«Laufen mit Jesus»
Ihr Marathon-Gottesdienst dauert 42 Minuten
Bei zwei Marathons sind die Mitwirkenden von «Laufen mit Jesus» (LmJ) vor Ort. Selbst sind sie passionierte Läufer und laden vor den Events zu Gottesdiensten. Jener am Vortag des Einstein-Marathons in Ulm dauert 42 Minuten – was der Kilometer-Zahl des Marathons entspricht. Innerhalb von weniger als zehn Jahren wollten mehr als 4'200 Personen zudem eine Sportler-Bibel erhalten. Livenet unterhielt sich mit «LmJ»-Gründer Jürgen Gramer über Gott, die Welt und den Laufsport.
Livenet: Jürgen Gramer, wer steht hinter «Laufen mit Jesus»?
Jürgen Gramer: Hinter «Laufen mit Jesus» oder kurz «LmJ» stehen Christen aus unterschiedlichen Glaubensrichtungen, die Jesus mit den Menschen bei Laufveranstaltungen bekannt machen wollen. Ausgangspunkt war ein morgendliches Gebet mit meiner Frau für einen Freund, der beim Einstein-Marathon in Ulm / Neu-Ulm 2006 teilgenommen hat. Gott zeigte mit «ein Bild» der tausenden von Läufern – inzwischen starten über 10'000 Teilnehmer – in den Strassen von Ulm aus der Vogelperspektive mit den Worten «Macht die Menschen mit Jesus bekannt». Dies war die Geburtsstunde von «Laufen mit Jesus». Danach folgten mehrere Treffen mit interessierten Christen aus unterschiedlichen Kirchen und christlichen Gemeinden. Und das führte zu dem, was wir heute machen.
Was genau macht denn «Laufen mit Jesus»?
Zum einen laufen wir bei Laufveranstaltungen mit unseren «Laufen mit Jesus»-Laufshirts mit, die man über unseren Webshop beziehen kann. Diese sind hinten bedruckt mit der Aufschrift «Ich laufe mit JESUS, komm mit!» Dabei ist Jesus bewusst gross geschrieben, denn gegen Ende eines jeden Laufes orientiert man sich meist am Vorderläufer und liest somit automatisch die Aufschrift am Rücken. Und beim Laufen hat man Zeit, sich Gedanken zu machen… Auf grössere Distanz ist das Wort «Jesus» auf alle Fälle deutlich zu sehen. Ebenso haben wir natürlich auch bei unseren Trainingsläufen die Laufshirts an und können somit Impulse für Spaziergänger, Radfahrer und auch andere Läufer geben. Wie mal ein LmJ-Läufer gesagt hat: «Mit unserem Laufshirt sind wir laufende Litfasssäulen für Jesus.»
Zum anderen kommen wir mit den anderen Läufern und deren Familien oder Freunden ins Gespräch über Gott, den Glauben ganz allgemein und natürlich über Jesus. Dazu geben wir auch die Sportlerbibel von SRS (Sportler ruft Sportler) weiter und laden ein, eine christliche Gemeinde oder Kirche vor Ort zu besuchen.
Arbeiten Sie mit lokalen Gemeinden zusammen?
Grundsätzlich wollen wir mit christlichen Gemeinden und Kirchen vor Ort zusammenarbeiten, da am Glauben interessierte Menschen einen Kontakt und Anschluss vor Ort haben sollten. Beim Einstein-Marathon in Ulm haben wir zum Beispiel einen eigenen «Laufen mit Jesus»-Messestand. Bei diesem können interessierte Läufer einen Gutschein für eine Sportlerbibel einlösen, der sich bei den Startunterlagen befindet. Zudem richten wir den Marathon-Gottesdienst, der 42 Minuten dauert, im Ulmer Münster mit der evangelischen Kirche aus, an dem im Durchschnitt 200 bis 250 Gottesdienstbesucher teilnehmen. Ebenso am Sonntag vor dem Start die Sportlerandacht, die 21 Minuten dauert, zum Einstimmen auf die Läufe mit etwa 150 bis 200 Andachtsbesuchern. Inzwischen sind wir ein fester Bestandteil der grossen «Lauffamilie». Nebenbei bemerkt konnten wir allein in Ulm von 2007 bis 2015 über 4'200 Sportlerbibeln weitergeben.
