Flüchtlinge zu Gast
Missionsorganisation nimmt Flüchtlinge im Gästehaus auf
Die Organisation «Globe Mission» hat mehr als 30 Flüchtlinge im Gästehaus in Hamminkeln (Nordrhein-Westfalen) aufgenommen, um die praktische Liebe Gottes zu zeigen. «Livenet» unterhielt sich mit Marion Pestke, welche für die Logistik und Begleitung der «Gäste» zuständig ist.
Livenet: Marion Pestke, was gab den Ausschlag, dass «Globe Mission» Flüchtlinge aufnimmt?
Marion Pestke: Angesichts der humanitären Notlage, die sich vor unseren Augen – via Fernsehnachrichten – tagtäglich abspielt, hatten wir den Wunsch, diesen Bürgerkriegsflüchtlingen zu helfen. Wir haben ein einfaches, aber liebevoll eingerichtetes Gästehaus mit 2- bis 6-Bett-Zimmern, also prima geeignet für Familien. Als uns dann noch einer unserer Missionare aus einem Nachbarland Syriens, seine Erfahrungen mit syrischen Flüchtlingen erzählte, war das Eis gebrochen. Zwar hat dieser Missionar mit seinem Team sehr viel opfern müssen an Geld, Zeit und Inventar, das demoliert oder gestohlen wurde, aber dennoch erzählte er das alles mit einem Humor, der die Probleme wieder relativierte. Wir dachten uns, jetzt wissen wir, was so passieren könnte, aber Opfer gehören eben dazu, wenn man ernsthaft helfen möchte.
Was wird den Flüchtlingen bei euch geboten?
Die Stadt hat das Gästehaus mit seinen 32 Betten von uns günstig gemietet und weist Härtefälle ein, also Familien mit Neugeborenen, kranken Kindern oder schwangeren Frauen. Sie teilen ihnen jeweils ein Zimmer zu. Fast alles andere müssen wir mit Freiwilligen, wie ich ja auch eine bin, besorgen. Die Menschen sprechen gar kein Deutsch und kaum Englisch. Sie brauchen viel Hilfe, damit sie sich in Deutschland zurechtfinden können. Das fängt ja schon beim Einkaufen an. Wir erklären also mit Händen und Füssen! Häufig begleiten wir sie bei Arztbesuchen. Ein Missionarsehepaar ist für ein paar Monate zu uns gezogen, um uns zu unterstützen. Sie bieten jetzt unter anderem einen Sprachkurs an. Täglich sehen wir nach den Familien, um zu hören, wie es ihnen geht und was sie brauchen. Wir versuchen, Spenden oder gespendete Sachen für sie zu organisieren.
Wie will das Team den syrischen Gästen begegnen?
Noch dreht sich fast alles um materielle und medizinische Nöte und den Spracherwerb. So lernen sie uns kennen und wir hoffen, bald noch mehr auch ihren seelischen und geistlichen Nöten begegnen zu können. Wichtig ist uns, dass jeder aus unserem Team, der mit ihnen arbeitet, ihre Namen kennenlernt und sich für ihre Geschichten, Erlebnisse und auch Kultur interessiert. Nicht, dass wir alles besser wissen, sondern wir haben uns gegenseitig etwas zu geben.
Gibt es Anknüpfungspunkte – zum Beispiel dass Syrien in der Bibel vorkommt?
Immer wieder gibt es Anknüpfungspunkte und Muslime sind in dieser Hinsicht ja auch offen, solange wir sie und ihren Glauben respektieren. Uns ist wichtig, dass sie merken, wir sind nicht nur «Christen», was die meisten ja einfach nur mit westlicher Kultur gleichsetzen, sondern wir sind Nachfolger Jesu. Das sagen wir immer wieder, wird aber, glaube ich, nicht immer von den Übersetzern auch so übersetzt! Aber wir lehren sie ja die Sprache und dann wird es immer weniger Missverständnisse geben!
Wird das Programm – wenn es gut läuft – verlängert?
Zunächst haben wir das Haus nur für 6 Monate der Stadt überlassen. Wenn es gut läuft verlängern wir das auch gerne. Dann werden unsere Missionarsfreizeiten und Fortbildungen für eine Weile woanders stattfinden müssen.
Was ist das Ziel der Aufnahme und wo soll es hinführen?
Wir haben grundsätzlich für alle Menschen den Wunsch, dass es ihnen körperlich, seelisch und geistlich gut geht. Das wünschen wir für jeden «unserer» Flüchtlinge. Dieser kurze erste Zeitabschnitt, den sie in Deutschland bei uns verbringen dürfen, soll ihnen Türen öffnen zu unserem Volk und zu unserem Glauben!
«Globe Mission» fördert seit 1990 Missionare in mehr als 30 Ländern durch Schulung und Beratung. Dadurch wird die Missionsarbeit vernetzt. Auch für Kurzeinsätze werden Schulungen angeboten. GM ist in Hamminkeln in Nordrhein-Westfalen angesiedelt.
Zur Webseite:
Globe Mission
Zum Thema:
Baldegger Schwestern zufrieden: «Nur positive Erfahrungen» mit Flüchtlingen im Gästehaus
Mit gutem Beispiel voran: Kirchenbundspräsident hat Flüchtling aufgenommen
Denise Kehrer: Projektleiterin für SEA-Flüchtlingshilfe gefunden
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet