Britische Kirche: Geld für Rente fehlt
Die Finanzmanager der anglikanischen Kirche in Grossbritannien haben grosse Teile der Pensionen ihrer Pfarrer an den Börsen verspekuliert - obwohl die anglikanische Kirche spätestens seit der Krise als scharfe Kritikerin von Gier und «ungebändigtem Kapitalismus» in der Finanzwelt gilt. Die Bischöfe hatten von einem «Götzendienst» der Banker gesprochen.Nach Angaben von Shaun Farrell, Chef des kirchlichen Pensionsfonds, weist nun die eigene Rentenkasse ein «tiefes Loch» auf. Die Ansprüche der Geistlichen summieren sich aktuell auf über 800 Millionen Pfund, denen nur mehr Aktien im Wert von 416 Millionen Pfund gegenüberstehen.
Farrell handelt offenbar nach wie vor nach der Maxime, Aktien würden die höchsten Renditen abwerfen. Anlageexperten halten die Anlagestrategie ohne Risikostreuung durch risikoärmere Wertpapiere jedoch für ungewöhnlich, wie die «Financial Times Deutschland» berichtet. Darüber hinaus sei die Religionsgemeinschaft mangels Geschick zum Höhepunkt der Börsenblase Ende der 1990er Jahre in den Markt eingestiegen. Angesichts der Verluste könnte die Kirche die Renten reduzieren. Die Altersbezüge junger Geistlicher könnten daher weniger als die Hälfte betragen als jene ihrer bereits pensionierten Vorgänger.
Kirche ergreift Sparmassnahmen
Aufgrund der Wirtschaftskrise sind die christlichen Religionsgemeinschaften auch in andern Ländern mehr und mehr unter Druck geraten. So geht etwa die Evangelische Kirche in Deutschland davon aus, dass sich die finanziell schwierigen Zeiten fortsetzen dürften. In diesem und im kommenden Jahr sei besonders in Industriegebieten mit deutlichen Rückgängen der Steuereinnahmen zu rechnen. Teilweise würde der Einbruch bis zu 25 Prozent betragen.Insgesamt erwartet die evangelische Glaubensgemeinschaft in Deutschland ein Minus von rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2010 könne der Rückgang noch stärker ausfallen. Zwar verfügt die Kirche eigenen Angaben zufolge über Reserven aus den positiven Vorjahren 2007 und 2008. Dennoch müsse gespart werden.
Wo dies geschehen soll, bleibt vorerst jedoch offen. Wegen Niedriglöhnen in diakonischen Pflegeheimen und der Weigerung, einen Tarifvertrag für ihre Beschäftigten zu akzeptieren, war die Kirche vor wenigen Monaten in die Kritik der Gewerkschaften gekommen.
Quelle: pte online