Ruedi Löffel

Ein Kämpfer für das Tabak-Werbeverbot

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Ruedi Löffel (Bild: Facebook)
Ruedi Löffel kämpft beim Blauen Kreuz seit Jahrzehnten für die Prävention von Alkohol- und Tabakmissbrauch. Bei der jüngsten Abstimmung über die Volksinitiative für ein Tabak-Werbeverbot stellte er das Bernische Pro-Komitee auf die Beine.

Auf einen Vorstoss von Ruedi Löffel aus dem Jahr 2002 wurde im Kanton Bern bereits 2007 Tabakwerbung auf öffentlichem Grund verboten, später fand er eine Mehrheit für ein strenges Rauchverbot in der Gastronomie und in öffentlich zugänglichen Innenräumen. «Ruedi war immer ein Strippenzieher, nie ein Hinterbänkler», sagt die Berner SP-Nationalrätin und Gesundheitspolitikerin Flavia Wasserfallen über Löffel, mit dem sie während zehn Jahren gemeinsam im Grossen Rat sass. Geschickt habe er die Rolle der EVP als Mehrheitsmacherin genutzt, um Allianzen für seine Anliegen zu zimmern.

Ruedi Löffel, die Aargauer Zeitung hat Sie im Zusammenhang mit der Abstimmungskampagne als «Strippenzieher» vorgestellt.
Ruedi Löffel
: Für die Tabak-Initiative war ich kein Strippenzieher. Die Initiative wurde getragen von der Ärzteschaft, den grossen Gesundheitsorganisationen wie Krebsliga, Lungenliga und Blaues Kreuz, Sport- und Jugendverbänden sowie zahlreichen weiteren Organisationen. Ich habe mich einfach im Abstimmungskampf voll reingehängt und zusammen mit einer Mitarbeiterin der Lungenliga das Bernische Pro-Komitee auf die Beine gestellt. Erfreulicherweise ist es mir gelungen, aus allen Parteien eine glaubwürdige Persönlichkeit für das Co-Präsidium des Unterstützungskomitees zu gewinnen: sieben bekannte Grossratsmitglieder aus SVP, FDP, Mitte, EVP, glp, Grünen, SP und dazu den Präsidenten der EDU. Ich freue mich mega, dass wir mit unserer Kampagne im Kanton Bern sogar einen schweizweit überdurchschnittlichen Ja-Anteil erreicht haben.

Dazu darf man gratulieren! Welche weiteren Pfeile hinsichtlich Tabakprävention haben Sie im Köcher?
Der nächste Schritt ist jetzt die Umsetzung von «Kinder ohne Tabak» durch das nationale Parlament. Die Initiative kam nur deshalb zur Abstimmung, weil die Mehrheit leider auch nach jahrelangem Hin und Her bisher nicht gewillt war, im Tabakproduktegesetz einen griffigen Jugendschutz zu formulieren. Jetzt erwarte und hoffe ich, dass einige Mitglieder der Mehrheitsparteien – da denke ich vor allem an «Die Mitte» – den Anstand und die Grösse haben werden, den Volkswillen im Gesetz entsprechend umzusetzen.

Das kann man nur hoffen, aber würde Ihnen das genügen?
In nächster Zeit werden National- und Ständerat auch über den zukünftigen Rahmen für die Tabaksteuer beschliessen müssen. Seit Jahren ist es nämlich dem Bundesrat per Gesetz verunmöglicht, längst überfällige und für die Prävention sehr wichtige Erhöhungen der Tabaksteuer vorzunehmen. Weil die Tabaklobby in der Schweiz unerträglich grossen Einfluss auf die politischen Mehrheiten hat, wird auch dies ein schwieriges Unterfangen. Australien beispielsweise zeigt sehr gut, dass nebst Werbeverboten namentlich auch massive Preiserhöhungen dafür sorgen, dass immer weniger junge Menschen der Nikotinsucht verfallen.

Zu guter Letzt müsste die Schweiz, wie bereits viele andere Länder, die farblose, ohne Markenlogos aber mit abschreckenden Bildern bedruckte Einheitspackung für alle Zigarettenmarken einführen. Auch dies wäre ein wirksames Jugendschutz-Instrument. Davon wage ich aber im «Schurkenstaat» der Tabakprävention kaum zu träumen.

Was ist Ihre Vision? Eine Schweiz frei von Rauch- und Alkoholfahnen?
Alkohol und Tabak sind zwar in vielem ähnlich, müssen aber auch unterschieden werden. Bezüglich Alkohol ist die Vision des Blauen Kreuzes, die ich teile, eine Gesellschaft ohne Missbrauch dieser legalen Droge und mit möglichst effizienten Hilfsangeboten für Menschen, die den Umgang mit Alkohol nicht im Griff haben. Natürlich braucht es auch weitreichende Werbeeinschränkungen und vor allem im Detailhandel viel höhere Preise. Es darf doch nicht sein, dass sich ein 15-jähriges Mädchen für 20 Franken zu Tode saufen kann!

Genügen Preiserhöhungen dafür?
Ganz wichtig ist bei beiden Drogen ein kompromissloser und konsequenter Jugendschutz – auch im Internet. Beim Tabak, wo jeglicher Konsum gesundheitsschädigend ist, muss das Ziel sein, den Konsumeinstieg von Minderjährigen zu verhindern. Dazu braucht es mindestens die eingangs erwähnten Massnahmen plus einen besseren Schutz vor Passivrauch in allen Innenräumen und überall da, wo sich Kinder aufhalten. Zudem muss das extrem umweltschädigende Wegwerfen von Zigarettenstummeln mit aller Härte bekämpft werden.

Seit Sie nicht mehr im Grossen Rat sind, sind Sie auch nicht mehr so nahe an den politischen Schalthebeln. Wie verwirklichen Sie Ihre Vision?
Da ich beim Blauen Kreuz Bern – Solothurn – Freiburg nebst der Leitung des Bereiches Prävention und Gesundheitsförderung auch für die Öffentlichkeitsarbeit mitverantwortlich bin, gehört es zu meinem Auftrag, die Beziehungen zur Politik möglichst gut weiter zu pflegen. So ergänzen sich meine persönlichen «Herzblut-Anliegen» und die Themen des Blauen Kreuzes, wie bereits während der 18 Jahre als Grossrat, in fast idealer Art und Weise.

Zum Thema:
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Datum: 17.02.2022
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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