Freundestreffen «indicamino»
Generation «Z» auch bei der Mission willkommen heissen
«Mission am Puls der Zeit» lautete das Thema des Freundestreffens von «indicamino», der ehemaligen Schweizer Indianer-Mission, am 19. Oktober 2019 in der ref. Kirche Effretikon. Das Missionswerk «indicamino» arbeitet heute unter Indigenen in Peru, Kolumbien und Bolivien.Daniel Zingg, langjähriger Bibelschullehrer in Südamerika und aktuell Pastor sowie Vortragsredner für indicamino, beschrieb einleitend die Charaktere der letzten Generationen: Die «Kriegsgeneration Silent» (1927-45) habe hart gearbeitet, blieb lebenslang am gleichen (Dienst-)Ort und wechselte nie die Automarke. Die Nachkriegsgeneration der Babyboomer (Geburtsjahre 1946-64) beschrieb Zingg als leistungs- und zukunftsorientiert; sie verknüpfte den Missionsdienst aber bereits an die familiäre Zukunftsplanung.
X, Y und Z geprägt von der Digitalisierung
Die Generation «X» (1965-83) erlebte dann den Aufbau des Internets, den Geschlechterkampf und sie war die erste global denkende Generation, welche einheimischen Missionsmitarbeitern auf Augenhöhe begegnete. «Y» (1984-96) sei genauso dienstbereit, ticke aber anders; sie tue was sie weiterbringe, handle individuell lösungsorientiert und «hasse Fremdbestimmung». «Z» schliesslich (ab 1997) sei definitiv «digital», verbringe gemäss Befragungen sechs bis neun Stunden täglich mit digitalen Medien, wolle Spass haben und gut verdienen; Verzicht sei ein Fremdwort, sie sei oft gestresst und nur acht Sekunden lang voll konzentrationsfähig.Daniel Zingg hob aber auch ihre «starken Pulsschläge» hervor: Diese Generation zeichne ihre hohe interkulturelle und partizipative Kompetenz aus, aber auch ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre innovative Ader sowie die ausgeprägte Beziehungs-Orientiertheit. Deshalb ist Daniel Zingg für die (missionarische) Zukunft zuversichtlich und appellierte an die Zuhörer, «Z» Verantwortung zu übertragen und ihr das Vertrauen auszusprechen: «Gott schreibt Geschichte, auch heute und morgen», resümierte er.
Weiterhin auf Langzeiteinsätze setzen
Nach Zinggs Input folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema «Mission heute und morgen», moderiert von Pastor und Livenet-Redaktor Reinhold Scharnowski, welcher selbst während fast drei Jahren in Bolivien «Missionsluft schnupperte». Angela Inauen, Vereinspräsidentin von «indicamino Schweiz», stellte fest, dass man heute viel mehr abwarte, abwäge und vergleiche, bevor man einen Auslandeinsatz wage.
Gemäss Arnold Kropf, früherer Missionar, hat sich das «Leiten» im Vergleich zu früher stark verändert. Dass bei indicamino im Hinblick auf das Erlernen einer Stammessprache und der Entwicklung tragfähiger Beziehungen zu Indigenen auf Langzeiteinsätze gebaut wird, sieht er weiterhin als Basis wie auch als Herausforderung angesichts heutiger Kontexte.
Einheimische ermächtigen
Markus Mosimann, Präsident von «Licht in Südamerika» (LiL), konstatierte eine zunehmende Bereitschaft, Verantwortung an einheimische Leiter zu übertragen. «Es ist gut, sie machen zu lassen, da allein sie ihre Landsleute wirklich verstehen. Gleichzeitig kann man sie weiterhin mit westlichem Know-how und Führungsstärke unterstützen.» Mosimann meinte weiter, man solle nicht «um jeden Preis» an Grundstücken (Land, Missionsstationen) festhalten, sondern diese Besitztümer übergeben oder verkaufen.
Dass Mission überhaupt noch sinnvoll ist, stellte Daniel Zingg nicht in Abrede, doch er beobachte heute eine viel höhere Präsenz und Miteinbeziehung der «Heimatkirche» und Freunde im Zeitalter des «globalen Dorfes Welt». Dieser Aspekt sei nicht zuletzt auch in Bezug auf finanzielle Unterstützung zu beachten.
Blick über den Ozean
Nach dem «peruanischen Mittagstopf» war Jean-Pierre Füglister als Referent an der Reihe. Der langjährige Bibelschullehrer in Südamerika und ausgewiesene Kenner der Kultur und Denkart von Indigenen sprach über die «Anforderungen indigener Leiter einst und heute». Dabei blickte er den indigenen Mitarbeitern tief in die Seele: «Früher sollten sie vor wilden Tieren, Feinden und Naturkatastrophen beschützen, heute geht es darum, ein Dorf weiterzuentwickeln und neue Errungenschaften kulturell zu assimilieren. Früher waren sie gute Jäger, sprachen mit den Tieren und konnten Spuren lesen, heute sollen sie bibelfest, gute Beter, geistlich gefestigt und Vorbilder sein», erklärte er. Früher waren sie gute Krieger, jetzt sollten sie schreiben, lesen und rechnen können, zweisprachig und die Mehrheitskultur im Land gut kennen.Füglister hob deshalb hervor, die realen Bedürfnisse und Entwicklungsfelder bei Indigenen zu erforschen, um sie sinnvoll zu unterstützen. Er appellierte, die Bibel als festes Fundament sowie gute Jüngerschaft und Ausgewogenheit als Basis für die Zusammenarbeit mit Einheimischen zu nehmen. Zum Schluss machte er Mut, den eingeschlagenen Prozess von indicamino, Verantwortung an Einheimische zu übertragen, fortzusetzen: «Sie machen es anders als wir Europäer, aber sie machen es gut!»
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Autor: Rolf Frey
Quelle: Livenet