20 Jahre Pfuusbus

«Niemer bliibt duss – dank em Pfuusbus!»

Zoom
Pfuusbus (Bild: zVg)
Vor 20 Jahren rief Pfarrer Sieber den Pfuusbus ins Leben. Die Idee: Obdachlose sollen ohne bürokratische Hürden eine vorübergehende Bleibe und menschliche Anteilnahme finden. Am 15. November eröffnet der Pfuusbus seine 21. Saison.

Im ersten Pfuusbus (dem ehemaligen Wohnmobil der erfolgreichen Schweizer Seitenwagenrennfahrer Paul und Charly Güdel) fanden pro Nacht bis zu zwölf Obdachlose im Sattelschlepper auf dem Kiesplatz beim Zürcher Strassenverkehrsamt Unterschlupf. Insgesamt zählten die Betreuerinnen und Betreuer in der Eröffnungssaison 2002/03 von Mitte November bis Mitte April 1'334 Übernachtungen. Mit der Erweiterung um ein Vorzelt im Jahr 2007 stiegen die Übernachtungszahlen rasch an, um sich in den vergangenen zehn Jahren zwischen rund 3'500 und 4'500 einzupendeln. In der Saison 2021/22 wurden 4'093 (Vorjahr 3'690) Übernachtungen von 230 (214) unterschiedlichen Gästen gezählt.

Von 12 auf 36 Schlafplätze

Standen in den ersten Wintern zwölf Betten zur Verfügung, wurde die Kapazität im Jahr 2007 dank des Vorzelts auf 28 Plätze erweitert. 2016 musste das Sozialwerk Pfarrer Sieber den reparaturanfälligen Sattelschlepper ersetzen. Seit dem Corona-Frühling 2020 verfügt die Notunterkunft neben dem Herzstück des Ensembles – dem Sattelschlepper mit Schlafkojen, Küche und Stauraum – über ein Aufenthaltszelt und ein grosses Schlafzelt – und total 36 Schlafplätze. Seit 2016 wird der Pfuusbus ökologisch mit Holzpellets beheizt.

Seinen Auftrag leitete Pfarrer Ernst Sieber aus Lukas, Kapitel 14, Vers 23 ab: «Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstrassen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.» Kernig übersetzte er diese biblische Aufforderung in seiner unnachahmlichen Art in die Mundart: «Niemer bliibt duss – dank em Pfuusbus!» (Niemand bleibt draussen – dank dem Schlafbus). Zentral war Pfarrer Sieber und ist dem Team heute noch, dass Menschen im Pfuusbus nicht nur ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit finden, sondern auch Gemeinschaft, offene Ohren und menschliche Anteilnahme. «Bisch nöd älei» (Du bist nicht alleine) lautet denn auch Pfarrer Siebers Wahlspruch, der noch heute unübersehbar auf dem Sattelschlepper steht.

Mit Fest in die 21. Saison

Obschon die aussergewöhnlichste Notschlafstelle der Schweiz eben erst volljährig geworden ist, gehört sie zu Zürichs Wahrzeichen wie das Grossmünster oder die Zunfthäuser. Der Pfuusbus ist eine Institution. Seit seiner Gründung haben Tausende in einer Notlage das Angebot dankbar angenommen und im Pfuusbus Schutz gefunden. Und nicht wenige haben dank des Pfuusbus eine Wende in ihrem Leben geschafft. Am 15. November starten das Team mit einem Geburtstagsfest für diesen speziellen Ort der Begegnung in die 21. Wintersaison.

Zum Thema:
Sozialwerke Sieber: Übernachtungsrekord im Pfuusbus
Überlebenshilfe für Obdachlose: Erste Pfuubus-Saison ohne Pfarrer Sieber
Zum 90. Geburtstag: Pfarrer Sieber: Vom Bauern zum Knecht Gottes

Datum: 14.11.2022
Autor: Walter von Arburg
Quelle: Sozialwerk Pfarrer Sieber

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich neu, um diesen Artikel zu kommentieren.
Anmelden
Mit Facebook anmelden

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Adressen

CGS ECS ICS