Reform der EAD
Allianz soll flexibler, jünger und internationaler werden
Die Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) will sich strukturell neu aufstellen. In Zukunft soll die Allianz-Basis stärker in einem Netzwerk in die Arbeit eingebunden werden.
Die Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) will in Zukunft stärker
als Netzwerk agieren und dadurch mehr Beteiligungs- und
Mitwirkungsmöglichkeiten bieten. Dadurch soll das Werk flexibler, jünger
und internationaler werden. So soll zudem die Allianz-Basis in Zukunft
mehr Gewicht erhalten. Das haben der Vorsitzende der EAD, Ekkehart
Vetter, und der Generalsekretär, Reinhardt Schink, im Rahmen der 126.
Allianzkonferenz in Bad Blankenburg durchscheinen lassen.
Das EAD-Führungsduo
gewährte in einem Workshop Einblicke in einen
selbstverordneten Erneuerungs- und Zukunftsprozess. Schink betonte: «Wir
wollen viel stärker wahrnehmen, was Gott tut und wo er Menschen,
Gruppen und Gemeinden beauftragt, und diesen dann einen Ressonanzboden
für ihre Wirksamkeit geben.»
Die geistliche Landschaft in Deutschland habe sich zudem verändert, erklärte Vetter. In Städten und Ballungszentren seien in der Folge der Zuwanderung viele internationale Gemeinden entstanden, die bislang kaum Berührungspunkte mit der EAD hätten. Das soll sich mit der geplanten Strukturreform ändern.
Gespräche zur Zukunftsfähigkeit
Ausgehend von Impulsen des Young Leaders Forum 2018 in Bad Blankenburg und einem Zukunftsforum in Hannover 2019 haben sich demnach insgesamt rund 15 Personen, zur Hälfte bestehend aus EAD-Gremien, zum anderen Teilnehmer des EAD-Zukunftsforums mit der Zukunftsfähigkeit des Werkes auseinandergesetzt. «Intern hatte es länger Gespräche gegeben, die mit sehr vielen Konjunktiven verbunden waren. Wir müssten, wir könnten, wir sollten… », erklärte Vetter.
Die verschiedenen Absichtserklärungen und Ideen seien dann in einem Prozess weiter erörtert und weitergedacht worden. Die Zukunftswerkstatt der EAD möchte dem Werk mehr Flexibilität in ihrer Struktur verordnen und erreichen, dass effizienter auf relevante Fragen reagiert werden kann. Zudem sollen junge Menschen verstärkt in der Allianz eingebunden werden.
Kern-Aufträge der EAD unverändert
«Wir möchten, dass die Allianz eine Art nachhaltige Runderneuerung
erlebt», erklärte Vetter am Rande der Konferenz. Allerdings würden die
wichtigen Koordinaten der theologischen Grundanliegen mit der
Glaubensbasis unverändert erhalten.
Unberührt von dem
Erneuerungs- und Zukunftsprozess blieben nach Angaben von Vetter und
Schink die fünf Kern-Aufträge der EAD. Das Streben nach Einheit unter
Christen, das Gebet und die Vertiefung von Bibelwissen blieben ebenso
unverrückbare Wesensmerkmale der EAD wie Mission und Evangelisation und
der Auftrag, gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen.
Der
Prozess habe zutage gefördert, dass die bisherige Praxis der Mitarbeit
in der EAD als hinderlich empfunden werde. «Wer in der Allianz etwas
bewegen möchte, muss sich für sechs Jahre in den Hauptvorstand
(Anmerkung d. Red.: entspricht in etwa der Mitgliederversammlung eines
Vereins) oder den geschäftsführenden Vorstand wählen lassen», erklärte
Vetter. Das hielt wegen der Dauer gerade junge Leute, die flexibel
bleiben wollten, von der Mitarbeit ab.
Auch die stärkere Beteiligung von
Frauen in der Leitungsarbeit der Allianz würde durch die bestehende
Praxis konterkariert. «Wer als Lehrerin oder Mutter kann unter der Woche
für zwei oder drei Tage Zeit für Gremienarbeit freischaufeln»,
konstatierte Vetter. Bei Hauptamtlichen in christlichen Werken und
Organisationen sei dies hingegen kein Problem und gehöre quasi zum Job.
Weil die bisherige Praxis der EAD die Mitwirkung von verschiedenen
Personengruppen de facto systemisch ausschliesse, soll sie nun auf den
Prüfstand.
«Neben den grundsätzlichen geistlichen Absichten muss
es in der Praxis ganz viel Nachdenken darüber geben, wie man die Hürden
so gut wie möglich einebnet. Damit Leute von der Basis dazu kommen
können, ohne die Barrieren von Gremienzugehörigkeiten oder Wahlen»,
erklärte Vetter gegenüber PRO. Auf die Frage, warum EAD-intern so wenige
Frauen aktiv sind, erklärte Vetter: «Wenn wir Menschen aus leitender
Verantwortung in christlichen Werken zur Mitarbeit in der EAD berufen,
sind das mehrheitlich immer noch Männer in der evangelikalen Welt.»
Hören auf die Basis
Zu den Überlegungen über die Zukunft der EAD gehört demnach auch, wie «der grosse garstige Graben zwischen den Ortsallianzen und der
Bundesallianz» überwunden werden kann, um die lokalen Allianzen stärker
und besser beteiligen zu können. Ein erster Schritt dahingehend sind
nach Vetters Bekunden die Regionalkonferenzen. Dazu ruft die EAD-Leitung
in Regionen die lokalen Allianzen zusammen, um über Themen der Allianz
zu reden und auf Fragen der Basis zu hören. Mit dem begonnen Prozess
will die EAD die Regionaltreffen weiter stärken. Auf dem Weg will die
EAD erreichen, dass sich lokale Allianzen für einen definierten Zeitraum
direkt an der Arbeit der EAD-Leitung beteiligen können.
Mit den
geplanten Neuerungen soll der Netzwerk-Charakter der EAD noch stärker
in den Vordergrund treten. Die Ideen zur Erneuerung der EAD-Struktur
sind Vetter zufolge «noch nicht im Letzten ausgetüftelt», vieles werde
noch vor der Vorstellung der erwogenen Neuerungen im Hauptvorstand der
EAD von Juristen und Fachleuten geprüft. Vetter erhofft sich durch die
möglichen Neuerungen «hohe partizipative Möglichkeiten» und die Aussicht,
jüngere Menschen und verstärkt Frauen in das Netzwerk der Allianz
einzubinden.
Im Herbst will die Zukunftswerkstatt dem
Hauptvorstand Ergebnisse der Überlegungen über die Zukunft der EAD und
konkrete Massnahmen in Form von Vorlagen zur Beschlussfassung und einer
neuen Satzung vorlegen. Der Hauptvorstand muss dann abschliessend darüber
befinden, welche Reformen die EAD umsetzt. Nach drei Jahren, das hat
Vetter durchscheinen lassen, soll der gesamte Vorgang einer Bewertung
unterzogen werden.
Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin.
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Autor: Norbert Schäfer
Quelle: PRO Medienmagazin