Nach Umfrage unter Muslimen
ETG Erlen stellt fest: Der Wunsch nach Beziehungen ist gross
Die Buchwiesengemeinde geht auf Migranten zu und lädt Kinder zum kreativen Singen. In allem erlebt die Gemeinde den Wunsch der Einwohner nach Beziehungen. Livenet unterhielt sich mit Pastor Thomas Schnyder über die Buchwiesengemeinde ETG Erlen.
Thomas Schnyder, in Ihrer Gemeinde heisst es nicht «Simsalabim» sondern «Singsalabim» – was steckt dahinter?
Thomas Schnyder: «Singsalabim» ist eine kreative Abwandlung dieses Wortes. Das Singsalabim ist ein Angebot für vorwiegend Mütter mit Vorschulkindern. Im Zentrum steht das gemeinsame, kindergerechte Singen und eine anschliessende Kaffeezeit für Gespräche und Gemeinschaft. Gesungen werden verschiedenste Kinderlieder. Immer wieder kreativ ergänzt durch saisonale Lieder zu Ostern, Weihnachten und so weiter sowie auch durch spielerische Elemente. Ein Highlight sind auch die beiden Stofftierchen, die zu jedem Singsalabim gehören: die Ente «Watschel» und das Schaf «Wuschel» mit ihren Fragen und Einlagen.
Das Singsalabim findet alle zwei Wochen im Gottesdienstsaal der Buchwiesengemeinde statt. Es kommen überwiegend Eltern mit Kindern aus dem Dorf, die sonst nicht Teil unserer Gemeinde sind.
Ein weiteres Wortspiel findet man unter «Dialogisch», worum geht es da?
Dialogisch ist eine Abwandlung des Wortes «Dialog». Im Rahmen meiner MAS-Arbeit bei IGW habe ich Umfragen unter der muslimischen Bevölkerung von Erlen erhoben. In diesem kam der Wunsch dieser Menschen zum Ausdruck, mehr Gemeinschaft mit der Schweizer Bevölkerung zu haben sowie vorwiegend von Frauen das Bedürfnis nach mehr deutscher Sprachkompetenz. Aus diesem Anliegen heraus entwickelten wir einen Konversationskurs für Migrantinnen und später zusätzliche Deutschkurse. Im Vordergrund des «Dialogisch» stehen nicht in erster Linie die Sprachkurse, die von anderen Anbietern viel professioneller angeboten werden, sondern die Gemeinschaft mit Menschen aus Migrationshintergrund und das Anliegen, ihnen etwas Gutes zu tun.
Welche Erfahrungen machen Sie mit diesem Angebot?
Vor allem das Anliegen nach Zeit für Beziehung erleben wir in allen Angeboten. Wie gesagt gibt es im Bereich Sprachkurse kompetentere Anbieter. Wir bieten das nur an, weil dieses Anliegen aufgrund von gewachsenen Beziehungen an uns herangetragen wurde. Jedoch merken wir, wie die Nachfrage nach Sprachkursen bei uns aktuell eher sinkt. Im Bereich des Konversationskurses für Frauen haben jedoch sehr erfreuliche Entwicklungen stattgefunden. Im Zentrum stehen Menschen mit ihrer Geschichte, die sich treffen, um gemeinsam besser Deutsch sprechen zu lernen. Aber darum herum sind viele Beziehungen entstanden. Zwischen Teilnehmerinnen und Leitern oder auch untereinander. In einem Beispiel konnte eine Teilnehmerin sogar durch den hilfreichen Einsatz einer Leiterin eine Lehrstelle in der Schweiz finden.
Welche verschiedenen Dienste bietet ihre Gemeinde darüberhinaus?
Wir bieten am Sonntag Angebote für alle Altersgruppen von Kindern bis Jugendlichen an. Am Samstag gibt es die Jungschar. Die «Unti-Gruppe» trifft sich jeweils am Freitag-Abend über ein Jahr. Für junge Erwachsene findet samstags das «Stübli 1820» statt. Wir haben diverse Gruppen die sich an unterschiedlichen Abenden treffen. Es gibt eine Seniorengruppe und auch Angebote für Beratungen betreffend Ehe, Erziehung, Finanzen und Gesundheit. Immer wieder werden auch Kurse angeboten zu biblischen oder thematischen Inhalten.
Was sind die Schwerpunkte Ihrer Gemeinde?
Wir haben neu festgelegt, dass wir unsere täuferischen Werte weiter leben und fördern wollen. Dazu gehört ein Gemeindeverständnis, das auf Nachfolge und Gemeinschaft baut. Neu dazu kommt eine missionale Ausrichtung. Mit Nachfolge, Gemeinschaft und Mission sind damit die drei wesentlichen Merkmale benannt, die für uns zentral sind.
Welche Momente bewegen Sie besonders in Ihrer Arbeit?
Mich bewegen vor allem persönliche Geschichten von Menschen, die in ihrem Leben Gott ganz persönlich erleben. Diese Momente von Menschen stehen auch im Zentrum, wenn wir von Nachfolge sprechen. Alles, was wir tun, seien es Gottesdienste oder andere Gefässe und Tools, soll dazu dienen, dass Menschen Jesus in ihrem Alltag konkret nachfolgen. Wenn Menschen Jesus nachfolgen, dann wächst die Gemeinde.
Haben Sie Missionare im Inland oder Mitarbeiter von christlichen Werken in der Schweiz?
Das ist ein ganz besonderer Schatz, den wir mittragen dürfen. Wir haben einige Mitglieder unserer Gemeinde, die in einem interkulturellen Dienst stehen, aber auch Mitglieder, die in einem christlichen Werk in der Schweiz arbeiten. Insgesamt sind das mehrere Familien, die so unterwegs sind und zu denen wir persönliche Kontakte pflegen.
Was macht Ihnen am meisten Freude an Ihrer Gemeinde?
Gerade aktuell freut es mich am meisten, dass wir viele Gemeindeglieder haben, die sehr engagiert in Gottes Reich mitarbeiten. Es gibt unglaublich viele Teams und motivierte Menschen, die sich immer wieder neu einbringen.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet