Auschwitz-Befreiung
Sie retteten Juden, viele fanden deshalb den Tod
André Girard-Clot, ein mutiger Christ aus Frankreich, rettete während des Zweiten Weltkriegs Juden. Er wurde deswegen in einem Konzentrationslager ermordet. Gleich wie andere mutige Christen. Durch sie leben Menschen, die sonst nie zur Welt gekommen wären…
«Hätte nicht ein tapferer französischer Christ im Zweiten Weltkrieg mutig gehandelt, hätte ich mit ziemlicher Sicherheit niemals meine Frau Karen geheiratet und drei wunderbare Kinder bekommen», erklärt Tim Dowley in seinem Beitrag in der «Christian Post».Seine Schwiegermutter Mariette wurde in den 1930er Jahren in Prag geboren. Als die Deutschen im März 1939 die Tschechoslowakei besetzten, wussten ihre Eltern als Juden, dass sie versuchen mussten zu fliehen. Es gelang ihnen, ihre beiden Kinder, Mariette und Jean, sicher nach Paris zu bringen, aber das verschaffte ihnen nur eine vorübergehende Atempause.
«Sie waren erst einige Monate dort gewesen, als der deutsche Blitzkrieg zur Besetzung der Nordhälfte Frankreichs und damit der französischen Hauptstadt führte.»
Flucht mit dem LKW
Mariettes Familie entkam nun mit einem Lastwagen nach Südfrankreich, das noch nicht von Nazideutschland besetzt war. «Dort lebten sie in einem winzigen Dorf in der Dordogne in relativer Ruhe, bis sie verraten wurden und fliehen mussten.»
Schliesslich kam ihnen André Girard-Clot, ein Christ aus Grenoble in den französischen Alpen, zu Hilfe. Er besorgte ihnen gefälschte Ausweise und falsche Namen, fand eine Wohnung, in der sie sich verstecken konnten, und erzählte ihnen, wann Polizeirazzien geplant waren.
«Wäre dieser tapfere Christ nicht gewesen, welcher der Familie von Mariette zu Hilfe gekommen war, hätte man sie höchstwahrscheinlich zusammengetrieben und nach Osteuropa, in ein Vernichtungslager wie Auschwitz, verschifft. Für seine Widerstandsaktivitäten wurde André im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.»
Dem Holocaust wiederstanden
«Ich recherchierte die Geschichten anderer Christen aus verschiedenen Ländern und einer Vielzahl von Kirchen und Konfessionen – von den Russisch-Orthodoxen bis zu den Quäkern –, die ihr eigenes Leben für weniger wichtig hielten als die Rettung von Menschen, denen die Gefangenschaft in Konzentrationslagern und die Vernichtung in Todeslagern drohte. Von vielen, die bei der Rettung von Juden halfen, hätte man sonst vielleicht nie von ihnen gehört.»
Darüber verfasste er das Buch «Defying the Holocaust» («Sich dem Holocaust widersetzen») und erzählt die Geschichten von etwa zehn Christen aus verschiedenen kirchlichen Traditionen, Konfessionen und Ländern.
Elsie rettete einen Menschen
Eine von ihnen ist Elsie Tilney, eine Missionarin aus Ipswich. Da sie in Paris gearbeitet hatte, als die Deutschen einmarschierten, wurde sie in Vittel interniert. Viele von Elsies Mitinternierten kamen aus Westeuropa, aber auch Juden aus Polen wurden dorthin geschickt, bevor sie in Todeslager im Osten transportiert wurden.
Elsie versteckte einen jungen polnischen Juden monatelang erfolgreich in ihrem Badezimmer, bis das Lager am Ende des Krieges befreit wurde. Sie ist eine «unbesungene Heldin», wie man im anglofonen Sprachraum sagt. Ihre Geschichte wurde erst kürzlich bekannt.
Corrie ten Boom im Konzentrationslager
Bereits bekannt ist die Geschichte der niederländischen Christin Corrie ten Boom, die während des Zweiten Weltkriegs Juden und Widerstandskämpfer in ihrem Haus in Haarlem versteckt hat, bis sie verraten und verhaftet wurden.
Corrie und ihre Schwester Betsie ertrugen die Schrecken des Konzentrationslagers Ravensbrück, in dem Betsie starb. Corrie überlebte.
Ebenfalls im Buch kommt die Schottin Jane Haining vor. Sie kümmerte sich in einem Internat der «Church of Scotland» in Budapest um jüdische Mädchen und versuchte, sie vor den Schrecken der Aussenwelt zu schützen. Die Gestapo verhaftete sie und ermordete sie in Auschwitz.
Mit einer Gruppe niederländischer Christen gelang es Joop Westerweel, 200 bis 300 Juden durch Belgien und Frankreich in die neutrale Schweiz und nach Spanien in Sicherheit zu schmuggeln. Auch er wurde 1944 von den Nazis hingerichtet.
Im Laufe des Zweiten Weltkriegs starben mindestens elf Millionen Menschen im System der Konzentrations- und Vernichtungslager, mindestens vier Millionen davon allein in Auschwitz-Birkenau. Die Nazis ermordeten etwa sechs Millionen Juden und mindestens weitere fünf Millionen Nichtjuden. Mehr als eine Million Kinder wurden ermordet, viele davon neugeboren oder ungeboren.
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Autor: Tim Dowley / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / Übersetzung Livenet