Der Schatz im Acker
Goldene Miniaturbibel in York gefunden
Die Hobby-Schatzsucherin Buffy Bailey fand im nordenglischen York eine kleine Kostbarkeit: eine goldene Miniaturbibel aus dem 15. Jahrhundert.
«Ich hab zehn Zentimeter tief gegraben und da hatte ich es. Ich dachte erst nicht, dass es etwas Besonderes wäre», erzählte die 48-jährige Krankenschwester Buffy Bailey der BBC. Dabei war das, was sie aus dem Acker im englischen York holte, eine kleine Sensation. Als sie Schmutz und Erde von dem Klumpen in ihrer Hand entfernt hatte, schaute Bailey auf eine Miniaturbibel aus purem Gold. Das Schmuckstück ist gerade einmal fünf Gramm schwer und anderthalb Zentimeter lang. Auf den stilisierten kleinen Buchseiten sind Sankt Leonard und Sankt Margaret eingraviert, Schutzheilige für Schwangerschaft und Geburt.
Schatzgräber in Aktion
Buffy Bailey und ihr Mann Ian sind Hobby-Sondengänger. Das bedeutet, dass sie ihre Freizeit auf Äckern verbringen, wo sie mit ihrem Metalldetektor nach interessanten Fundstücken suchen. In der Gegend von York waren sie unterwegs, weil sie wussten, dass der Landstrich «sehr geschichtsträchtig» ist. Sie fragten den Besitzer eines Feldes um Erlaubnis und suchten darauf. Schnell wurden sie fündig.
Solch ein Schatzfund gehört übrigens nicht allein dem Finder. In England wird er zuerst den zuständigen Behörden angezeigt und dann unter Umständen versteigert. Finder und Grundbesitzer teilen sich den Gewinn. In Deutschland und der Schweiz sind die Regeln wesentlich schärfer, und das Suchen nach Schätzen ist stark reglementiert. Archäologisch relevante Funde gehen dabei immer in den Besitz des Landes oder Kantons über (was jeweils im Schatzregal geregelt ist).
Die goldene Bibel
Noch liegt die Herkunft der Miniaturbibel im Dunkeln. Das Gelände, auf dem Bailey fündig wurde, hatte früher einmal Richard III gehört, der von 1483 bis 1485 König war. Das Schmuckstück könnte seiner Frau Anne Neville oder einer weiblichen Verwandten gehört haben. Die Art der Bearbeitung erinnert Archäologen auch an den bisher bedeutendsten Sondengängerfund Englands: das «Middleham Juwel».
Wer immer das Kleinod anfertigen liess, muss auch vor 600 Jahren schon sehr wohlhabend gewesen sein. Die Journalistin Jen Mills zitiert den Sachverständigen Julian Evan-Hart, der meint, dass es sich um «ein absolut einzigartiges» historisches Artefakt handelt, und unterstreicht: «Das Buch wird auf die Zeit zwischen 1280 und 1410 datiert, als es nach dem Sittengesetz für alle ausserhalb des Adels verboten war, Gold zu tragen.»
Momentan wird die Miniaturbibel von Experten geschätzt. Die einen rechnen mit einem Wert von 100'000 Pfund, andere verweisen auf das Middleham-Juwel, das für 2,5 Millionen Pfund an ein Museum verkauft wurde. In jedem Fall wird das Schatzsuchen als Hobby in England in seiner Beliebtheit wachsen.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / BBC