FEG
Freikirche zwischen Tradition und Kick
In einem Bürogebäude im Pfäffiker Industriequartier konnten zwei Geschosse günstig erworben und saniert werden. Das Bundessekretariat der Freikirche, der Mediensekretär sowie die Kinder- und Jugendverantwortlichen (insgesamt 350 Stellenprozente) arbeiten nun am selben Ort, was den Aufwand senkt. Mehrere Räume werden für die nächsten Jahre vermietet, da noch nicht alle Arbeitszweige umgezogen sind. Der Grossraum Zürich weist vor Bern-Thun, Basel und der Ostschweiz die grösste Dichte an FEG-Gemeinden auf.
Unabhängigkeit gross geschrieben
Der Bundesvorsitzende Claudius Zuber skizzierte Prägung und Entwicklung der Freikirche, wobei er die „Unabhängigkeit vom Staat und von anderen Kirchen“ betonte. Die erste Freie Evangelische Gemeinde der
Schweiz wurde 1829 in Bern von Carl von Rodt gegründet. 1910 schlossen sich 17 Gemeinden zu einem losen Bund zusammen.Der Bund FEG, ein gemeinnütziger Verein, umfasst heute 71 Gemeinden in der Deutschschweiz mit rund 7’000 Mitgliedern und 12'000 Gottesdienstbesuchern (Kinder eingeschlossen). Jede einzelne Gemeinde regelt ihre Belange (Predigerwahl, Räumlichkeiten, Zusammenarbeit mit anderen Kirchen) selbst. 30 weitere Gemeinden stehen dem Bund nahe.
Gemeindegründung
Da über 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sonntags nicht zum Gottesdienst gehen, sucht der Bund FEG in Regionen ohne Freikirchen solche Gemeinden zu gründen, in der Schweiz, aber auch in Nachbarländern. Seit der Gründung der FEG-Inlandmission vor knapp 30 Jahren entstanden so laut Claudius Zuber an 27 Orten „neue Gemeinden mit aktiven Christen, die nach der Bibel leben wollen“.Die Statistik frappiert: 1980 zählte der Bund 3'000 Mitglieder; diese Zahl verdoppelte sich bis 1992. Danach stagnierte die Mitgliederzahl jahrelang. Claudius Zuber führt dies darauf zurück, dass Freikirchen in den 90-er Jahren in der Gesellschaft stärker in Frage gestellt wurden und „um ihre Positionierung kämpften“. Neue, unabhängige Gemeinden meist charismatischer Prägung entstanden in den Städten im Mittelland und zogen die Aufmerksamkeit der mobileren Jugendlichen auf sich.
Jugendliche wandern ab – und kehren zurück
Der Bund FEG baut darum seine Kinder- und Jugendarbeit aus. Letztes Jahr wurde Sabine Jäggi als Kindersekretärin angestellt; dieses Jahr verstärkt Barbara Berra die Teenie-Arbeit. Die Freikirche bemüht sich, ihre eigenen Jugendlichen zu halten. Vor Jahren ergab eine Studie, dass die Hälfte der Teenies, die den Unterricht durchlaufen, in den FEG bleibt. Der Abwanderung in Jugendkirchen (ICF) folgt, so Zuber zu den Erfahrungen im Grossraum Zürich, nach gewisser Zeit allerdings eine Gegenbewegung.Etliche Freie Evangelische Gemeinden kommen den Jugendlichen entgegen, indem sie gottesdiestliche Formen verändern – was nicht ohne hörbares Ächzen im Gebälk der traditionsbewussten Freikirche geht (da und dort wandern ältere Gemeindeglieder in so genannt neokonservative Kreise ab). Vermehrt gestalten Jugendliche ihre Anlässe in eigener Regie. Insgesamt ist es nach Zuber „eine riesige Herausforderung, generationenübergreifend Gemeinde zu bauen“.
Gemäss Leitbild „konzentriert der Bund FEG seine Tätigkeit auf die Unterstützung der Gemeinden in Evangelisation und Gemeindebau“. Dabei räumt Claudius Zuber ein, dass die Freien Evangelischen Gemeinden (der Bund hat ein Alters- und Pflegeheim in Ennenda bei Glarus und das Kinderheim Tabor im Berner Oberland) diakonisch mehr tun könnten. Der Vorsitzende bezeichnet die Förderung von Ehe und Familie als einen Schwerpunkt des Bundes.
Einige Gemeinden haben Freizeit-Angebote für Jugendliche geschaffen, Wetzikon etwa eine alkoholfreie Bar mit Spielraum. Dieselbe Gemeinde bot eine Zeitlang einen Suppenmittag an, bei dem Bedürftige auch Lebensmittel erhielten. Die FEG Chur führt eine Wohngruppe für Randständige.
Webseite: www.feg.ch