Mit gutem Beispiel voran
Kirchenbundspräsident hat Flüchtling aufgenommen
An der Abgeordneten-Versammlung (AV) des Kirchenbundes SEK hat Präsident Gottfried Locher im «Wort des Ratspräsidenten» publik gemacht, dass er vor kurzem bei sich zu Hause ein eritreisches Mädchen aufgenommen hat.
Die Flüchtlingskrise in Europa war Thema der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK am 2. und 3. November 2015 im Berner Rathaus. Der Staatssekretär für Migration, Mario Gattiker, und SEK-Ratspräsident Gottfried Locher sprachen zur Flüchtlingssituation. Gattiker unterstrich die Wichtigkeit einer guten Zusammenarbeit zwischen Behörden und Zivilgesellschaft, um die hohe Anzahl Flüchtlinge meistern zu können.Mädchen aus Eritrea lebt bei der Familie Locher
Locher hat sich an der Abgeordnetenversammlung zur Flüchtlingsthematik geäussert und die Versöhnung als wichtiges Ziel der Kirchen genannt, die Versöhnung zwischen dem Nahen Osten und Europa, zwischen Hiesigem und Fremdem. Die Welt erlebt eine seit Jahrzehnten beispiellose Flüchtlingskatastrophe. Für diese Krise gibt es keine raschen Lösungen. In den kommenden Jahren braucht es dafür grosse Ausdauer und langfristige Projekte, unterstrich Kirchenbundspräsident Gottfried Locher in seinem «Wort des Ratspräsidenten». Die Bibel erinnere uns daran, dass Gott Frau und Mann nach seinem Bilde geschaffen hat, ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft. «Das ist Grundbestand unseres Glaubens. Dafür stehen wir. Christus hat uns den Auftrag gegeben, zu helfen», so Locher.
Locher erwähnte im «Wort des Ratspräsidenten» auch, dass seit kurzem ein eritreisches Mädchen in seinem Haushalt lebe. Dies berichtet das Nachrichtenportal ref.ch. Sie sei eine sogenannte UMA, eine «unbegleitete minderjährige Asylsuchende». Das Mädchen, Simret mit Namen, sei im Februar 2015 in Eritrea aufgebrochen und über Äthiopien, Sudan, Libyen nach Basel und schliesslich in ein Auffanglager in Frutigen gekommen. Sein genaues Alter wisse es nicht («ungefähr 15»). Sie werde eine Weile bei den Lochers wohnen, «wir wissen nicht wie lange.»
Jede Kirche ist eine Migrationskirche
Locher appellierte an die Christen, dankbar zu sein, dass Fremde und Fremdes zu uns kommt und sich an ihr eigenes Fremdsein zu erinnern. «Jede Kirche, wenn sie sich auf ihre Ursprünge bezieht, ist eine Migrationskirche.» Die Bibel lehre zudem, dass wir nicht ganz daheim sein sollen im Hier und Jetzt. So sei die Ankunft der Flüchtlinge eine Erinnerung daran, dass wir fremd sind in dieser hiesigen Welt. Darin stecke eine Hoffnung, eine Hoffung auf Veränderung. Das sei auch, was die Gesellschaft brauche – nicht nur Diakonie, sondern auch Hoffnung, die wir in die Gesellschaft hineintragen sollten.
Evangelische Kirchen bekräftigen ihren Einsatz für Flüchtlinge
Der Kirchenbundspräsident nutzte die Gelegenheit, um im Namen des Rates allen Kirchgemeinden zu danken, die ihren Beitrag zur Unterstützung von Flüchtlingen geleistet haben.
Als Zeichen ihres Engagements in Asylfragen beschlossen die Abgeordneten einen Beitrag von CHF 350'000 zur Finanzierung der Seelsorge für Asylsuchende in den Bundeszentren.
Wort des SEK-Ratspräsidenten Gottfried Locher:
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / SEK / ref.ch