Willow Creek-Leitungskongress

«Macht ist wie Braunkohle»

Viele Menschen machen einen grossen Bogen um das Thema Macht und versuchen es auch aus der Gemeinde herauszuhalten.

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Willow Creek-Leitungskongress in Karlsruhe, Februar 2020 (Bild: Facebook)
Diese Einschätzung äusserte Prof. Michael Herbst (Greifswald) auf dem Willow Creek-Leitungskongress «richtungsweisend» vom 27. bis 29. Februar auf der Messe in Karlsruhe. Macht sei aber nicht per se etwas Schlechtes, sondern die Fähigkeit, Einfluss zu nehmen; sei es aufgrund eines Amtes oder der Wirkung einer Persönlichkeit.

Mündige und reife Christen – Kompass statt GPS

Jesus sei daran interessiert, dass Menschen einen mündigen und reifen entwickelten. Das sei sein «Bildungsziel». Das solle auch Vorbild für Menschen sein, die Leitung und Macht ausübten.

Zwar wolle Jesus Menschen führen, aber es gehe ihm mehr um das Herz eines Menschen, als um eine jede einzelne Entscheidung, so Herbst. Man müsse nicht vor jeder einzelnen Entscheidung beten und Gott fragen, entscheidend sei es aber vor wichtigen Weggabelungen. Gottes Art der Führung ist nicht das GPS, sondern der Kompass, so Prof. Herbst.

Einfluss, Leitung und Macht seien ein wichtiger Rohstoff, so wie Braunkohle. Aus ihr komme viel Energie, aber sie mache schmutzig. Deshalb gehe es um einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht.

Jemand, der einem die Meinung sagt

An die Leitenden gewandt, mahnte Prof. Herbst: «Wenn ihr leitet, dann sorgt dafür, dass es immer jemanden gibt, der euch die Meinung sagen kann.» Das sei zwar unangenehm und tue richtig weh, aber es sei sehr wichtig und notwendig.

Frage der Motivation

Leitende sollten sich ehrlich fragen, so Herbst, was ihnen mehr bedeute und Befriedigung gebe: Selbst gelobt zu werden und eine Bühne zu haben oder sich daran zu freuen, dass andere Christen reifer werden und Verantwortung übernehmen. Jesus habe dieses Modell der «dienenden Leiterschaft» konsequent vorgelebt. «Jesus ist der Einzige, der seine Macht nicht missbrauchte und der nie korrumpiert wurde».

Das Kreuz – der Ort der mächtigsten Ohnmacht

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Prof. Michael Herbst
Prof. Michael Herbst hob hervor, dass jeder Mensch mit der Versuchung der Macht kämpfe. Appelle allein reichten nicht und würden dem nicht gerecht. Bei allen wichtigen Hinweisen zum richtigen Umgang mit Macht, sei es für den Leitenden entscheidend, damit zu Jesu zu kommen, «denn er allein hat die Macht, die mit unserer Sünde fertig wird». Das Kreuz sei «der Ort der mächtigsten Ohnmacht, an dem uns vergeben» werde, so Herbst.

Über 10'000 Teilnehmende – 550 aus der Schweiz

An dem Willow-Creek-Leitungskongress nehmen insgesamt 10'250 Menschen teil, die meisten in Karlsruhe, 2'850 von ihnen in den 13 Übertragungsorten in Deutschland. Aus der Schweiz kommen 549 Teilnehmende, aus Österreich 120. Baden-Württemberg ist mit 2'436 das Bundesland mit den meisten Kongressbesuchern, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (997) und Hessen (gut 836).

Corona-Virus: Wir nehmen das sehr ernst

Willow-Creek-Geschäftsführer Karl-Heinz Zimmer äusserte sich vor Medienvertretern zum Umgang mit der Verbreitung des Corona-Virus in Deutschland. Die Verantwortlichen nähmen das Thema «sehr ernst». Man stehe im Kontakt mit den zuständigen Behörden. Aktuell habe das Thema keine Auswirkungen auf den Ablauf des Kongresses, man wisse auch nicht von Absagen. Für medizinische Versorgung sei gesorgt. Im Falle, dass Krankheitsfälle aufträten, würden Behörden sofort aktiv werden.

Kongresse seit 1996

Willow Creek-Deutschland arbeitet überkonfessionell, wenngleich die meisten Teilnehmenden evangelisch (45 Prozent) sind oder aus einer Freikirche oder freien Gemeinde (52 Prozent) kommen; nur drei Prozent sind katholisch. Willow Creek-Deutschland ist Mitglied der «Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste» in der EKD. Die Willow-Kongresse finden seit 1996 in grossen Städten Deutschlands statt. Ihren Ursprung hat die Organisation in der Willow Creek Community Church in South Barrington/Chicago, die mit etwa 24'000 Gottesdienstbesuchern zu den grössten der USA gehört.

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Datum: 28.02.2020
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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