Konferenz Generation Gathering
Andreas Keller: «Das Miteinander führt zur Freisetzung»
Das Miteinander der Generationen ist in der Stiftung Schleife, Winterthur, seit Jahren ein wichtiger Teil des gemeinschaftlichen Lebens. Leiter Andreas Keller erzählt von den Chancen und Stolpersteinen des Zusammenarbeitens über die Generationengrenzen hinweg. Und er blickt voraus auf die Konferenz «Generation Gathering» vom 27. bis 29. Oktober 2017.
Wie kam es dazu, dass in der Schleife verschiedene Generationen miteinander leben?Andreas Keller: Als meine Frau Stephanie und ich in die Schleife zurückkehrten, wurde der Generationenwechsel eingeläutet. Schon bald nach unserer Ankunft begannen wir damit, eine Jugendarbeit aufzubauen. Wir sammelten die Jugendlichen in unserer Stube und hatten Gemeinschaft. Daraus entstanden die ersten Jugend-Gottesdienste. Einige dieser jungen Erwachsenen wurden Schleife-Mitarbeiter, die mit der älteren Gründer-Generation der Schleife zusammenarbeiteten. So stiessen auch die jungen Familien dazu.
Es ist also nicht selbstverständlich, dass zur älteren Schleife-Generation eine jüngere dazu kam?
Meine Eltern Geri und Lilo Keller hatten nie geplant, uns oder andere junge Leute in die Schleife zu holen. Die Initialzündung war ein Traum, mit dem Gott mich und meine Frau von Amerika zurück in die Schweiz führte. Die Schleife-Gründer erkannten, dass das wichtig ist und wir repräsentativ für eine Generation kamen und sie unterstützen. Man berief uns, nachdem ich Jahre zuvor kurz nach der Schleife-Gründung das Umfeld verlassen hatte.
War es wichtig, den Schritt aus dem Schleife-Umfeld hinaus zu tun?
Ich musste von meinen Eltern fort, aus dem ganzen Umfeld ausbrechen, damit ich wieder zurückkommen konnte. Ich ging quasi als «Sohn von Geri und Lilo Keller» und kam als Andreas mit seiner eigenen Prägung und Geschichte zurück. Ich musste acht Jahre lang meine Lehr- und Wanderjahre absolvieren, damit ich mit meinem eigenen Fundament zurückkehren konnte. Es war entscheidend, diesen eigenen Weg zu gehen und eine eigene Perspektive zu entwickeln.
Was bringt es, wenn die verschiedenen Generationen zusammenarbeiten?
Wir ergänzen uns und brauchen Ergänzung. Wir sind so dankbar, dass wir einen Pool der Weisheit und Erfahrungen hier in der Schleife haben. Es sind Leute, die schon viel länger im Reich Gottes unterwegs sind und Bewegungen und Gemeinden haben kommen und gehen sehen. Das gibt Sicherheit. Man ergänzt sich mit der Perspektive: Es ist noch nicht fertig, es geht von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Und wir brauchen die Hilfe der Jungen, um uns an die Plätze zu begeben, wo wir alleine gar nicht hinkämen.
Wie sieht diese Zusammenarbeit konkret im Alltag aus?
Bei uns findet das oftmals in Begegnungen und Gesprächen statt. Wir beten miteinander, treffen uns, tauschen aus. In unseren Sitzungen und Teams gibt es eine grosse Altersspanne. Ich bitte oft Ältere um eine Einschätzung und sie mich. Das hilft mir unheimlich. Es ist nichts Technisches oder Organisiertes, sondern gelebte Zuwendung der Herzen. Es ist ein Grundentschluss, unseren Weg nicht alleine zu gehen. Es ist wie beim Volk Israel auf dem Weg durch die Wüste: Das ganze Volk musste gemeinsam aufbrechen und die Feuer- und Wolkensäule gab das Tempo vor. Alle Generationen mussten das gleiche Tempo annehmen. Gewisse Dinge könnten wir alleine schneller und auch anders machen. Aber wir baten unsere Gründer, in unserer Mitte zu bleiben. So gehen wir gemeinsam in der Geschwindigkeit, die der Geist uns vorgibt. Trotzdem tun wir in einer grossen Eigenständigkeit unsere Dinge.
Ist es wichtig, getrennte Aufgaben haben?
Ich finde, jede Generation soll und muss in der Kraft ihrer Salbung leben. Sonst wird etwas verwischt. Es muss Bereiche geben, wo wir in einer grossen Selbstverständlichkeit vorwärts gehen können. Sonst wird es ein Generationenbrei und das ist kein gutes Birchermüesli.
Gibt es weitere Stolpersteine beim Zusammenleben der Generationen?
Jede Generation hat ein eigenes Generationenverständnis. Alle Generationen – Babyboomer, X, Y, Millennials – haben eine eigene Prägung und funktionieren anders. Wir haben gemerkt, dass wir die Grundüberzeugungen der Generationen stehen lassen müssen. Die Arbeitsethik ist so ein Beispiel, da gibt es Reibung. Wenn die Herzen sich nicht zugeneigt sind und sich andere Lebensweisen zugestehen, dann funktioniert das nicht. Wir leben unterschiedlich und geben uns den Raum dazu. Das sind sehr praktische Fragen, denn in der Schleife stehen drei Generationen im Erwerbsleben und alle arbeiten anders. Die Herausforderung ist, das Miteinander so zu gestalten, dass wir einander zudienen.
Wie geht man mit Spannungen um?
