Nacht des Glaubens
Ein Festival auch für Zweifler
Mit 80 Events findet am 17. Juni in Basel das zuvor verschobene Festival «Nacht des Glaubens» statt. Das Festival für Kunst und Kirche wird von 50 Kirchen getragen, ist aber kein Insider-Happening.
Zu den 25 Spielorten zählen das Stadtcasino Basel, Theater Fauteuil, «Scala» oder das Literaturhaus. Ebenso nutzt das Festival prominente Sakralbauten wie das Münster, die Predigerkirche oder die Clarakirche.
Die auftretenden Kunstschaffenden leben in ihren angestammten Sparten mehrheitlich finanziell von ihrer Kunst. Aber sie riskieren an der Nacht des Glaubens, die Tabu-Themen «Gott und Religion» anzupacken, die allerdings in der Luft liegen (etwa die aktuelle Veranstaltungsreihe im Berner Kunsthaus «Kunst und Religion im Dialog»). Obwohl das Festival auf eine einzige Nacht fokussiert ist, kreieren Beteiligte im ganzen Monat einen Kirchen-Kulturweg mit künstlerischen Aktionen durch Basler Kirchen.
Ringen mit Glauben und Zweifeln
Das Festival will künstlerisches Ringen mit dem Glauben zeigen. Dabei wird das Zweifeln sowie die Suche nach neuen Ausdrucksformen viel Raum haben. Dazu gehört modernste Literatur, wie sie im Literaturhaus, in der Lesegesellschaft oder im theologischen Seminar geboten wird. Die Katholikin Nora Gomringer liest aus ihrem neuen, für manche subversiven Buch «Die Gottesanbieterin». Patti Basler spricht – wiederum erstaunlich traditionell – über Johanna Spyris «Heidi». Im ehemaligen Safe der Basler Volksbank im Unternehmen Mitte sinniert der Kontrabassist Christian Sutter über einen Judas-Text von Walter Jens, den er musikalisch illustriert. Etwas poppiger gestaltet sich die Suche nach neuen Frömmigkeitsformen auf dem Barfüsserplatz, wo Patricia Kelly neben der niederländischen Band Trinity und der Basler Band Gottpop auftritt.Spannend wird der Dialog, wenn im Münsterkreuzgang moderner Jazz erklingt und umgekehrt im nicht-kirchlichen Hans Huber Saal und im Schmiedenhof klassische Musik mit geistlichen Themen.
Wer zeitgenössische Musik sucht, besuche die experimentellen Klänge in der Clarakirche zum Thema «Di(v)e» rund um ökologische Sorgfalt. Oder die Marienkirche, wo das Stück «sich verlieren» des Schweizer Komponisten Philipp Neukom seine Uraufführung erfährt. Die Liste der Aufführungen ist lang. Sie dauern alle 40 Minuten, so dass man mehrere besuchen kann. Die Events erheben keinen Eintritt.
Moderne und kirchliche Kunst
Gleichzeitig findet die ART Basel statt. Auf den Barfüsserplatz stellt sie in die Nähe der «Nacht des Glaubens»-Hauptbühne einen riesigen Totenkopf hin; dies im Einvernehmen mit den Veranstaltern, die ihrerseits auf eine Ausstellung mit modernster Kunst hinweisen – im Münstersaal, ein Stockwerk über einer Schau mit niederländischen Bibel-Fliesen, die grösstenteils auf Stiche des Basler Kupferstechers Matthäus Merian d. Ä. zurückgehen. Damit schliesst sich wieder der Kreis zu kirchlicher Kunst. Oder doch nicht ganz. Bibelfliesen zierten einst Öfen und Wände in nicht-kirchlichen privaten Räumen.
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Quelle: Nacht des Glaubens