Was erleben Sie und die anderen Läufer unterwegs?
Immer wieder werden wir während den Läufen kurz angesprochen, dass das, was wir machen, super ist und bekommen ausnahmslos ermutigende Worte, dies weiter zu machen. Negativ hat sich bisher noch niemand geäussert.
Gibt es manchmal Gespräche unterwegs?
Ja, ein besonders intensives Gespräch hatte ich während eines Anstiegs beim Swissalpine Marathon in Davos. Damals hatte ich noch ein selbstbedrucktes Laufshirt mit der Aufschrift «Jesus Christus ist Sieger». Ein Schweizer Läufer hatte mich gefragt, warum Jesus Christus Sieger ist. Dann konnte ich ihm die Frohe Botschaft von Jesus ausführlich erklären. Er und sein Freund haben sich danach für das Lauf-Gespräch sehr bedankt.
Wann ist für Sie ein Lauf «gewonnen»?
Für mich persönlich ist ein Lauf «gewonnen», wenn ich «finishe», das heisst, durchs Ziel komme. Natürlich wünscht man sich dabei immer eine gute eigene Zeit, aber da man sowieso alles gibt, ist «finishen» mit «gewonnen» gleichzusetzen. Paulus schreibt im 2. Timotheus, Kapitel 4, Verse 7-8: «Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe das Ziel des Laufes erreicht, ich habe am Glauben festgehalten. Nun liegt der Siegeskranz für mich bereit, die Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem grossen Tag geben wird – und nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die ihn lieben und auf sein Kommen warten.» Im Leben geht es darum, das wir unseren Lebenslauf vollenden. Beim normalen Laufen geht es ebenfalls darum, den Lauf zu vollenden. Dabei sollte man nicht zu ehrgeizig oder verkrampft sein oder sich mit anderen vergleichen, sondern seine eigenen individuellen Möglichkeiten und Prioritäten berücksichtigen.
Das Grösste ist jedoch, wenn ein Mensch Jesus als seinen Erlöser und Herrn annimmt. Wenn dies durch «Laufen mit Jesus» geschieht, ist das für mich natürlich der grösste «Gewinn».
Was ist bisher Ihr eindrücklichstes Erlebnis?
Neben den beeindruckenden Abenteuer-Trails, an denen ich bisher teilnehmen durfte, waren dies zwei Erlebnisse. Als erstes, als ich als 19-Jähriger beim Paris-Marathon aus dem alltäglichen Sportprogramm in 2:59:44 Stunden völlig unerwartet nach 42 km nur 16 Sekunden unter der berühmten 3-Stunden-Marke geblieben bin. Als zweites, 2007 bei unserer ersten «Laufen mit Jesus»-Teilnahme in Ulm. Dabei konnte ich im Jahr davor nur ein paar Mal laufen und hatte dennoch den Eindruck, beim Marathon zu starten. Dabei bin ich unter der 4-Stunden-Marke geblieben, was für mich ebenfalls ein Zeichen und Geschenk von Gott war.
Ist auch eine Expansion in andere Länder geplant?
Theoretisch ja, praktisch leider nein. Da wir «LmJ» alle ehrenamtlich neben unseren Familien, beruflichen und gemeindlichen Aktivitäten machen, haben wir leider keine Kapazitäten dafür. Sollte sich aber jemand finden, der sowohl in Deutschland als auch im Ausland Zeit und Power investieren kann, stehen die Türen mehr als offen.
LmJ gibt es aktiv mit Ständen und Mitläufern derzeit jeweils in Ulm (Einstein-Marathon), Fürth (Metropolmarathon) und Heidenheim (Stadtlauf).
Zur Webseite:
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch