John Newtons Lebensgeschichte
Standing Ovations für Chormusical «Amazing Grace»
Am Ostersamstag wurde das aufwendige Chormusical «Amazing Grace» in Thun mit ca. 280 beteiligten Personen aufgeführt. Es wurde von gut 4'000 Menschen besucht, beide Aufführungen waren ausverkauft. «Wir haben so viel Gnade erlebt und Gott war spürbar mitten unter uns!», schreibt Organisator Timo Schuster.
Eigene Zeitung
Das Musical «Amazing Grace» wurde in der Region Thun mit einer eigenen Zeitung vorbereitet und bekanntgemacht, die in 40'000 Exemplaren in jeden Haushalt verteilt wurde. Die Zeitung brachte unter anderem die Lebensgeschichte des Mannes, der «Amazing Grace» nicht nur dichtete und komponierte, sondern auch erlebte.
Packende Biographie
John Newton wurde 1725 in London als Sohn eines Seemanns geboren. Kurz vor seinem 7. Geburtstag starb seine Mutter an Tuberkulose, die ihm viel von Gott erzählt hatte. Mit elf Jahren begleitete er seinen Vater das erste Mal auf hoher See und machte mit ihm sechs Schiffsreisen, bis sein Vater 1742 starb.Newtons Vater hatte ihn in die Zuckerplantagen in Jamaika schicken wollen, aber Newton widersetzte sich und meldete sich für ein Handelsschiff auf dem Mittelmeer an. Als er Freunde besuchen wollte, wurde er jedoch gekidnappt und für die Royal Navy zwangsrekrutiert.
Nach einem Fluchtversuch, worauf die Todesstrafe stand, kam er gerade noch mit dem Leben davon, wurde ausgepeitscht und als Matrose degradiert.
Vom Sklaven zum Sklavenhändler
Nach dieser Demütigung schmiedete Newton Mordpläne gegen den Kapitän und wollte danach über Bord springen. Er überlegte es sich jedoch anders und erholte sich körperlich und psychisch. Später, als er auf dem Weg nach Indien war, wechselte er auf ein Sklavenschiff, das nach Westafrika segelte. Das Schiff tauschte Waren gegen Sklaven in Afrika und brachte sie zu den Kolonien in der Karibik und nach Nordamerika. Doch Newton kam nicht mit der Schiffsmannschaft aus und wurde in Westafrika als Knecht eines Sklavenhändlers zurückgelassen.
Der Sklavenhändler gab ihn seiner Frau, die ihn wie die anderen Sklaven misshandelte. Er war sogar niedriger als die Sklaven und bekam das Essen von ihnen. So erlebte Newton am eigenen Leib, wie schwer es war, Sklave zu sein.
1748 rettete ihn ein Kapitän, der von Newtons Vater gebeten worden war, ihn zu suchen. So kam John Newton zurück auf das Handelsschiff «Greyhound» in England. Später wurde er Kapitän auf einem Sklavenschiff.
Wunderbare Rettung
Als er eines Tages auf dem Heimweg war, geriet das Schiff in einen heftigen Sturm, der viele Menschen an Bord das Leben kostete. In seiner Verzweiflung betete Newton zu Gott und erlebte seine «grosse Erlösung », wie er sagte. Auf wunderbare Weise schaffte er es, das Schiff mehrere Tage sicher durch den Sturm zu führen – angekettet, damit er nicht von Bord geschleudert wurde. Newton erlebte dies als «erstaunliche Gnade» («Amazing Grace») und dankte Gott für seine Rettung.Trotz dieser Erfahrung arbeitete er weiterhin als Kapitän auf Sklavenschiffen, allerdings mit dem Ziel, die Sklaven humaner zu behandeln.
Ein Neuanfang
In Westafrika bekam er eines Tages heftiges Fieber. Da wurde ihm bewusst, dass er nicht wirklich mit Gott gelebt hatte. So vertraute er sein Leben Jesus Christus an. Er bat Gott, sein Schicksal in die Hand zu nehmen und fühlte sich zum ersten Mal wirklich versöhnt mit Gott.
Im Jahr 1750 heiratete Newton seine Jugendfreundin, verliess 1755 das Schiff und begann, im Hafen von Liverpool zu arbeiten. Dort lernte er den Erweckungsprediger George Whitefield kennen. Von ihm und John Wesley, Gründer der Methodisten, lernte er viel und studierte Griechisch und Hebräisch. 1764 wurde Newton zum anglikanischen Priester ordiniert.
Vom Sklavenhändler zum Sklavenabschaffer
Seine Gottesdienste waren so gut besucht, dass die Kirche ausgebaut werden musste. In dieser Zeit schrieb Newton viele Kirchenlieder und Briefe. Später begann er, sich für die Abschaffung des Sklavenhandels einzusetzen. Er inspirierte u.a. den jungen William Wilberforce, später eine der Schlüsselfiguren bei der Abschaffung des Sklavenhandels. Newton predigte bis zum Ende seines Lebens, auch noch als er blind wurde. Kurz vor Weihnachten 1807 starb er – mit der Gewissheit, dass die «erstaunliche Gnade ihn nach Hause führen» würde.
Das Musical arbeitete bewusst mit zwei Organisationen zusammen, die sich heute für die Bekämpfung der modernen Sklaverei einsetzen.
Grosse Musical-Schule
Das Musical wurde u.a. von Tore Aas (Oslo Gospel Choir) komponiert und verbindet auf eindrückliche Art die persönliche Geschichte von John Newton (einschliesslich seiner Liebesgeschichte), zeitlose christliche Lieder, den sozialkritischen Anspruch des Evangeliums und mitreissende Gospelklänge. Neben dem grossen Thuner Chor sorgten professionelle Musiker und Sänger für ein durchgängig hohes musikalisches Niveau. Das Publikum bedankte sich nach dem Finale mit minutenlangen Standing Ovations. Mit einem Gospel-Medley «Glad to Be in the Service» und «Down by the Riverside» geriet die Zugabe zu einem «wahren Feuerwerk aus Gesang, Musik und wirbligen Tänzen der Profis» (Berner Zeitung).
Zur Webseite:
Berner Zeitung: Chormusicalpremiere verzückte 4000 Besucher
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Autor: Anja Janki / Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet