Thomas Eggenberg
«Der Heilige Geist macht die Gemeinde lebendig»
Thomas Eggenberg, der neue Leiter der pfingstlich-charismatischen Freikirche, möchte dem Heiligen Geist noch mehr Raum geben. Im Interview spricht er über Zungenrede im Gottesdienst, Zeichen und Wunder, und verrät, ob er zum Heiligen Geist betet.Thomas Eggenberg, was hilft Ihnen Pfingsten beim Bau des Reiches Gottes?
Thomas Eggenberg: Theologisch gesehen ist es klar: Jesus brachte das Reich Gottes auf
die Erde. Jesus hat auch nach seiner Auferstehung mit seinen Jüngern
darüber gesprochen. Dabei kündigte er ihnen die Kraft des Heiligen
Geistes an, damit sie seine Zeugen sind. Insofern führen wir den Auftrag
von Jesus, Reich Gottes zu bringen, in der Kraft des Heiligen Geistes
weiter.
Wie erleben Sie das übernatürliche Wirken des Heiligen Geistes in Ihrer Bewegung?
Wir geben dem Heiligen Geist im Gottesdienst Raum in der Anbetung.
Wir beten für Kranke. Wir entwickeln ein Bewusstsein für prophetische
Gaben, die im Kleinen ausgeübt werden, beispielsweise auch beim
Kirchenkaffee.
Bedeutet das auch Zungenrede im Gottesdienst?
Früher war das ein starkes Element, das heute kaum mehr vorkommt. Das
war für die Leute immer weniger nachvollziehbar. Wir wollen auch nicht
unbedingt zu diesen Zeiten zurück.
Dämpfen Sie damit nicht das Wirken des Heiligen Geistes?
Früher gab es Weissagungen in ehrfurchtgebietendem Ton: «So spricht
der Herr…» Diese Form sehen wir nicht mehr. Wir reden im Gottesdienst
auch nicht mehr alle durcheinander in fremden Sprachen. Wir wollen
diesen Gaben Raum geben, aber in einer Form, die auch für Gäste
nachvollziehbar ist. Wir haben andere Ausdrucksformen gesucht. Bei uns
in Bern machen wir regelmässig Aufrufe, damit wir Empfindungen
weitergeben zu Anliegen, die Gott ansprechen möchte. Danach wird auch
für Menschen gebetet. Als Pastor versuche ich auch während der Predigt,
prophetische Eindrücke aufzunehmen und in die Predigt zu integrieren.
Zeigt sich der Heilige Geist auch durch «Zeichen und Wunder», von denen die Bibel spricht?
Wir erleben es immer wieder, dass Menschen im Gottesdienst berührt
werden und dass Tränen fliessen. Menschen erleben konkrete Veränderungen
im Denken oder werden geheilt. Mitarbeiter erfahren neue Freude. Das
hat alles mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun.
Worüber predigen Sie an Pfingsten am liebsten?
Ich habe das ganze zweite Kapitel der Apostelgeschichte vor Augen. Es
beginnt mit dem massiven Einbrechen des Heiligen Geistes. Die Leute
reden in unbekannten Sprachen. Die Jünger bezeugen, was Gott getan hat.
Es folgt eine christuszentrierte Predigt. Leute kehren um. Am Schluss
steht die Gemeinde. Das Wirken des Heiligen Geistes führt zu einer
lebendigen Gemeinde!
Sie leiten Ihre Bewegung seit Beginn dieses Jahres. Inwiefern hilft Ihnen der Heilige Geist?
Ich rechne stark mit seiner Hilfe. Ich erlebe ihn durch seine Kraft
und seine Ermutigung, und er schenkt mir eine positive Grundhaltung. Er
hilft mir durch innere Impulse. Ich erlebe ihn vor allem auch durch
andere Menschen und ihre Ergänzung.
Beten Sie auch direkt zum Heiligen Geist?
(zögert) Nein, eigentlich nicht. Aber das heisst nicht, dass ich es
nicht machen dürfte. Ich sehe im Gebet nicht drei Personen vor mir, die
ich alle persönlich anreden müsste. Für das Beten zum Geist gibt es
keine biblische Vorgabe, aber auch kein biblisches Verbot.
Wonach sehnen Sie sich als Leiter der BewegungPlus?
Mehr Himmel auf Erden! Ich habe diese Vision mitgeprägt. Das heisst,
dass Menschen zum Glauben kommen, sich ganzheitlich entfalten in ihrem
Leben und schliesslich in die Gesellschaft hineinwirken.
Lesen Sie im aktuellen ideaSpektrum das vollständige Interview mit Thomas Eggenberg. Darin erklärt er u.a., wie sich Pfingstmission und BewegungPlus unterscheiden und wie es die BewegungPlus mit der Ökumene und Frauen in der Leiterschaft hält.
BewegungPlus
Was sich heute «BewegungPlus» nennt, begann mit einem geistlichen Aufbruch in Rüti bei Riggisberg BE. 1933 organisierte sich die junge Bewegung im Verein «Gemeinde für Urchristentum». Die GfU wuchs in der Deutschschweiz und der Romandie kontinuierlich. Heute zählt die BewegungPlus, wie sie sich seit 2001 nennt, in der Deutschschweiz 33 örtliche Kirchen mit rund 5000 Mitgliedern. Sie ist nach der Pfingstmission die zweitgrösste pfingstliche Freikirche der Schweiz. Die Gemeinden in der Romandie haben sich in einem eigenen Verband organisiert. Die BewegungPlus steht auf der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz und ist Mitglied im Verband evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG). Ihre Pastoren werden mehrheitlich am IGW ausgebildet, teils auch am TDS in Aarau, am Theologischen Seminar St. Chrischona und am ISTL.
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Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: idea Spektrum Schweiz