Imam: «Mord ist grosse Sünde»

Mörder von koptischem Erzbischof zum Tode verurteilt

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Alexandria, Ägypten (Bild: Pexels)
Der koptische Erzbischof Arsanious Wadid war in Alexandria in aller Öffentlichkeit niedergestochen worden. Sein Mörder wurde nun am 11. Juni zum Tode verurteilt, wie «Copts United» berichtet.

Der Priester und Erzbischof Arsanious Wadid verteilte am 7. April mit einer Gruppe Jugendlicher aus seiner Kirche auf der Promenade Ramadan-Geschenke an Passanten, als der Angreifer ihm mindestens dreimal mit einem Messer in den Nacken stach, wie die lokale Presse berichtete. Er war 56 Jahre alt. Der Täter, Nehru Abdel Moneim Tawfiq (60), wurde nun nach einer langen Sitzung zum Tode verurteilt. Der Anschlag wurde von Überwachungskameras aufgezeichnet, aufgrund derer der Mord einwandfrei festgestellt und zugeordnet werden konnte.

Terroristischer Hintergrund

Nach Erkenntnissen des Gerichts hat Tawfiq einen terroristischen Hintergrund. Führende Vertreter sowohl der koptischen Kirche als auch des Islams hatten ein religiöses Motiv heruntergespielt, um eine Eskalation zu verhindern, obwohl Tawfiq den dschihadistischen Slogan «Allahu Akbar» rief, als er auf Wadid einstach, wie eine Augenzeugin bei dem Prozess aussagte. Sie sagte, Tawfiq habe sich zehn Minuten lang in der Gegend herumgetrieben, bevor er Wadid wegen seines priesterlichen Gewandes ins Visier nahm.

Islamistische Angreifer in Ägypten berufen sich häufig auf «geistige Verwirrung» als juristische Verteidigung für einen Mord, und Tawfiq behauptete, dass er aufgrund seines instabilen Geisteszustands nicht in der Lage war, seine Handlungen zu kontrollieren, so die Nachrichtenagentur Ahram Online. Laut Zeugenaussagen machte Tawfiq zunächst keine Anstalten, sich zu verstecken, und die Polizei erklärte, er habe gestanden, den Priester absichtlich getötet zu haben. Später behauptete er jedoch, er habe nicht gewusst, was er tat, und das Messer nur zur Selbstverteidigung genommen.

Vom Grossimam verurteilt

Die ägyptische Al-Azhar, die weltweit einflussreichste Institution des sunnitischen Islam, hatte den Mord an Wadid in einer Erklärung auf Facebook verurteilt. Al-Azhar-Scheich Ahmad al-Tayyeb sagte, solche Angriffe könnten «Religionskriege anstiften». «Der Grossimam bekräftigt, dass Mord eine grosse Sünde ist, die den Zorn Gottes erregt und im Jenseits bestraft wird», heisst es in der Erklärung von Al-Azhar. Die koptisch-orthodoxe Diözese von Alexandria erklärte Wadid zu einem Märtyrer.

Oft Straffreiheit

Solche offenen Angriffe sind in Ägypten relativ selten; im September 2017 hatte ein IS-Terrorist einen 82-jährigen christlichen Arzt in Kairo erstochen. Der Angreifer wurde im folgenden Jahr zum Tode verurteilt. Oft gehen islamistische Angreifer aber straflos aus. «In Oberägypten nutzen die lokalen Behörden sogenannte 'Versöhnungstreffen', um einen Konflikt zu lösen, was de facto oft bedeutet, dass muslimische Angreifer frei herumlaufen», heisst es in dem Bericht von Open Doors. «Dies hat zu einer Kultur der Straffreiheit für Gewalt gegen Christen in dieser Gegend geführt.»

Ägypten, das als weltweit führendes islamisches Land gilt, ist aufgrund seiner Lage in der Region und seiner Grösse sowie seines historischen und diplomatischen Einflusses von strategischer Bedeutung. Christen machen mehr als 10 Prozent der ägyptischen Bevölkerung in dem mehrheitlich muslimischen Land aus; obwohl sich die allgemeine Sicherheit in Ägypten seit der Wahl von Präsident Abdul Fattah al-Sisi im Jahr 2014 verbessert hat, sind Christen nach wie vor von Gewalt und Diskriminierung bedroht. Sexuelle Belästigung koptischer Christinnen ist weit verbreitet, und obwohl al-Sisi eine integrative Sprache verwendet und begonnen hat, Kirchen legal zu öffnen, stossen Christen im Alltag auf Widerstand. Die Eröffnung einer neuen Kirche oder Gerüchte über Blasphemie gegen den Islam führen in ländlichen Gegenden immer wieder einmal zu Gewalt durch den Mob – ein Grund dafür, dass das Land auf dem Weltverfolgungsindex 2022 von Open Doors auf Platz 20 steht.

Zum Thema:
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Datum: 23.06.2022
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Headlines / Copts United

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