In einer verdrehten Welt
Alles nur aus Liebe …?
Jesus zu folgen, war nie Mainstream. Doch unsere Zeit braucht nichts so dringend wie Menschen, die einen geraden Weg gehen und sich nicht dafür entschuldigen. In einer Miniserie stellt Johannes Hartl vier Konzepte vor, die Christen ganz anders sehen sollten als unsere Gesellschaft – heute zum Thema Liebe.
In unserer Kultur werden immer wieder bestimmte Sätze zum Thema Liebe laut, beispielsweise «Wenn die zwei sich wirklich lieben, wer kann dann etwas dagegen haben?», «Kann denn Liebe Sünde sein?» oder «Liebe kann doch überhaupt nicht schlecht sein…» Doch es ist relativ wichtig zu wissen, was Liebe überhaupt ist.
Es gibt ein Wort, das zwar ein wichtiger Bestandteil der Liebe ist, aber es wird immer mehr zum Ersatz von Liebe: die Empathie. In unserer Kultur ist Empathie einer der höchsten Werte: die Fähigkeit, mit jemandem zu fühlen. Und die Menschen sagen: «Wenn du den anderen nur verstehen würdest, wärst du automatisch tolerant und würdest alles akzeptieren, was er tut» – und das ist dann Liebe.
Liebe mutet Wahrheit zu
Das ist aber eigentlich nicht Liebe. Es ist vielleicht ein Teil von Liebe, aber die wahre christliche Liebe mutet dem anderen die Wahrheit zu. Doch wir erleben in unserer Gesellschaft die Entkopplung von Empathie und Wahrheit. Nach dem Motto: «Wenn das für dich so in Ordnung ist, dann lass ich das so stehen.» Da bleibt die Wahrheit aussen vor.
Empathie ist wichtig, sich in den anderen einzufühlen ist wichtig, aber die grösste Liebe mutet dem anderen die Wahrheit zu. Wenn Sie den anderen jedoch die Wahrheit zumuten, sagen diese, das sei nicht tolerant, nicht liebevoll. Natürlich kann es sein, dass es in mir Härte oder einen Mangel an Einfühlungsvermögen gibt. Wenn mir jemand das vorwirft, sollte ich in mich gehen und das prüfen. Aber Jesus hat nie entweder die Wahrheit gesagt, oder er war einfühlsam – Jesus hat immer beides gemacht.
Liebe vs. Abhängigkeit
Liebe heisst definitiv nicht, dass man alles tut, was der andere von einem will. Einer der Hauptgründe, warum Menschen Kompromisse eingehen, ist aufgrund von Beziehungen: Diesen geliebten Menschen zu enttäuschen, fühlt sich so schlimm an, da wirft man lieber alle Grundsätze über Bord. Aber letztendlich heisst das: «Nicht einmal Gott darf zwischen uns beide kommen» und «Ich hab dich so lieb, da darf die Wahrheit nicht stören». Doch das ist keine Liebe, das ist Abhängigkeit. Wahre Liebe öffnet sich für die Wahrheit.
In einer Gesellschaft, in der die Wahrheit hinter Empathie und der Toleranz zurückbleibt und alle darum bemüht sind, dem anderen ja nicht auf den Schlips zu treten, sind wir Christen gefordert: Wie können wir in unserem Alltag einfühlsam und in Liebe die Wahrheit leben und weitergeben?
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Autor: Rebekka Schmidt / Johannes Hartl
Quelle: Livenet / Gebetshaus Augsburg