkäufe vom Blauen Kreuz im Jahr 2021 zeigen: In jedem dritten Fall (30 %) werden Zigaretten und Co. an Minderjährige verkauft, ohne eine seriöse Ausweiskontrolle durchzuführen.

Es geht um sehr viel Geld

«Wenn es ums Tabakgeschäft geht, ist die Schweiz ein Schurkenstaat.» Das sind harte Worte, haben aber durchaus ihre Begründung. «Drei der weltweit grössten Tabakfirmen haben ihren Geschäftssitz in der Schweiz», erklärt Ruedi. «Da geht es um wahnsinnig viel Geld und da die Tabakindustrie einen nachweislich grossen Einfluss auf die nationale Politik hat, kann sie sich ideale Voraussetzungen schaffen.»

Entsprechend argwöhnisch blickt Ruedi auf den Widerstand mancher Politiker in Bezug auf die Abstimmung «Kinder ohne Tabak». «Dass beim Gegenentwurf mit Gratiszeitungen, Onlinewerbung und Festivals ausgerechnet diejenigen Bereiche ausgenommen sind, wo Jugendliche am wirksamsten erreicht werden, macht mich wütend.» Und dass mit der Befürchtung eines künftigen Werbeverbots für Cervelat Stimmung gemacht wird, bezeichnet Ruedi als Heuchelei und absurd.

Eines steht fest: Solange Ruedi Löffel die Kraft hat, morgens das Bett zu verlassen, dürfen Eltern gewiss sein, dass da jemand ist, der für den Schutz ihrer Kinder kämpft.

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Datum: 02.02.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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