Weltweite Lieferkettenengpässe

EVP-KMU-Forum über Problematik und Zukunftsaussichten

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Unsere globalisierte Welt kommt an ihre Grenzen. Corona, Krieg, Trockenheit und ein starker wirtschaftlicher Aufschwung sorgen für weltweite Lieferengpässe in einem Ausmass wie noch nie zuvor. Das 13. EVP-KMU-Forum beleuchtete die Problematik.

Es waren beeindruckende Zahlen, welche die Referentinnen und Referenten am EVP-KMU-Forum in den Rheinhäfen Basel am 26. August präsentierten. Ca. 10 Prozent aller Schweizer Importe werden über die Rheinhäfen in Basel abgewickelt, ein reibungsloses Funktionieren der Flussstrasse entlang des Rheins ist für die Schweiz damit von erheblicher Bedeutung. Dass dies funktioniert, sichert seit 1868 die Mannheimer Akte (offiziell: Revidierte Rheinschifffahrtsakte), ein internationaler Vertrag der unter anderem Zugang und Gleichbehandlung aller Beteiligten garantiert und damit der Schweiz den Zugang zu den Weltmeeren sichert.

Herausforderung der Corona-Lockdowns

Die Corona-Lockdowns stellten die Logistikbranche vor grosse Herausforderungen. Auch 2022 prägen Lockdowns noch immer das Tagesgeschäft. So fertigt der Hafen in Shanghai jährlich rund 50 Millionen Container ab. Die acht Wochen Lockdown sorgten somit für einen Rückstand von rund acht Millionen Containern. Dies entspricht etwa 24'000 vollbeladenen Rheinschiffen, 4,5 Millionen Lastwagen oder aber einem 80'000km langen Zug, der zweimal um die Welt reicht – unvorstellbare Mengen an Waren, die irgendwo gestrandet und zwischengelagert wurden und die zuerst wieder an den richtigen Ort kommen müssen.

Herausforderung Ukraine-Krieg

Auch der Ukraine-Krieg löste Chaos aus. Tausende Container wurden in den Nordhäfen blockiert (Sanktionen), Deutschland braucht inzwischen Unmengen an Schiffen und Zügen, um wieder Kohle zu transportieren und die Getreideexporte aus der Ukraine über den Donauweg zu absorbieren.

Und als ob Corona und Krieg nicht schon genug wären, können die Rheinschiffe wegen Niedrigwasser lediglich etwa ein viertel der üblichen Ware laden.

Preisexplosion als Folge

Die logische Konsequenz dieser Kumulation an Faktoren: Die Nachfrage nach Transportmöglichkeiten übersteigt das Angebot massiv und die Preise explodieren regelrecht. Gab es mal Zeiten, in denen ein Container für unter Fr. 1'000 aus China in die Schweiz kam, so kostet ein Container derzeit gut und gerne 20'000 Franken – sofern dann überhaupt Schiffskapazitäten zur Verfügung stehen.

Deglobalisierung und Krisen als Chancen

In der Diskussion zwischen Unternehmerinnen und Unternehmern und den anwesenden Referierenden wurde dann schnell klar, dass eine rasche Rückkehr in die alte Welt mit «Just-in-Time»-Bestellungen und tiefen Logistikpreisen weder realistisch noch wünschenswert ist und eine Deglobalisierung zumindest teilweise Realität werden könnte.

Doch ebenso klar wurde auch das alte EVP-Anliegen der Genügsamkeit: Es kann und darf nicht mehr weitergehen wie bisher. Krisen sind immer auch Chancen und gerade die aktuelle Energie- und Lieferkettenkrise können unserer Gesellschaft Schub verleihen in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung mit weniger, aber bewusstem Konsum und Lieferketten, die kosten, was sie Wert sind.

Zum Thema:
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Datum: 31.08.2022
Autor: Roman Rutz
Quelle: EVP Schweiz

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