Roboter
Menschenrechte für Maschinen?
Wie war das noch mit dem Internet? Plötzlich war es da und alle nutzen es. Eine ähnliche Entwicklung steht uns bei intelligente Maschinen bevor. Bald sollen zumindest in den Industrieländern in jedem Haushalt Roboter Standard sein und seine Bewohner von lästiger Haushaltsarbeit entlasten. Das prophezeit kein geringerer als Bill Gates, der schon immer eine gute Nase für zukünftige Entwicklungen hatte. Gates sieht dabei in der Robotik grosse Parallelen zur Verbreitung der Personal Computer vor 30 Jahren. Auch der Robotik würde diese Entwicklung bevorstehen, erwartet der Microsoft-Gründer.
Regeln gegen Missbrauch
Ein Kodex soll sicherstellen, dass der Mensch die Kontrolle über die Roboter behält und sie jederzeit identifizieren kann. Roboterethik muss deshalb nach Ansicht der südkoreanischen Forscher Teil der menschlichen Ethik werden. Mit dem Kodex wollen sie Wege für die Koexistenz von Menschen und Robotern finden, ohne die Entwicklung der intelligenten Maschinen einzuschränken.
Mit der steigenden Nutzung von Robotern steigen auch damit verbundene Sicherheits- und ethische Bedenken. Daher hat der Robotik-Experte Noel Sharkey davor gewarnt, wesentliche Entscheidungen über die Anwendung von Robotern Militär, Industrie und Angehörigen zu überlassen. Internationale Gesetze oder Richtlinien für den Einsatz von Robotern existieren aber de facto nicht.
Wenn Roboter ethische Regeln einprogrammiert bekommen, können die Folgen unvorhersehbar sein. Zumindest in Film und Literatur: In Isaac Asimovs Science-Fiction-Kurzgeschichtensammlung "I, Robot" verbietet das oberste Robotik-Gesetz den künstlichen Intelligenzen zwar, Menschen zu verletzen. Die Maschinen kommen aber zu dem Schluss, die Menschheit würde sich früher oder später selbst zerstören. Und um sie davor zu schützen, übernehmen die Roboter die Herrschaft über ihre Schöpfer.
Wie Roboter denn wirklich zu ethischen Wesen werden könnten, fragen sich auch der Philosoph Colin Allen und der Bioethiker Wendell Wallach. In ihrem Buch kommen sie zu dem Schluss, Roboter müssten wie Kinder stetig dazulernen und menschliche Gefühle verstehen können. Dann entwickelten sie am ehesten eine Sensibilität dafür, wie Menschen entscheiden, was richtig und was falsch ist.
Zukunftsstudie prophezeit Menschenrechte
Roboter werden in einigen Jahrzehnten Menschenrechte Das geht aus einer Studie hervor, die vom obersten Wissenschaftsberater der britischen Regierung in Auftrag gegeben wurde. In dem Bericht kommen die Autoren unter anderem zu dem Ergebnis, dass Roboter in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eigene Rechte geniessen werden. "Wenn wir tatsächlich Roboter mit Bewusstsein schaffen und sie fordern Rechte, dann sollte man sie ihren auch geben", sagt Times Henrik Christensen, Direktor des Zentrums für Roboter und Intelligente Maschinen. Das klingt etwas absurd, angesichts der Tatsache, dass in unserer Welt nicht einmal die Menschenrechte für Menschen eingehalten werden.
Ein Skeptiker ist der Wiener Computer-Pionier Heinz Zemanek: "Eine Maschine kann nicht intelligent sein, denn nur der freie Wille bringt die Intelligenz, alles, was eine Maschine macht, basiert auf getakteter Ja/Nein-Logik. Der Mensch muss anweisen, was zu tun ist."
Briten entwickeln sozialen Roboter
Die Entwicklung scheint jedoch schon weiter zu sein. Ein Forscherteam der Hertfordshire Universität entwickelt einen "sozialen" Roboter, der menschliche Verhaltensweisen und Bedürfnisse erkennen soll. "Ich möchte, dass Roboter Menschen als menschliche Wesen sehen, und nicht wie andere Roboter", erklärt die Projektleiterin Kerstin Dautenhahn. Die Forschungen gehen aber über das reine Füttern des Roboters mit vorprogrammierten Daten hinaus. Der zukünftige Gefährte aus Metall soll nämlich im Kontakt mit den Menschen auch ganz neue Fähigkeiten erlernen, indem er das menschliche Vorbild imitiert.
Gesten verstehen
Ein weiteres Projekt hat zum Ziel, Robotern beizubringen, wie sie Gesten, Blicke und andere Formen der menschlichen Rückmeldung interpretieren. Damit wollen Forscher am Bristol Robotics Lab (neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen. Problematischer sei der Einsatz in Bereichen, die eine Interaktion und Zusammenarbeit mit Menschen erfordern, beispielsweise in der Küche oder im Pflegebereich. Die Forscher Robotern daher beibringen, ähnlich wie Menschen Gesichtsausdrücke, Körperhaltung, Gesten und Augenkontakte zu interpretieren. Zusammen mit einem Verständnis der Aufgabenstellung könne so gewährleistet werden, dass Roboter diese in die Tat umsetzen, ohne dabei Menschen zu gefährden.
