Iris Kloos im Talk

Wieso Online-Dating so schwierig sein kann

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Iris Kloos (Bild: Livenet)
Wer denkt, dass Online-Dating deutlich leichter ist als «normales» Daten, hat sich getäuscht. Das dokumentiert Iris Kloos in ihrem Buch «Dating Queen» humorvoll ehrlich und erzählt im Talk mit Florian Wüthrich einige Anekdoten.

«Zuerst ist gar nichts passiert», stellt Iris Kloos im Livenet-Talk mit Redaktionsleiter Florian Wüthrich klar. «Ich ging davon aus, dass ich schnell jemanden finde, aber dem war nicht so.» Nach einer schmerzlichen Scheidung sehnte sich Iris wieder nach einem Partner. «Wenn man 50 Jahre alt ist und in einer Gemeinde, wo es keine freien Männer gibt, ist eine Dating-Plattform die Möglichkeit, die einem bleibt», erklärt die Mutter von zwei Teenagern.

Um ihre Gefühle besser sortieren zu können, schrieb sie ihre Erfahrungen beim Online-Dating auf. «Meine Schwester hat sie gelesen und sich so amüsiert, dass sie mich motivierte, sie als Buch herauszugeben.»

Falsche Vorstellung

Einer der ersten Kontakte enttäuscht sie sehr. Sie hat eine längere Beziehung mit einem Kirchgänger. «Deshalb setzte ich voraus, dass er es ernst meint.» Ein anderes Mal gehen Briefe hin und her, bis sie das starke Gefühl empfindet: «Das passt!». Dann begegnet sie Matthias zum ersten Mal und weiss sofort: «Er ist es nicht.» Matthias empfindet das nicht so und bedrängt Iris in der Folge so intensiv, bis sie Angst bekommt und ihm droht, die Polizei einzuschalten. «Wieder eine herbe Enttäuschung für mich», gesteht sie. «Man geht jedes Mal mit Erwartungen zu einem Treffen, hofft, jetzt den richtigen Partner zu finden.» Zu verarbeiten, dass es nicht passt, kostet jeweils viel Kraft. «Er war überzeugt, Gott habe Ja gesagt zu unser Beziehung», erklärt Iris. «Ich nicht – so was ist schwierig.» 

Keine Abrechnung

Zum Schutz der erwähnten Personen wurden Namen und Umstände verändert. Aber ihre Gefühle und Reaktionen beschreibt sie ehrlich. «Ich wäre froh gewesen, wenn es damals schon ein Buch wie meines gegeben hätte», hält Iris Kloos fest. «Es ist allerdings keine Abrechnung mit Männern. Sie haben sich so verhalten, wie ich das aufgeschrieben habe», erklärt die Autorin.

Sie gibt jedoch Tipps, worauf sie heute achten und was sie nicht mehr machen würde. Sie zeigt auf, was sie erlebt hat. Gewisse Ideale werden dabei angekratzt – nicht immer hat sie Christen als so vertrauenswürdig erlebt, wie sie das erwartet hat.

Frau Bunt

Im Profil nennt sich Iris «Frau Bunt», weil sie sich als bunte Frau empfindet. Das zeigen auch die farbigen Tattoos an ihrem ganzen Körper. «Ich bin ehrlich und transparent, ich wollte, dass der Mann weiss, worauf er sich einlässt», erklärt die Frau mir raspelkurzem grauem Haar. «Ich blieb freundlich, habe immer wieder zurückgeschrieben.»

Heute würde sie das nicht mehr so machen, schneller eine Absage erteilen, wenn es nicht passt. Zum Beispiel, wenn ihr Gegenüber anklagend wird, Forderungen stellt oder um Geld bittet. «Ein Mann führt in Indien ein Waisenhaus und bat mich um Unterstützung.» Gezielt appellierte er an ihre christliche Nächstenliebe. Mit solchen Anfragen umzugehen, sei nicht einfach. Trotz allem empfiehlt Kloos, die Chance einer Dating-Plattform zu nutzen, dabei aber gut auf die eigene Intuition zu achten.

Ende gut …

Gott habe ihr drei Jahre zuvor versprochen, ihr wieder einen Mann zu schenken, erklärt Iris. Doch schliesslich steigt sie aus und beginnt durchs Aufschreiben, ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Um den Anmeldevorgang genau zu beschreiben, meldet sie sich nochmals bei der Plattform an. Weil sie den Link zur Abmeldung nicht findet, bittet sie die Administration, ihre Angaben zu löschen. Doch da meldet sich ein attraktiver Mann, und sie gibt ihm in der Eile ihre private E-Mail-Adresse. «Das sollte man nicht machen!», erklärt sie. «Man kann eine andere als die private Adresse angeben und sollte nicht zu schnell viele Details preisgeben.»

Heisses Thema

Scheidung und Wiederheirat lösen im christlichen Umfeld noch immer Widerstand auf. Iris weiss, dass eine Scheidung mit sehr viel Schmerz verbunden ist und stellt klar: «Es ist schlimm, wenn eine Ehe auseinander geht.» Der Kurs «Lieben-Scheitern-Leben» hat ihr geholfen, die Trennung von ihrem Ex-Mann aufzuarbeiten. «Gott hat mich durchgetragen», sagt sie. «Das war Gnade.»

Und auch, dass er ihr wieder einen Mann geschenkt hat. Er ist der allerletzte, der sie über das Portal erreicht hat. Trotz irritierender Erfahrungen mit einzelnen Online-Partnern ist Iris nun frisch verheiratet, dankbar und glücklich.

Zum Buch:
Dating Queen

Zum Thema:
Dossier: Beziehungskiste
Gut zu wissen: Tipps fürs Online-Dating
Beziehungsimpuls: Wer liebt, gibt sein Gegenüber frei

Datum: 27.07.2022
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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