Herz öffnen für die Frommen
Basler Kirchenpräsident will «geistliches Commitment»
In Basel haben sich die Reihen unter den Reformierten wie kaum woanders radikal gelichtet. Gemeinden wie die Gellertkirche haben sich der Entwicklung gestellt. Kirchenratspräsident Lukas Kundert erwartet mutige Schritte von den übrigen Gemeinden.
Lukas Kundert hat sich dazu in einem Podcast für das Landeskirchenforum geäussert. Der Kirchenratspräsident und Theologieprofessor sieht seine Aufgabe darin, «die Kirche zu begleiten durch eine ganz lange Stromschnelle von der Volkskirche zur Mitgliederkirche».
Gemeindefusionen lösen für ihn das Problem nicht, da sie «zu extrem vielen Personal- und atmosphärischen Konflikten führen» – und bei anhaltendem Mitgliederschwund bald die nächste Fusion ansteht. Kundert hat einen Perspektivenwechsel vollzogen: «Die 200 bis 300 Menschen, die wir als Pfarrerinnen und Pfarrer faktisch erreichen, müssen wir motivieren, die Vollkosten zu bezahlen.» Es gilt, diese Gemeinschaft zu erhalten und zu stärken, auch mit Fördervereinen.
Kirchgemeinde in andern Dimensionen
Die Gemeinschaftsarbeit, die nach 1920 aufgebaut wurde (sichtbar im Bau von Kirchgemeindehäusern), droht durch den Spardruck unter die Räder zu kommen, weggedrängt zu werden, wie Kundert sagt. Es gilt sie zu erhalten – und dazu «muss man Kirchgemeinde in anderen Dimensionen denken.» Neben der volkskirchlichen Arbeit sollen Synoden die vereinskirchlich orientierte Arbeit stärker gewichten. «Die Synode muss den Schwarzen Peter in die Hand nehmen und die Diskussionen führen, die längst anstehen.»
Pietistisch ausgerichtete Kirchgemeinden gingen voran
In Basel gingen pietistisch ausgerichtete Kirchgemeinden mit Fördervereinen voran; andere folgen nun: «Von den zehn Millionen Steuerfranken, die ich heute weniger zur Verfügung habe als bei meinem Amtsantritt, sind 4,7 Millionen durch solche Vereins-Finanzierungsmodelle kompensiert» (umgerechnet über 20 Pfarrstellen). Dieser Erfolg sei erkämpft gegen jene, die noch finden, alles müsse steuerfinanziert sein.
Das Herz öffnen für die Frommen
Lukas Kundert fordert «Sensibilität für die zwei Säulen in den Kirchenvorständen und den Kirchenleitungen»: Neben der volkskirchlichen ist auch die teurere vereinskirchliche Säule aufrechtzuerhalten. Dafür brauche es auch «ein geistliches Commitment», sagt der Basler Kirchenleiter. Die Kirchenverantwortlichen sollten ihr «Herz öffnen für die Frommen, die bei uns tendenziell immer in der Ecke stehen».
Geistliche Leitung sieht Lukas Kundert von den fünf Diensten von Epheser, Kapitel 4, Vers 11 her. Er rät konkret, im örtlichen Kirchenvorstand alle fünf Ämter zu besetzen und die Gemeinde so zu leiten. «Die Hoffnung ist Christus, und er ist selbst schon da.»
Das Gespräch mit Kirchenratspräsident Lukas Kundert ist als Podcast abrufbar.
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Autor: Fritz Imhof / Peter Schmid
Quelle: Livenet / Landeskirchenforum