«Pray for Paris»
Was die Anschläge von Paris jetzt bewegen müssten
Die Anschläge von Paris haben nicht eine Hasswelle gegen den Islam losgetreten, sondern viel Anteilnahme und die Aufforderung zum Gebet für Paris auf Twitter ausgelöst. Mutige Menschen erinnern daran, was den Terror langfristig stoppen könnte.
Nach dem Terror in Paris haben neben den christlichen Kirchenführern, Bischöfen und Präsidenten auch die muslimischen Verbände in der Schweiz die Anschläge verurteilt. Und spontan wurde unter dem Hashtag #PrayforParis weltweit zum Gebet aufgerufen. Nicht der Ruf nach Vergeltung dominiert, sondern die Frage, was jetzt sinnvollerweise getan werden muss.Dem Terror den Boden entziehen
Beispielhaft tut dies die Präsidentin der Fokolar-Bewegung, Maria Voce. Sie spricht den Betroffenen ihre Anteilnahme aus und verurteilt die Anschläge, ruft dann aber dazu auf, den «gewaltsamen und terroristischen Aktionen den Boden zu entziehen». Auf einen einfachen Nenner gebracht, heisst das für sie: «mehr Solidarität, mehr Gleichheit, mehr Gütergemeinschaft». Sie nimmt eine weltweite Sehnsucht nach Frieden wahr, getrieben von lebendigen Kräften unter den Völkern. Diese leben nach ihrer Überzeugung in Menschen, die auch in der Lage sind, durch politisches Handeln, wirtschaftliche Massnahmen und Rechtsnormen Frieden zu fördern.Wörtlich schreibt Maria Voce: «Die Fokolar-Bewegung weint mit den Weinenden, aber sie glaubt an den Weg des Dialogs und an die Wertschätzung des Anderen, wer immer er auch ist, zu welcher Ethnie er gehört und zu welchem religiösen Credo er steht.» Die Bewegung wolle ihren Einsatz für «Versöhnung, Dialog und Gemeinschaft erneuern und verstärken und Plattformen für Begegnungen auf allen Ebenen und an allen Orten» schaffen, «um den Schrei der Menschheit aufzunehmen und in neue Hoffnungen zu verwandeln.»
«Gehen wir den Weg Jesu»
Der Präsident des Schweizer Kirchenbundes (SEK), Gottfried Locher, erklärte zu den Anschlägen: «Das hemmungslose Töten unschuldiger Menschen ist unerträglich. Die trauernden Familien habe ich in mein Gebet mit eingeschlossen. Mehr denn je gilt nun: Juden, Christen und Muslime müssen gemeinsam gegen extremistische Mörder vorgehen. Ich rufe die Menschen guten Willens auf, für den Frieden einzustehen. Gehen wir den Weg Jesu: den Weg der Versöhnung.»Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Markus Büchel äusserte sich ähnlich: «Ich bin tief erschüttert über das Blutbad in Paris. Unser Mitgefühl und unser Gebet gilt den Opfern und Angehörigen. Die Welle der hasserfüllten Gewalt in Paris ist ein Anschlag auf alle Menschen und auf Europa. Gehen wir den Weg Jesu, den Weg des Friedens und der Gewaltlosigkeit. Ich rufe alle Menschen, gleich welchen Glaubens und welcher Religion, dazu auf, für den Frieden einzustehen.»
Hat der Terror etwas mit den Flüchtlingen zu tun?
Mit einem offenen Brief trat auch Peter Schneeberger, Leiter Freie Evangelische Gemeinden Schweiz & Vorstandsmitglied Freikirchen Schweiz, an die Öffentlichkeit. Er sei «erschüttert, mit welcher Selbstverständlichkeit Christen in der Schweiz Flüchtlinge in die Ecke der Islamisten werfen», schrieb Schneeberger auf seinem Facebook-Profil. «Haben diese Attentate etwas mit den Flüchtlingen zu tun? Nein!»Und der FEG-Präsident wird noch eindringlicher: «Was soll das! Ist es unser Auftrag als Christen unsere Nation zu beschützen, indem wir Flüchtlinge raus schreien? Nein, die Sicherheitslage der Schweiz zu gewährleisten ist Aufgabe des Staates und nicht der Empörungsbürger. Unsere Aufgabe als Christen ist folgender: 'Doch wenn einer genügend Geld hat, um gut zu leben, und einen anderen in Not sieht und sich weigert zu helfen - wie soll die Liebe Gottes da in ihm bleiben?' (die Bibel in 1. Johannesbrief Kapitel 3, Vers 15). Ich möchte, dass Gottes Liebe in unseren Herzen bleibt.»
Die Vision einer besseren Welt
Selbstredend werden diese Anstrengungen die Behörden und Ordnungskräfte in unseren Ländern nicht davor entlasten, alles zu tun, um potentiellen Attentätern das Handwerk zu legen. Aber es ist vielleicht noch wichtiger, dass die positiven Kräfte in unseren Gesellschaften den Blick nach vorne richten und an der Vision einer besseren Welt festhalten, statt die finsteren Endzeitvisionen des Islamischen Staates zu teilen. Christen wissen im Besonderen, dass das «Reich Gottes» bereits da ist, wo die Nachfolger von Jesus in seinem Namen tätig werden.
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet
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