Kommentar

Missbrauch und kein Ende

Die Berichte über den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen reissen nicht ab. Die Fassungslosigkeit darüber ist gross. Schulen und Kirchen, vor allem die katholische, erleben einen vermutlich nie da gewesenen Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust.

Die katholische Schweizer Bischofskonferenz hat ohne Wenn und Aber um Vergebung für Missbrauchsfälle gebeten.

Freiheit ohne Grenzen?

In Deutschland diskutiert man schon länger, pädophile Inhalte im Internet unmöglich zu machen. Nun legte die EU-Kommission vor kurzem einen neuen Vorschlag auf den Tisch: Danach sollen alle EU-Staaten den Zugang zu kinderpornographischen Seiten blockieren.

2008 konnte sich Familienministerin von der Layen mit einem Vorhaben, einschlägige Seiten zu sperren, nicht durchsetzen. Vertreter einer unbedingten Freiheit im Internet liefen Sturm, der beachtliche Wahlerfolg der Piratenpartei bei der Bundestagswahl 2009 wurde mit der Forderung nach einem Internet ohne Zensur erreicht.

Wie viel Freiheit - wie viel Schutz?

Hinter den vielen Fakten geht es um sehr grundsätzliche Fragen: Wie viel Freiheit ist in der Sexualität erlaubt? Wie viel Beschränkung ist sinvoll und möglich im Internet? - Es ist die alte Frage von Freiheit auf der einen sowie Schutz auf der anderen Seite.

40 Jahre nach der «sexuellen Befreiung» im Kielwasser der 68er-Bewegung muss man heute diskutieren und fragen: Wo liegen die Grenzen der gewonnenen sexuellen Freiheit? Gibt es Dinge, die gesellschaftlich geächtet werden sollten?

Noch in den 80er-Jahren gab es Parteiprogramme der Grünen, die Sex mit Minderjährigen legalisieren wollten; sogar für freien Sex mit Tieren setzten sich manche ein. Vertreter von humanistischen Kreisen forderten noch vor einigen Jahren die Freigabe der Pornographie und allen freiwilligen sexuellen Handlungen.

Alte Fronten

Bei der Frage nach Ursachen für Missbrauch darf es nicht um bequeme Schuldzuweisungen gehen. Der katholische Bischof Mixa stellte fest, dass die sexuelle Revolution «sicher nicht unschuldig» am Missbrauch ist. Das sagt ein Vertreter der Institution, die sich - überwiegend zu Recht - mit aller Macht gegen die sexuelle Befreiung der 68-Bewegung gestemmt hat.

Doch Mixa ist zugleich ein Repräsentant der Institution, die heute im Zentrum der aktuellen Enthüllungen und Vorwürfe steht. Und er wiederum muss sich von Befürwörtern eines möglichst freien Sexlebens vorwerfen lassen, dass Missbrauchsfälle nur die Kehrseite von veralteten, rigiden und verklemmten Sexualnormen sind.

Persönliche Schuld

Es ist ein Phänomen der heutigen Zeit, dass der Blick sich fast ausschliesslich auf gesellschaftlichen Bedingungen und die Verantwortungsstrukturen in Schulen und Kirchen richtet. Schnell wird der Ruf nach Aufarbeitung und dringenden Änderungen laut. Das ist auch richtig so!

Doch wir sprechen viel zu wenig über die betroffenen Menschen, Täter wie Opfer! Täter werden vor allem vor dem Hintergrund der Institution, in der sie Minderjährige missbrauchten, betrachtet. Wo aber ist die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen, ob Pfarrer oder Lehrer, der sich an Minderjährigen vergangen und schuldig gemacht hat?

Jesus warnt

Jesus sprach ein heftiges Urteil gegen Menschen aus, die den Glauben von Kindern zerstören. Wie zerstörerisch aber wirkt sich Missbrauch an Minderjährigen auf ihre Fähigkeit aus, zu vertrauen und zu glauben können! Jesus sagte dazu unmissverständlich: «Denn wer in einem Menschen den Glauben, wie ihn ein Kind hat, zerstört, für den wäre es noch das Beste, mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen zu werden» (Die Bibel, Matthäus-Evangelium, Kapitel 17, Vers 2).
Datum: 06.04.2010
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet.ch

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