Gemeinde(weiter)entwicklung
Muttergemeinde Anaheim verlässt Vineyard-Bewegung
Die Vineyard-«Muttergemeinde» Anaheim hat bekanntgegeben, dass sie ihre Zukunft ausserhalb der Vineyard-Bewegung sieht. Die Entscheidung trifft bei der nationalen Leitung auf Unverständnis.
Vineyard-Gründer John Wimber hatte Anfang der 1980er Jahre seine Gemeinde, in der er seit 1977 Heilungen und Wunder erlebt hatte, von Yorba Linda nach Anaheim (Kalifornien, USA) verlegt. In der Folge wuchs die Gemeinde stark und gründete weitere Gemeinden – der Grundstock der weltweiten Vineyard-Bewegung. Am Sonntag, dem 20. März, gab die Leitung der Vineyard Anaheim offiziell bekannt, dass sie sich von ihrer Denomination trennen wird.
«Einfach so geführt»
«Die Trennung sei nicht theologischer Natur, erklärte Pastor Alan Scott. Es gebe keine grossen Streitigkeiten über die Richtung von Vineyard USA und auch keine persönlichen Missstände, die einen Riss verursachen. Die Leiter der Vineyard Anaheim glauben lediglich, dass Gott sie dazu führt, die Denomination zu verlassen, die ihre Gemeinde mit gegründet hat. Also gehen sie», beschreibt «Christianity Today» den Schritt.
«Wir verstehen nicht wirklich, warum», sagte Alan Scott im Sonntagsgottesdienst vom 20. März. «Ich wünschte, ich könnte heute vor Ihnen sitzen und sagen: 'Hier sind die sechs Gründe', 'Hier sind unsere Probleme', 'Hier sind unsere Beschwerden' oder was auch immer. Wir wissen nicht immer, was sich auf der anderen Seite des Gehorsams befindet.»
Unverständnis der Denomination
Die nationale Vineyard-Führung ist sich nicht sicher, ob das der Heilige Geist ist, der da spricht. Bereits Anfang März hatten Pastor Alan Scott und seine Frau Kathryn der Leitung von Vineyard USA einen Brief übergeben, in dem sie den Austritt der Gemeinde aus dem Verband erklärten. John Kim, ein Pastor aus New York City und Mitglied des Kuratoriums der Vineyard USA, bezeichnete die Gründe des Austritts als «geistlich unplausibel». «Verstehen Sie diesen blitzschnellen, scheinbar unverantwortlichen Prozess so, dass er nach biblischen Standards der geistlichen Unterscheidung getroffen wurde?», schrieb Kim. Die Erklärungen von Anaheim hätten die nationale Führung in «fassungsloses Erstaunen, tiefen Schmerz und Unverständnis» versetzt.
Daraufhin bedauerte die Leitung von Anaheim, dass man nicht so klar in der Kommunikation gewesen sei, und erklärte: «Wir hatten auf ein Gespräch mit Vineyard USA gehofft, in dem wir mehr von unserem Herzen erzählen könnten, von der Geschichte, wie Gott sich unter uns bewegt, und wie der Geist Gottes zu uns gesprochen hat und die Vineyard Anaheim in dieser Zeit leitet und führt. Leider war dies nicht möglich.»
Tiefe symbolische Bedeutung
«Anaheim war zwar nicht die erste Vineyard-Kirche, aber zweifellos die Gemeinde, durch die die Vineyard-Bewegung aufgebaut wurde», sagte Caleb Maskell, stellvertretender nationaler Direktor für Theologie und Bildung von Vineyard USA, in einer schriftlichen Erklärung gegenüber «Christianity Today». «Tausende von Pastoren und Leitern, die die Vineyard-Bewegung als ihre Familie bezeichnen, haben in der Vineyard Anaheim tiefe, lebensprägende Begegnungen mit Gott gehabt.»An Vineyard-Grundwerten werde sich auch in Zukunft nicht viel ändern, erklärte Pastor Alan Scott: «Wir werden weiterhin Gottes Wort lehren, wir werden weiterhin die Armen speisen. Wir werden auch weiterhin die Kranken heilen. Wir werden weiterhin Menschen zu Jesus führen. Und durch Gottes Gnade und mit seiner Kraft werden wir weiterhin Dämonen austreiben...»
Von der Gemeindeerneuerung zur Gesellschaftserneuerung
Ein Hinweis auf einen neuen Kurs und die Gründe für einen eigenständigen Weg könnte eine Erklärung auf der Webseite der Gemeinde geben, in der ein Schritt von der Gemeinde- zur Gesellschaftsorientierung umrissen wird: «Heute ehren wir unsere Geschichte, aber wir leben nicht in ihr. Heute sind wir eine zukunftsorientierte Gemeinde, die sich über die sonntäglichen Versammlungen hinaus engagieren und mit Gott zusammenarbeiten will, um unsere Stadt ins Leben zu führen. Unsere Leidenschaft ist es, Menschen, Familien, Unternehmen und Institutionen mit der lebensverändernden Gegenwart Gottes zu verbinden. Und wir wollen Menschen helfen, Jesus zu begegnen.»
Und weiter: «Unser Traum ist grösser, als eine grosse Gemeinde zu bauen oder der Kirche Leben einzuhauchen. Heute träumen wir davon, gemeinsam mit Gott eine bessere Stadt aufzubauen. Wir wissen, dass ein erneuertes Leben zu einer erneuerten Stadt führt, und wir glauben, dass dies Gottes Traum für Orange County und darüber hinaus ist. Unsere Geschichte ist noch nicht zu Ende. In der Vergangenheit haben wir uns bei der Erneuerung der Gemeinde hervorgetan. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir lernen, unserer Kultur Erneuerung zu bringen, denn die nächste grosse Bewegung Gottes ist keine Bewegung in der Kirche, sondern eine Bewegung der Kirche in jeden Winkel der Kultur, in jeden Bereich der Gesellschaft.
In der Zukunft werden wir Gemeinden gründen und wir werden Unternehmen gründen. Wir werden Geistliche ordinieren und wir werden Filmemacher ordinieren. Wir werden Schulen für den geistlichen Dienst und Schulen für die Industrie haben. Wir werden dorthin gehen, wo unsere Vorgänger keine Zeit oder keine Erlaubnis hatten, denn die Geschichte des Reiches Gottes geht weiter. Nicht nur um der Kirche willen, sondern um der Welt willen.»
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christianity Today / Vineyard Anaheim / Relinfo