Aktiv gegen Menschenhandel
Massagen, Palettenmöbel und eine Velotour durch Israel
Tabea und Matthias Oppliger sind Gründer und Leiter der Organisation glowbalact. Unermüdlich setzen sie sich gegen Menschenhandel ein. In diesem Zusammenhang legen sie gerade auch 800 km mit dem Fahrrad zurück.
Auf der Webseite von glowbalact finden wir folgende, äusserst erschreckende Aussagen: «Das U.S. Aussenministerium schreibt, dass die Zahl der Menschen, welche jährlich über internationale Grenzen hinweg gehandelt werden, zwischen 600'000 und 800'000 liegt.» Und: «Alle 30 Sekunden wird jemand Opfer von Menschenhandel.» Es wird geschätzt, dass es heute weltweit mehr als 27 Millionen Sklaven gibt. Menschen, die gegen ihren Willen verschleppt und irgendwo auf diesem Planeten ausgebeutet werden.Es muss etwas getan werden
Tabea Oppliger, die Gründerin von glowbalact hörte von der Thematik Menschenhandel und dass dieses Problem sogar in der Schweiz existiert. «Kann das wirklich wahr sein?», fragte sie sich. Irgendwie wollte sie mit Betroffenen in Beziehung treten und fand auch einen Weg dazu. Als Masseurin betrat sie Bordelle, um Prostituierte zu massieren. So kam sie als Zivilperson überall hinein. Sie knüpfte Kontakte mit den Frauen und hörte viele erschreckende Geschichten. In der Folge konnten sie und ihr Mann Matthias einige Frauen in ein neues Leben begleiten.Eine Schlüsselerfahrung für Tabea und Matthias war, als sie einmal bei strömendem Regen in der Langstrasse aus dem Auto ausstiegen. Eine Prostituierte mit verschmiertem Gesicht und Alkoholfahne kam auf sie zu und bat, ihr Baby küssen zu dürfen. Überraschenderweise fühlte sich Tabea dazu bewegt, ihr dies zu erlauben. Die Prostituierte war sehr erfreut, doch dann sagte sie traurig. «Ich habe auch drei Kinder und keine Ahnung, wo sie sind.» Tabea und Matthias waren zutiefst berührt und beschlossen, auf diese Missstände zu reagieren.
glowbalact – ein Verein für Menschenrechte
2011 wurde die Organisation «glowbalact» ins Leben gerufen. Der Verein engagiert sich gegen den Menschenhandel. Sensibilisierung der Gesellschaft gehört gleichermassen zu ihrer Tätigkeit wie die konkrete Hilfe an Betroffenen. Präsenz im Rotlichtmilieu ist den Mitgliedern wichtig, wie auch konkrete Möglichkeiten zum Helfen aufzuzeigen.
Der Standort in Zürich wurde 2014 durch einen zweiten Sitz in Tel Aviv (Israel) erweitert, wo das Sozialunternehmen A.I.R. gegründet wurde. Dort werden Personen, die in der Sexindustrie ausgebeutet werden, geschützte Arbeitsstellen angeboten. Damit können sie ihren Lebensunterhalt verdienen und erhalten die Chance auf Wiederintegration und Rehabilitation.
Ausdrucksform des christlichen Glaubens
Glowbalact versteht sich nicht als Kirche oder christliche Organisation. Vielmehr sehen sie sich als Dach- und Fachorganisation, um möglichst viele Parteien wie Polizei, Behörden, usw. zu koordinieren. Trotzdem: Der Glaube an Jesus ist Antrieb für die Arbeit.
Matthias sagt: «Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit. Die ganze soziale Ungerechtigkeit, konkret Ausbeutung und Menschenhandel, ist ein grosses Problem für Gott. Als Christen wollen wir nicht nur über Gerechtigkeit und Liebe reden, sondern entsprechend handeln. Wir wollen Inspirieren und setzen uns für Wiederherstellung von Menschen ein. Das ist auch unser Motto: 'Act, Inspire, Restore'.»
Auch Gebet ist für Matthias und seine Mitarbeiter sehr wichtig. Sehr dankbar sind sie für die vielen Menschen, die im Gebet hinter ihnen stehen.
Eine ermutigende Geschichte
Eine Frau wurde 30 Jahre lang in der Prostitution ausgebeutet. Zuvor gab sie ihre drei Kinder für die Adoption frei. Seit ein paar Monaten ist sie bei glowbalact (in der Sozialfirma A.I.R.) angestellt. Dort hilft sie, Produkte herzustellen. Zum ersten Mal in ihrem Leben geht sie einer Arbeit ausserhalb der Prostitution nach.Eine 60-jährige Frau betrat ein Geschäft und fragte nach dem Hintergrund der Möbel, welche sie sehr ansprachen. Der Geschäftsführer erzählte von der Arbeit von glowbalact und zeigte sogar ein Foto. Als die Frau das Bild sah, war sie extrem überrascht. Sie erkennt die Frau, deren drei Kinder sie vor 30 Jahren adoptierte. Sie war äusserst erstaunt und freute sich, dass sie aus dem Milieu aussteigen konnte. Kurze Zeit später trafen sich die Frauen und dies führte letztlich dazu, dass gerade vor einer Woche die ehemalige Prostituierte mit anderen Menschen ihren Geburtstag feiern konnte – und dies zum allerersten Mal in ihrem Leben.
Battle on bikes
Seit Mittwoch, dem 26. April 2017 ist ein Team dabei, ein Zeichen gegen moderne Sklaverei zu setzen. Neun Athleten, im Alter zwischen 11 und 80 Jahren, legen in 10 Tagen 800 km zurück – eine Aktion, durch welche Spendengelder gesammelt werden sollen. Gleichzeitig wird damit auf das Thema aufmerksam gemacht und Spenden gesammelt.
Zur Website:
glowbalact
Battle on Bikes
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet