Wenn Feinde zusammen beten
Opernsängerin gründet internationale Gemeinde in Wien
Eigentlich wollte Maria nur ein Bibelstudium mit einem iranischen Mädchen beginnen. Heute leitet die brasilianische Opernsängerin in Wien eine internationale Gemeinde mit ehemaligen Muslimen, Buddhisten und Atheisten.
Als Maria (Name geändert) spürte, dass Gott sie drängte, Persern von Christus zu erzählen, wusste sie gar nicht, was Perser waren. Doch innerhalb von einer Woche traf sie ein Mädchen aus dem Iran. Als Maria das Mädchen fragte, welche Sprache sie spricht, antwortete diese: «Persisch.» Nun wusste Maria, dass Gott sie vorbereitet hatte und lud die junge Dame ein, die Bibel zu studieren.«Maria hatte schon immer die Sehnsucht, dem Herrn zu dienen», sagte Roger Hartsill, ein Mitarbeiter der Organisation IMB (International Mission Board), der in Deutschland wohnt und von dort aus Maria hilft. «Sie beschloss, etwas in ihrem Haus zu machen… und wir kamen einfach dazu und halfen ihr.»
Eigentlich Opernsängerin, aber…
Maria kam vor mehr als einem Jahrzehnt aus Brasilien nach Wien. Sie hatte ein Diplom in Theologie und eines in Musik und ihr war ein Stipendium angeboten worden, um ein Opernstudium in Wien zu absolvieren. Nachdem sie ihr Studium beendet hatte, liess sie sich in Wien nieder, heiratete einen Österreicher und begann ihre Karriere. Doch ihr lebenslanger Ruf in die Mission verstummte niemals.
Das Bibelstudium mit dem persischen Mädchen bei ihr Zuhause begann 2014. Ende des Jahres waren zwei Iraner, zwei Vietnamesen und ein Österreicher Christen geworden und sie liessen sich taufen. Zwölf Neubekehrte, hauptsächlich iranische Einwanderer, kamen bis Frühjahr 2015 dazu. Maria hatte nicht geplant, eine neue persische Gemeinde zu gründen. Sie gehorchte lediglich Gott. Doch diese Bibelgruppe ist nun auf über 100 Menschen angewachsen – eine Mischung aus ehemaligen Muslimen aus dem Iran und aus Afghanistan, ehemalige Buddhisten aus Vietnam und ehemalige Atheisten aus Österreich. Das iranische Mädchen wurde gerettet und begann, ihren Glauben mit anderen zu teilen, die sie dann ebenfalls zum Bibelstudium mitbrachte. Es war ganz spontan.
Maria hat heute ihren Job gekündigt, um vollzeitliche Missionarin zu sein. Ihr Ehemann arbeitet, um die Familie zu versorgen. Als sie immer mehr muslimische Männer zu erreichen begann, suchte Maria klugerweise nach männlichen Pastoren, weil sich die Gemeinschaft veränderte – von einer kleinen Gruppe Suchender in ihrem Zuhause zu einer Hausgemeinde und schliesslich zu einer anerkannten Gemeinde innerhalb des Verbands der österreichischen Baptisten.
Grosse Herausforderungen…
Eine der Herausforderungen, mit der die Gemeinde konfrontiert wird, ist die Tatsache, dass die Lehre und das Jüngerschaftstraining mithilfe eines Übersetzers oder in einer anderen Sprache abgehalten werden muss. Die neuen Glaubenden kommen aus einem stark islamischen, buddhistischen oder atheistischen Umfeld und sie haben einen relativ langen Weg der Jüngerschaft. Ausserdem stellt ihr Hintergrund für viele ein Risiko dar. Die neuen Christen können wegen ihrer Bekehrung häufig nie mehr zu ihren Familien oder in ihre Heimatländer zurückkehren.
