«Gott gibt es definitiv»
Londoner Busse jetzt mit Werbung für Gott
Mit Bibeln und Postern
Die Trinitarische Bibelgesellschaft konterte mit Postern in 100 Londoner Bussen mit Worten aus Psalm 53: "Die Toren sagen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott". Bei der umgerechnet fast 60000 Franken teuren Aktion verteilt die Gesellschaft auch Gratis-Bibeln.
Auch die Christliche Partei von Pfarrer George Hargreaves platziert ab kommender Woche Anzeigen in 50 Bussen der britischen Hauptstadt. Darauf heisst es: "Gott gibt es definitiv. Deshalb schliesse dich der Christlichen Partei an und geniesse Dein Leben".
Eine dritte Aktivistengruppe um den Produzenten eines russischsprachigen TV-Senders in London soll es immerhin auf 25 Busse bringen. Diese bekommen den Slogan: "Es gibt Gott. Sorge dich nicht. Geniesse dein Leben".
Kritiker merkten laut "Telegraph" bereits an, das Geld hätte man eher in karitative Projekte investieren sollen. Im Übrigen sei zweifelhaft, ob die Botschaften - gleich welcher Seite - überhaupt irgendjemanden überzeugen, so Simon Barrow vom kirchlichen Think Tank "Ekklesia".
Die britische Behörde für Werbestandards hat seit Anlaufen der Atheistenkampagne an die 326 Beschwerden erhalten. Der Tenor: Die Kampagne beleidige die religiösen Gefühle der Christen und man könne nicht belegen, dass es "keinen Gott" gibt. Die Werbebehörde übte sich in britischer Coolness und gab an, dass Sherines Initiative keine Standards verletze. Auch ideologische Grabenkämpfe können ein modernes Gesicht tragen.
Werbung für das Christentum
Die methodistische Kirche freue sich über das „anhaltende Interesse an Gott“, teilt eine Sprecherin verschmitzt mit und macht gleich ein bisschen Werbung: „Christen sind Leute, die keine Angst haben vor den schwierigen Fragen des Lebens.“ Immerhin sprächen die Menschen dadurch über Gott. Der britische theologische Zusammenschluss "Theos" sagte gegenüber der Zeitung "The Guardian": "Die Poster werden die Menschen dazu ermutigen, die wichtigste Frage ihres Lebens zu stellen. Der Slogan selbst ist ein Diskussions-Starter. Solche Aktionen zeigen, dass militante Atheisten oft gute Werbung für das Christentum liefern. Jemandem zu sagen, dass es möglicherweise keinen Gott gibt, ist ein wenig wie jemandem zu sagen, dass er vielleicht daran gedacht hat seine Tür zu verschliessen. Es schürt Zweifel, die sonst nicht da wären. "
Mark Russell, Leiter der Church Army, freut sich über die Kampagne. «Ich mag, dass im Werbtext‚ ’wahrscheinlich’ steht. So erscheinen die Atheisten unsicher, ob es doch nicht einen Gott gibt. Seine Reaktion auf die zweite Zeile – „Hör‘ auf, Dir Sorgen zu machen...“ – dieser Rat wäre vernünftig, wenn eine atheistische Welt Hilfswerke wie Obdachlosenhilfe, Drogenrehabilitationszentren, Seelsorge, Spital- und Gefängnisbesuchsgruppen und so weiter hervorbrächte. «Aber», bemerkte er, «das tut sie nicht.»
Christliche Botschaft entstellt
Deutlich kritischer sieht ein Sprecher der anglikanischen Staatskirche die atheistische Botschaft. Zwar gebe es nichts daran auszusetzen, dass Gruppen ihre religiösen oder philosophischen Meinungen kundtun. Die christliche Botschaft aber werde indirekt falsch dargestellt: „Glaube hat weder mit Sorgen zu tun noch mit mangelnder Lebensfreude.“
Ein Busfahrer aus dem südenglischen Southampton sah durch den Slogan seine eigene Lebensfreude beeinträchtigt. Da werde sein „Glauben verlacht“, fand Ron Heather und legte die Arbeit nieder, bis sich ein werbungsloser Bus im Depot fand.
Weltweiter Schulterschluss der Atheisten?
Längst findet die Aktion der englischen Gottesleugner weltweit Nachahmer. Dem plumperen australischen Versuch „Atheismus – schlafen Sie sich am Sonntag aus“ schoben die dortigen Werbeaufseher einen Riegel vor. Die britische Parole kopierten Atheisten in Barcelona und anderen spanischen Grossstädten und in in Italien gab es auch solche Aktionen. Jon Worth, der die Kampagne in Grossbritannien mitentwickelt sagt: .“Wir sind in andern Ländern in Kontakt mit andern atheistischen Gruppen. Wir sind ausserdem in Kontakt mit Leuten in weiteren Ländern, wo es bislang noch keine Kampagnen gibt: In den Niederlanden, in Deutschland, in Österreich. Wir wissen bis jetzt nicht, ob wir dort richtige Kampagnen organisieren können, aber wir versuchen es. Wir wollen nicht die Gläubigen überzeugen, dass sie eigentlich Atheisten werden sollten. Wir wollen nur sagen 'Ein Leben ohne Religion ist auch in Ordnung'. Wir wollen Leute zum Nachdenken bringen. Warum also nicht weltweit?
Quellen: Kipa/JOEL NEWS/Livenet/Die Zeit