Roboter spricht mit menschlicher Stimme
Japaner imitieren Klang mit künstlichem Resonanzraum und Gummi-Stimmbändern. Die Wissenschaftler kopierten zu diesem Zweck auch den natürlichen Resonanzraum von der Lunge bis zum Mund. Damit erzielten sie nun erste Erfolge.
Forscher der Universität Würzburg haben ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sie das Verhalten von Lebewesen simulieren können. Das in Würzburg entwickelte System nimmt seine Umwelt mit Hilfe einer simulierten Sensorik wahr. Zudem besitzt es motorische Fähigkeiten, um seine Aussenwelt beeinflussen zu können. Es ist lernfähig und kann völlig selbstständig mit seiner Umgebung agieren. Das Modell ist in der Lage, die Konsequenzen jeder möglichen Aktion unter jeder möglichen Voraussetzung vorherzusagen. Dieses System lasse daher weit mehr als die blosse Simulation von Leben zu. Vielmehr erlaube es Rückschlüsse auf die Denkprozesse.
Biologischer Computer
Die Neuronen von Blutegeln bilden das Herzstück eines biologischen Computers. "Heutige Computer sind noch so dumm", klagt Bill Ditto, Professor am GeorgiaTech und Leiter des Projektes. "Sie benötigen für die richtige Antwort stets absolut korrekte Informationen. Ein biologischer Computer, findet jedoch die richtige Antwort auch aus Teilinformationen, indem er die Lücken selbst füllt." Damit arbeitet das Konstrukt wie das menschliche Hirn, nur noch wesentlich vereinfacht, so Ditto. Sein Ziel auf lange Sicht ist ein Roboter-Hirn auf biologischer Basis.
Weiblicher Android imitiert Gefühle
Korea hat seinen ersten hochentwickelten Roboter mit menschlichen Gesichtszügen vorgestellt. Der weibliche Android, der in Anlehnung an die biblische Eva auf den Namen EveR-1 hört, hat die Gestalt einer etwa 20-jährigen koreanischen Frau, ist 160 Zentimeter gross und wiegt 50 Kilogramm. Der in Korea entwickelte Roboter soll rund 400 Worte verstehen und in der Lage sein, Emotionen wie Vergnügen, Freude, Ärger oder Sorge auszudrücken. Das Sprechen wird von synchronen Lippenbewegungen begleitet. Weiters ist die Androidin auch in der Lage, den Augen- und Gesichtsbewegungen menschlicher Bezugspersonen zu folgen. Bis 2010 soll EveR tanzen und singen können.
Emotionen erkennen
Neben dem direkten Inhalt der gesagten Worte vermittelt die menschliche Sprache dadurch, wie etwas gesagt wird, auch durch Emotionen. Man arbeitet auch daran, Sprachcomputern das Erkennen von Gemütsbewegungen beizubringen. Neben Anwendungen im medizinischen Bereich wären beispielsweise auch Fahrerassistenzsysteme denkbar, die erkennen, ob ein Fahrer im Stress ist.
Während erste Anwendungen zum Erkennen einfachen Lachens oder Stirnrunzelns bereits in der Testphase sind, soll eine neue Generation von Programmen auch echtes von aufgesetztem Lachen unterscheiden können. Da sind viele Anwendungen denkbar: Eltern können mehr über die Stimmung ihrer Babies erfahren, Ärzte erführen die Laune ihrer Patienten bereits aus dem Wartesaal, Lügendetektoren bekämen visuelle Unterstützung und Computer könnten "humaner" auf ihre Nutzer reagieren.
Japanischen Wissenschaftlern ist es gelungen, eine elektronische Haut zu entwickeln, die Roboter mit den Eigenschaften menschlicher Haut ausstatten soll. Die elektronische Haut spürt, ob etwas zu heiss ist, um es anzufassen, oder ob etwas zu fest gedrückt wird.
Selbstständig denken
Auf völlig neuen Pfaden bewegt sich das europäische Forschungsprojekt XPERO. Ziel des Projektes ist es, Roboter mit der Fähigkeit selbstständigen Lernens auszustatten. Die Forschergruppe will erreichen, dass Roboter zukünftig in der Lage sind, Lernerfolge durch eigenständiges Experimentieren - ähnlich der Mensch- und Tierwelt - zu erzielen.
Die Vorstellung eines ganz und gar selbstständigen Roboters, der sich den Bedürfnissen seines menschlichen Besitzers anpasst, für ihn einkaufen, bügeln, den Schreibtisch aufräumen oder pflegt, hat zugegebenermassen etwas Verführerisches. Viele fürchten sich jedoch vor den Schattenseiten dieser Entwicklung.
Marvin Lee Minsky ist US-amerikanischer Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Gemeinsam mit John McCarthy, Nathaniel Rochester und Claude Shannon begründete er 1956 auf der Dartmouth Conference den Begriff der künstlichen Intelligenz. Er sagt: "Wenn wir Glück haben, werden uns die Roboter als Haustiere behalten". Vielleicht sollten wir schon jetzt unsere Menschenrechte gegenüber den Robotern besonders absichern.
Zu den ethischen und religiösen Aspekten dieser Entwicklung mehr im Kommentar:
Der Mensch schafft den Roboter nach seinem Bild
Quellen: Pte/epd/AFP/Livenet/OpenPR
Autor: Bruno Graber