Katholiken und Freikirchen

«Wir haben eine gemeinsame Herausforderung»

Die katholische Medienagentur kath.ch hat mit STH Dozent Stefan Schweyer ein interessantes Interview über die aktuelle Situation der Freikirchen geführt. Ein Indiz für ein grösseres Interesse der katholischen Kirche an freikirchlicher Theologie und Praxis?

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Dr. Stefan Schweyer, Professor an der STH Basel
Die Freikirchen waren für die katholische Kirche lange kein wirkliches Thema. Sie wurden unter dem Sektenbegriff abgehandelt, was sich lange besonders bei Berichten über das Wirken von evangelisierenden Freikirchen in Südamerika zeigte. Dort hatte die (katholische) Kirche nach damaliger Schreibweise mit «protestantischen Sekten» zu kämpfen. Auch hierzulande war das Interesse, sich gegenseitig kennenzulernen oder gar zusammenzuarbeiten, bis vor kurzem gering.

Jetzt aber hat die römisch-katholische Kirche einen Papst, der sich in seiner Herkunftsregion gut mit evangelischen Freikirchen verstand und sie wirklich kennt. Dies drückte sich daran aus, dass er nach dem Antritt seines Pontifikats auch in Europa Zeichen setzte und zum Beispiel eine Pfingstgemeinde in Rom besuchte und dort predigte (Livenet berichtete).

Die neue Realität

Damit sind die Hemmschwellen auch für hiesige Katholiken gefallen, sich – zum Beispiel bei ökumenischen Events wie an der Explo 2017/18 – mit freikirchlichen Christen zu treffen. Ein katholischer Bischof Seite an Seite mit dem Präsidenten des Freikirchenverbandes ist nicht mehr länger eine Utopie. Im Jahr nach der Explo war nun auch ein ausführliches Interview der Agentur kath.ch mit einem Freikirchenexperten und -vertreter überfällig. Insbesondere nachdem auch die Evangelische Allianz in einer Stellungnahme Freikirchen ermutigte, ihr Verhältnis zur katholischen Kirche zu überdenken.

Unterschiedliche Erfolgsgeschichte

Während es im ersten Teil des Interviews mit Stefan Schweyer noch stark um das (einstige) «Sektenimage» ging, fragte Barbara Ludwig im zweiten Teil nach den Ursachen des freikirchlichen Erfolgs und das hohe Engagement der Gläubigen. Stefan Schweyer macht dabei deutlich, dass es nebst stark wachsenden Freikirchen auch stagnierende und schrumpfende gibt. Es gebe aber einen Unterschied zur grossen Mehrheit der Landeskirchler, so Schweyer: «Bei den Freikirchen ist es in den Genen drin, dass sie nicht nur Gemeinde für die eigenen Kinder sein wollen, sondern dass sie darüber hinaus aktiv das Evangelium verbreiten wollen.» Der Glaube sei für sie nicht etwas Nebensächliches, sondern liege «in der eigenen Identität sehr weit vorne».

Veränderte Grosswetterlage

Stefan Schweyer bestätigt sodann, dass sich auch für die Freikirchen die Lage stark geändert habe. Heute stünden sie nicht mehr einer lauen Christenheit gegenüber, die man zur Entscheidung für Christus herausfordern müsse, sondern einer «religiös pluralen und säkularen Gesellschaft». Noch nicht alle Freikirchen hätten sich darauf eingestellt. Angesichts dieser Situation mache es auch für sie keinen Sinn mehr, sich in der Abgrenzung zu den Grosskirchen zu profilieren. «Denn wir haben eine gemeinsame Herausforderung.»

Zum Interview:
1. Teil
2. Teil

Zum Thema:
Stefan Schweyer: «Viele Freikirchen kommen aus dem Nischendasein heraus»
Zur Reformation Einheit suchen: Landeskirchen suchen verstärkte Zusammenarbeit mit Freikirchen
Tagung in Chur: Landes- und Freikirchen: Das Miteinander bringt's

Datum: 02.07.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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