Kommentar

Der Mensch schafft Roboter nach seinem Bild

Alles, was zu etwas gut ist, kann missbraucht werden. Nicht das Messer ist schuld, wenn einer erstochen wird, sondern der Täter. Die moralische Verantwortung liegt allein beim Menschen. Der Mensch ist der Konstrukteur der intelligenten Maschinen. Er trägt Verantwortung für das, was er baut.

Bei wirklich intelligenten Maschinen hingegen könnte die Sache eines Tages anders sein. Sie sind darauf angelegt, aus gewonnenen Erfahrungen zu lernen, damit sie flexibel auf unvorhergesehene Reize reagieren. So lassen sich schon heute den Fussballrobotern nicht nur Spielregeln einprogrammieren, sondern auch die moralischen Prinzipien des Fairplay. Damit hat auch ein Roboter eine moralische Entscheidung zu treffen. Oder ist er immer noch gefangen in seinen Parametern?

Die Frage nach dem sozialen Umgang mit Robotern sei deshalb aktuell geworden, weil diese zunehmend aus den Werkshallen heraus- und in den Alltag der Menschen einträten, erklärt Rafael Capurro. Er hält es aber für eine "Perversion, wenn Menschen denken, sie wären Robotern gegenüber moralisch verpflichtet." Von Robotern mit Bewusstsein seien wir meilenweit entfernt. "Jede Ameise ist klüger als der intelligenteste Roboter", sagt der Informationsethiker.

Heute ist das schon noch so. Es ist technisch ein Leichtes, ein mit religiöser Symbolik geschmückten Roboter zu konstruieren, der beispielsweise niederkniet und 3000 Mal ein Vaterunser spricht. Die Frage ist nur: Wären diese Gebete der Roboter wirkliche Gebete? Nein, es würde zwar wie ein Gebet aussehen, wäre aber noch kein Gebet.

Wenn in Zukunft aber ein Roboter doch so etwas wie Bewusstsein entwickelt: Wie ist es dann? Kann man eine Maschine, die über ein Bewusstsein verfügt, immer noch als Maschine betrachten? In einem Roman habe ich einmal eine Geschichte gelesen, in der ein Roboter beginnt an Gott zu glauben. Plötzlich weigert er sich, Befehle von so minderwertigen Wesen wie den Menschen anzunehmen.

Wird sich ein geschaffenes Wesen wirklich einmal gegen den Schöpfer wenden können? Bei uns Menschen ist das schon so. Als Gott den Menschen geschaffen hat, hat er ihn als einzigartiges Individuum geschaffen, das Gott in seiner Art ähnlich ist. Gott hat keine Roboter gebaut, sondern schöpferische Wesen mit vielen Möglichkeiten, Leben zu gestalten und zu verändern.

Weil Gott die Menschen liebt, schuf er sie nicht als willenlose Roboter, sondern gab ihnen einen freien Willen. So hatten sie die Möglichkeit, sich frei für oder gegen Gott zu entscheiden. Können wir eines Tages auch einen Roboter herstellen, der das auch gegenüber uns entscheiden kann? Nein! Auch der genialste Wissenschaftler kann sich nicht so ein Roboter ausdenken.

Maschinen werden nie eine Seele haben. Auch wenn Schachweltmeister inzwischen gegen Computer verlieren, die Maschine wird sich nie darüber freuen können.

Was kommt: Der Mensch schafft den Roboter nach seinem Bild, während er selbst nach Gottes Abbild geschaffen ist. Mit dieser Gewissheit im Rücken können wir auch den Schattenseiten, die vielen technischen Neuerungen zu eigen sind, begegnen: Roboter, die als Soldaten eines reichen Landes gegen Menschen eines armen Landes kämpfen. Oder Roboter die Terroranschläge ausüben oder Verbrechern beistehen.

Die Roboter werden ein Abbild der menschlichen Gesellschaft sein. Die entscheidende Frage ist nicht die, wie Menschen mit Robotern umgehen, sondern immer diesselbe: wie Menschen mit Menschen umgehen - auch mittels Robotern.

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Datum: 19.02.2009
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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