«Eine Warnung für alle»

Evangelische Kirche in Frankreich beugt sexuellem Missbrauch vor

Diverse Skandale zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche sind für die Evangelische Kirche in Frankreich Grund zur Sorge. «Die traurige Situation der Katholischen Kirche ist eine Warnung», erklärte Etienne Lhermenault, Präsident des Nationalen Rates der Evangelischen in Frankreich (CNEF), während der Generalversammlung im Dezember.

Zoom
Etienne Lhermenault bei der Generalversammlung des CNEF
Die evangelischen Kirchen sollten nicht mit einer Art Verachtung auf die Missbrauchfälle der Katholischen Kirche schauen. Die Evangelischen würden falsch liegen, wenn sie das Thema nicht ernst nehmen. Denn, so Lhermenault, die Fälle vor Gericht würden einen Schatten «auf die gesamte Christenheit» werfen. «Und es ist nicht nur die Frage des christlichen Rufes, der gefährdet ist, sondern ein schlechtes Zeugnis für den, der uns gerettet hat.»

Auch evangelische Kirchen nicht davor geschützt

Zoom
Etienne Lhermenault
Zudem wären gerade im Zusammenhang mit der «#metoo»-Bewegung auch prominente Pastoren unter Verdacht geraten. «Teilinformationen haben mich leider zur Feststellung gebracht, dass auch in unseren evangelischen Kirchen Pastoren und Leiter nicht vor dem ernsthaften Fall befreit sind. Ich bin mir zwar keiner bewiesenen Fälle von Pädophilie bewusst, aber ich habe von sexueller Belästigung und Unmoral gehört.»

Grund für diese Situation sieht der Präsident des Evangelischen Rates in der Hypersexualisierung unserer Gesellschaft, dessen Preis heute alle, Katholiken, Evangelische sowie Atheisten zahlen müssten. Deshalb seien die Fälle der Katholischen Kirche eine Warnung. Er rief Gemeindeleiter dazu auf, den Opfern von sexuellen Straftaten zu helfen und sich um diejenigen in der Leitung zu kümmern, die «in Versuchung» geraten könnten.

Zwei praktische Schritte

Damit die eindringlichen Worte von Lhermenault nicht nur in der Theorie bleiben, entschied sich die Generalversammlung des CNEF, einen «Brief an alle unsere Mitglieder zu schicken, um das Bewusstsein über dieses Thema zu stärken und sie an die legalen Verpflichtungen jedes Pfarrers zu erinnern, der von einer Straftat dieser Art weiss.»

Zudem soll aus den diversen geistlichen Bereichen des CNEF eine Arbeitsgruppe gegründet werden, die eine pastorale Ethiklehre entwickeln wird, welche dann von allen Denominationen genutzt werden kann, um ihren Leitern und Pastoren konkrete Empfehlungen zum Thema zu machen.

Zum Thema:
Kirche und Missbrauch: Zwischen Verletzung und Verhältnismässigkeit
Missbrauch in Kirchen: Heikles Thema prominent behandeln!
Applaus für den Täter?: Der immer noch schwierige Umgang mit sexuellem Missbrauch in Gemeinden

Datum: 11.01.2019
Autor: Evangelical Focus / Rebekka Schmidt
Quelle: Evangelical Focus / Übersetzung: Livenet

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich neu, um diesen Artikel zu kommentieren.
Anmelden
Mit Facebook anmelden

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Adressen

CGS ECS ICS