…und Gefahren
Es besteht stets das Risiko eines Angriffs auf Christen oder auf die Gemeinde, selbst in Europa. Vor kurzem wurde die Gemeinde in Wien von einem Feind des Evangeliums infiltriert, der Marias Essen während eines Gemeinschaftsmahles vergiftete. Sie musste ins Krankenhaus, hat sich aber mittlerweile davon erholt. Die Verfolgung hat Maria nicht aufgehalten, weiter vorwärts zu drängen. Sie ist überzeugt davon, dass es das Risiko wert ist, wenn sie dafür erleben kann, wie Gott ehemalige Feinde Christi zusammenbringt.
Früher Feinde, heute Brüder
«Vor kurzem war ich zu einer Taufe in der Gemeinde in Wien und danach wollten alle einfach Zeit miteinander verbringen», erzählte Hartsill. «Dieser Typ kam auf mich zu und sagte, er sei aus dem Iran. Er sagte: 'Weisst du, Iraner und Amerikaner sind nicht immer gut miteinander ausgekommen, doch ich möchte ein Foto mit dir machen, weil du nun mein Bruder in Christus bist.' Ein afghanischer Mann hörte das und sagte: 'Tja, die Afghanen kamen mit keinem von euch beiden gut aus. Wenn du, ich und dieser Typ in unseren Heimatländern wären, dann würden wir uns wahrscheinlich viel eher durch den Lauf einer Pistole anschauen. Er ist Sunnit und ich bin Schiit, doch wir sind Brüder in Christus.' Ein Vietnamese spielte gerade Geige im Lobpreis, doch er unterbrach sich und kam zu uns. Er sagte: 'Ja, Vietnamesen hatten ebenfalls Probleme mit US-Amerikanern…' Also machten wir dieses Foto – wir sind alle Brüder in Christus. Diese Männer, die früher zornig waren, müssen nicht mehr kämpfen, weil sie Frieden in Jesus gefunden haben.»94 Taufen in zwei Jahren
Gott hat die Gemeindegründung die ganze Zeit über gesegnet. Im November 2015 wurden 22 ehemalige Muslime – lauter Iraner und Afghanen – getauft. Im April 2016 wurden weitere 18 Iraner und Afghanen getauft, ausserdem ein österreichischer Arzt, der eine grosser Unterstützer der neuen Gemeinde geworden ist. Neunzehn weitere Taufen wurden am 28. Mai 2016 gefeiert, darunter Vietnamesen, Afghanen und Iraner. Im August 2016 folgten 18 ehemalige Muslime Christus in die Glaubenstaufe. Im Dezember 2016 wurden 16 Menschen getauft und im März 2017 11 weitere Personen.
«Diese neue Arbeit begann bei null und nun fanden 94 Erwachsenentaufen in weniger als zwei Jahren statt», sagt Hartsill. «Fast alle Neubekehrten sind Einwanderer aus dem Iran, Afghanistan und Vietnam – Länder, in die Missionare nicht ohne weiteres reisen können. Dieses Wachstum ist das Resultat davon, dass die neuen Christen ihren neugefundenen Glauben mit anderen aus ihren Volksgruppen teilen.»
Hartsill besucht die Gemeinde mehrere Male im Jahr, um bei den Taufen zu helfen, logistische Probleme zu besprechen und die Herausforderungen zu meistern, die sich daraus ergeben, dass muslimische, buddhistische und katholische Glaubende in einer wachsenden Gemeindefamilie zusammen sind. «Meine Aufgabe ist in erster Linie, sie zu coachen», sagte Hartsill. «Wir haben einen iranischen Mann gefunden, der spürt, dass er in den Dienst berufen ist und wir hoffen, dass er in naher Zukunft die Rolle des Pastors für diese Gemeinde übernehmen kann. Seine Aufenthaltsgenehmigung ist immer noch ausstehend, doch er hat bereits begonnen, Neubekehrte in den Jüngerschaftskursen der Gemeinde zu unterrichten.»
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Quelle: Joel-News