Standpunkt zu Homosexualität
Wer hat in der EKS noch Platz?
In einem Interview mit der reformierten Zeitung bref spricht die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS, Rita Famos, über die Zukunft der EKS. Dabei sei die Menschenwürde ein sehr wichtiger Fokus.
«Unsere Theologie muss Teil der Gesellschaft sein», sagt Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS, im Interview mit der reformierten Zeitschrift bref vom 15. Oktober. Das habe sich bei der Abstimmung zur «Ehe für alle» gezeigt. «Da haben wir zuerst darüber gestritten, um im Anschluss öffentlich Position zu beziehen.» Kurz: «Die Reformierten sind eine moderne Religionsgemeinschaft.»
Die rote Linie
Dieses Profil will die EKS-Präsidentin in fünf Jahren besser geschärft wissen. Wobei sie unterschiedliche theologische Ausprägungen innerhalb der Reformierten ein Mittel zur Vorbeugung von Ghettobildung nennt. «Sie zwingen uns, über theologische, wissenschaftliche und gesamtgesellschaftliche Fragen zu debattieren.» Dabei sei die Menschenwürde der Zielpunkt des Evangeliums, gelte für alle und sei nicht verhandelbar. «Wer sie nicht achtet, hat keinen Platz bei den Reformierten.»
Ein Pfarrer, der die Lebensweise homosexueller Menschen als Sünde sehe, das gehe nicht, so die EKS-Präsidentin gegenüber bref, und zwar «weil er diese Menschen in ihrem Innersten abwertet». Ein reformierter Pfarrer verfüge mit seinem Studium über eine akademische Ausbildung an einer Universität, die von der Öffentlichkeit finanziert werde. «Wenn er nun Homosexualität als Sünde sieht, dann missachtet er letztlich auch das wissenschaftliche Fundament, auf dem die reformierte Theologie steht. Seelsorge im Verständnis von reformierter Theologie könnte er somit nicht mehr leisten und müsste entsprechende Konsequenzen ziehen.»
Und was sagt Rita Famos zu Pfarrpersonen, welche die «Ehe für alle» ablehnen und sie deshalb auch nicht kirchlich vollziehen möchten? «Das müssen wir akzeptieren und zugleich hoffen, dass Menschen für Transformationen verschieden viel Zeit brauchen.» Das sei beim Thema Frauenordination auch schon der Fall gewesen.
Aargauer Präsident des Pfarrkapitels zur Gewissensfreiheit
Das Nachrichtenportal ref.ch vom gleichen Herausgeberverein wie die Zeitschrift bref befragte nun den Aargauer Präsident des Pfarrkapitels, Matthijs van Zwieten de Blom, zur Gewissensfreiheit im Zusammenhang der «Ehe für alle». Grundsätzlich hält er im Interview vom 19. Oktober die Ablehnung einer Trauung für möglich, wenn eine Pfarrperson in der konkreten Situation ein schlechtes Gefühl hat. «Handelt es sich um einen Einzelfall, geht das in Ordnung. Problematisch wird es, wenn die Gewissensfreiheit vorgeschoben wird, um solche Trauungen pauschal abzulehnen.» In diesem Fall geht es in den Augen des Aargauer Pfarrers nicht mehr um Gewissensnot, sondern um eine theologische Position, die Homosexualität kritisch oder ablehnend gegenübersteht.
Manche theologischen Argumente gegen die «Ehe für alle» hält er für diskriminierend und homophob, andere kann er nachvollziehen, auch wenn er sie nicht gutheisst. Sich auf eine biblische Schöpfungsordnung zu berufen und die Ehe auf dieser Grundlage als etwas, das nur Mann und Frau betreffe, zu definieren, hält er nicht schon per se diskriminierend. Sobald im Zusammenhang mit Homosexualität der Begriff der Sünde ins Spiel kommt, ist aber die Grenze seines Verständnisses erreicht. «Damit massen sie sich ein Urteil an, das nur Gott zusteht», ist er überzeugt.
Rita Famos spricht in einem Livenet-Talk über Ihre Arbeit bei der EKS:
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Quelle: idea Schweiz
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