Roboter als Priester
Bis zu welchem Punkt ist die Rolle des Predigers ersetzbar?
Roboter Mindar ist ein Roboter in einem buddhistischen Tempel in Japan. Nun schlägt eine Nonne vor, einen solchen geschlechtsneutralen Roboter auch in der katholischen Kirche als Priester einzusetzen. Er solle dazu beitragen, Probleme zu lösen. Mindar hat noch keine künstliche Intelligenz, kann aber vorprogrammierte Predigten rezitieren.«Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.» Mit diesen Worten rettete Jesus eine Frau vor Selbstgerechten, welche sie steinigen wollten. Das könnte nun gefährlich werden, denn ein Roboter ist – sofern natürlich nicht anders programmiert – ohne Verfehlungen gegen irdisches und biblisches Recht.
Kann ein Roboter Gräben überwinden?
Wenn es nach der katholischen Theologin und Schwester Ilia Delio geht, könnte das Szenario eines predigenden Roboters in der katholischen Kirche bald Realität sein. Sie regt an, geschlechtsneutrale Roboterpriester nach dem Vorbild von Mindar einzusetzen. Die Kirche könnte wegen des sexuellen Missbrauchs offen für solche Maschinen sein. «Die Kirche ist sehr männlich, sehr patriarchalisch, und wir haben diese ganze Krise des sexuellen Missbrauchs. Also würde ich einen Roboterpriester wollen? Vielleicht. Ein geschlechtsneutraler Rotober könnte möglicherweise einige Gräben überwinden», so Schwester Ilia Delio.
«Lieber echte Menschen, die anderen Menschen dienen!»
Theologe Pete Philips, der Vorträge über die Bibel im digitalen Zeitalter hält, sagt, dass sich Christen fragen müssten, ob die Rolle des Priesters ersetzbar ist oder nicht, so wie das Ersetzen von Personal an Kassen in Supermärkten. Er selbst würde viel lieber dabei bleiben, dass echte Menschen anderen Menschen dienen. «Es bringt uns fast zurück zur Vorreformation, als katholische Priester einfach nur Messen auf Bestellung hielten, weil jemand sie dafür bezahlt hat. Es waren nur automatisierte Maschinen, automatisierte Skripte.»
Es geht jedoch nicht nur um das mechanische Abwickeln eines Abendmahls oder eines Gottesdienstes, betont Pete Philips weiter. «Priester sitzen an den Nachttischen der Menschen, wenn sie sterben oder sie beten für sie oder sie geben die Gute Nachricht weiter.»
Roboter-Idee verfehlt den Sinn
«Es sind echte Menschen, die für uns die Gegenwart eines Gottes bezeugen, der in Jesus inkarniert war, und ich denke, die Idee eines Roboters, der all das tut, verfehlt einfach den Sinn.»
Schwester Delio auf der anderen Seite argumentiert, dass es durch einen Roboter keinen Missbrauch geben könnte. Gleichzeitig sei ein Roboter – anders als jeder Mensch – eine programmierte Maschine und dadurch keiner Versuchung ausgesetzt.
Zum Thema:
Bless-U2 bei Weltausstellung: Digitaler Segen von mehrsprachigem Roboter in Wittenberg
Digitale Nachhaltigkeit: Zukünftige Roboter brauchen eine Ethik
Spitzenmedizin in Jerusalem: Weltweit erste OP mit zwei Robotern
Autor: Daniel Gerber / Cara Bentley
Quelle: Livenet / Premier