Wir haben uns entschieden, in einer Gemeinschaft zu sein. Die Grundlage ist Transparenz. Wir sprechen Dinge an und teilen unsere Herzen. Es ist eine Grundhaltung, so leben zu wollen. Wir verpflichten uns einander und haben den Anspruch, nicht uns selber zu leben. Wenn klar ist, dass man auch zugunsten des anderen zurücksteckt, dann ist ein sehr wichtiges Fundament gelegt. Man muss einander stehen lassen und nicht zuerst verändern wollen. Aber es braucht auch das Übernatürliche: Meine Bereitschaft, in aller Unvollkommenheit und Schwachheit Jesus zu erlauben, mein Herz jemandem zuzuwenden. Der Heilige Geist vollbringt, dass die Herzen zueinander finden.
Was erhoffen Sie sich vom Generation Gathering fürs Zusammenleben der Generationen?
Ich glaube, dass der Geist Gottes anklopft und nochmals einen Schub der Gnade bringen will. Nur dann kann das Zusammenleben der Generationen funktionieren. In den letzten Tagen will Gott seinen Geist mehr ausgiessen. Und dann finden unsere Herzen mehr zueinander, die Konsequenzen werden spürbarer. Ich erwarte für Kirchenverbände, Gremien, Pastoren und geistliche Leiter nochmals einen praktischen Schub. Und auch für anwesende Familien. Oftmals gibt es eine Initialzündung. Ich erwarte, dass der Heilige Geist unsere Herzen packen kann.
Wird es auch praktisch?
Wir werden sehr praktische Beispiele hören. Es muss Hand und Fuss bekommen. David Demian beispielsweise wird erzählen, wie er die Jungen in seiner Bewegung freisetzt. Wenn wir als Volk das verheissene Land erreichen wollen, müssen wir zusammenbleiben. Von Alt und Schwach bis Jung und Gesund waren alle in diesem Heerzug der Israeliten beim Auszug aus Ägypten hin zum verheissenen Land. Für die einen ging es zu schnell, für andere zu langsam. Doch wenn alle auf die Feuer- und Wolkensäule schauen, bekommen wir das gleiche Tempo, dann kommen wir alle mit und niemand wird abgehängt.
Wie kam es zu diesem Generation Gathering und warum gerade jetzt?
Ich dachte eigentlich, das Thema sei für mich abgeschlossen. Doch 2015, am Global Gathering in München, erzählte ich das Zeugnis der Mittelgeneration und vom Miteinander der Generationen. Viele kamen danach auf mich und meine Eltern zu mit der Bitte, das als Schleife zu thematisieren. Wir stellen nichts zu Schau und sagen: So müsst ihr es machen. Es war eine Bitte von aussen, das Durchlebte weiter zu geben, weil es jetzt nochmals aktuell wird. Das war der Ursprung der Konferenz, ich hatte das Thema nicht auf dem Radar und musste etwas hinein geschubst werden. Als ich dann die Väter und Mütter anfragte – Geri und Lilo Keller, Christoph und Utta Häselbarth, Maria Prean und David Demian – uns den freisetzenden Segen zu geben, waren sie innert Kürze und mit Feuer dabei. Auch Freunde aus meiner Generation – Matthias (Kuno) Kuhn, Peter & Steffi Reusser und andere – identifizieren sich mit diesem Anliegen und sagten zu.
Was erhoffen Sie sich in Zukunft fürs Miteinander der Generationen?
Ich hoffe, dass sich eine Generation rufen lässt, die den Weg des Gehorsams geht und nicht den Weg der Selbstverwirklichung. Das ist eine etwas unbequeme Botschaft. Ich habe mich entschlossen, den Weg von Jesus zu wählen. Die Botschaft von Jesus im eingangs erwähnten Traum an mich war: Nimm die Tür deiner Selbstverwirklichung nicht in deine Hand. Jetzt ist die Zeit, in der eine Vater- und Muttergeneration die Unterstützung braucht. Während du ihnen dienst, wirst du von ihnen selber gesegnet und freigesetzt werden. Diese Botschaft hören und erleben auch andere. Wir müssen uns fragen: Was sind die Wege von Jesus? Das Miteinander der Generationen hat seinen Ursprung im Himmel. Auf Erden diente Jesus seinen Eltern, bevor er mit 30 Jahren in seinen Dienst kam. Der höhere Weg war, dass er mit 12 Jahren nicht durchbrannte, sondern im Haus seiner Eltern blieb und den Weg des Miteinanders ging, durch den dann seine Freisetzung kam. Ich wünsche mir eine Wiederherstellung und ein versöhntes Miteinander von Familienkonstellationen, Diensten und Gemeinden, wo sich Generationen wieder finden. Denn das Miteinander führt letztlich immer zur Freisetzung.
Die Stiftung Schleife ist eine überkonfessionelle Stiftung und trägt das Gütezeichen Ehrenkodex SEA. Sie wurde 1992 vom ref. Pfarrer Geri und seiner Frau Lilo Keller gegründet. Die Stiftung Schleife will kirchliche Gemeinden aller Denominationen, christliche Werke, sowie andere Gruppierungen in ihrer praktischen und geistlichen Entwicklung fördern und unterstützen. Zu diesem Zweck schafft die Stiftung gottesdienstliche, seelsorgerliche und schulische Angebote, die auf dem Evangelium von Jesus Christus gründen.
Weitere Infos auf: www.schleife.ch/gathering
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Autor: Jonas Munz
Quelle: Stiftung Schleife