Anstellung des Metalpfarrers

Metall-Installation der besonderen Art

Gottesdienst in der Metalchurch (Bild: zVg)

Besonders historisch ist der Moment, weil es eine Premiere ist, dass ein Pfarrer nicht für ein geografisches Gebiet, eine Kirchgemeinde, sondern für eine spezielle Zielgruppe angestellt wird; hier die Metaller – ganz im Sinne einer «Emerging Church». Die reformierte Landeskirche erwähnte als Arbeitgeberin, dass es einmalig sei und nicht mit dem kantonsübergreifenden Zirkuspfarrer oder dem Chilbi-Pfarramt zu vergleichen. Denn hier besteht ein gemeinschaftlicher Charakter, der durchaus als Kirche bezeichnet werden kann.

Die metallige Kirchenszene

Weitere christliche Dienste, welche in spezifische Szenen reinwirken, dementsprechend Leute ansprechen und damit eine Community bilden, sind etwa das HipHop Center in Bern oder die alternative Bewegung der Jesusfreaks Schweiz.

Der Pfarrer und Synodalrat Iwan Schulthess, der ein Grusswort des Synodalrates überbrachte, hatte morgens noch mit Jodlerchörli und Handörgeli einen Gottesdienst gefeiert; jetzt fand er sich in einer Menge schwarzgekleideter Metaller wieder. Das passe zur Breite, welche die reformierte Landeskirche leben wolle. Schwarz, das übrigens für das Dunkle in der Welt, im persönlichen Leben und für Tod stehe.

Kirchenlieder mit krasser Gitarre

Es gibt immer wieder lustige Zufälle, wenn beispielsweise ein Metalchurch-Besucher mit seiner Kollegin in den Gottesdienst geht und sie selber eine Metall-Künstlerin ist. Sie macht Skulpturen und diverse Kreationen aus handfestem Metall.

Was wäre die Metalchurch (MC) ohne Musik? Das ginge gar nicht. Aus diesem Grund ist der rockige Heavy-Metal auch im Gottesdienst wesentlicher Bestandteil und kommt hämmernd und mit Gitarren-Virtuosität daher. Lieder wie «Wo ich auch stehe», «Mir wäi enander säge» oder «Du grosser Gott» wurden in bester Metal-Manier von der Bühne gedröhnt.

Offene Räume, Goliath und der schwarze Regenbogen

«Bewährtes pflegen – Räume öffnen» ist einer der Visionspunkte, welche sich die Landeskirche (Bern-Jura-Solothurn) auf die Fahne schreibt. Dass die MC absolut gut da reinpasst, wurde weiter erläutert.

Die ansprechende Predigt von «Installator»-Pfarrer Daniel Meister aus Oberdiessbach begann mit dem Gedanken, wo überall in der Bibel Metall, beziehungsweise Schwermetall zu finden sei. Da wurde unter anderem Goliath mit seiner Kampfmontur erwähnt oder auch der Tempelbau, in dem massenweise Material erster Güte verarbeitet wurde, auch Silber und Gold. 

Bei der Farbe Schwarz, amüsierte die Bemerkung von der Kanzel, dass wohl auch der Regenbogen bei den Metallern aus Schwarz bestehen müsste.

Eine gemeinschaftliche Church

Samuel Hug, der nun offiziell eingesetzte Metallpfarrer, selber richtete auch ein paar Worte an die schwarze Gemeinde. Unter anderem wollte er berichtigen: «Die Metalchurch ist zum Glück nicht meine, sondern die Kirche von Jesus. Meine Mitstreiter sind nicht nur getreu, sondern auch ein kritisch-konstruktives Gegenüber.»

Denn am Samstag war ein ganzseitiger Artikel in den Berner Zeitungen BZ und Bund erschienen, worin die Metalchurch als Kirche von Samuel Hug bezeichnet wurde: «Von einem, der sich mit Getreuen eine eigene Kirche schuf.»

Eine Installation zum Weiterfahren

Natürlich war der Akt der Installation selber ein Höhepunkt der Feierlichkeit. Anschliessend wurde ein Segensgebet für Samuel Hug und seine Ehefrau und deren Dienst gesprochen.

Nebst den offiziellen Vertretern der reformierten Landeskirche waren auch zwei «Black Ladies» des MC-Vorstandes beteiligt und sprachen Gebete für diesen Neustart.

So wurde nicht nur ein neues Kapitel der Metalchurch begonnen, auch die Landeskirche hat mit ihrer Vision «Bewährtes pflegen – Räume öffnen» tatsächlich neue Perspektiven «eröffnet».

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